Warum gab es in der DDR so viele Plattenbauwohnungen?

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Warum?

Weil nach dem Krieg sehr viele Wohnungen in Schutt und Asche lagen.

Immerhin fand der Kampf um den "Endsieg" auf breiter Front in Mitteldeutschland statt.

Platte war und ist modern, siehe heutige Bauweise mit großen Fertigbauteilen (Platten). Natürlich damals mit Verarbeitung von Asbest, Formaldehyd etc.

Genau so wurde auch im Westteil gearbeitet.

Hochhaussiedlungen mit einem gewissen Ausstattungsstandard, aber eher mit billigen Materialien.

Wir wohnten (in NRW) während meines Studiums in einem Dorf in 40 qm, Toilette auf dem Flur, Bad 1 Etage höher. Das zweite Kind kam. Da waren wir sehr froh, 1971 solch eine Sozialwohnung mit 73 qm zu bekommen. 4. Etage, Aufzug, Balkon, Bad / WC innerhalb der Wohnung.

(Nach 5 Jahren zogen wir um wegen der ständigen "Milieuverbesserung".)

Auch im Westen mussten Wohnungen, gerne auch öffentliche Gebäude nach Jahren kernsaniert werden, als man die schädlichen Stoffe realisierte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Warum gab es in der DDR so viele Plattenbauwohnungen?

Das war nicht DDR typisch, nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Staedte platt gebombt, 14 Millionen Fluechtlinge aus den Ostgebieten standen auf der Matte und brauchten eine Wohnung.

Stein auf Stein reichte da nicht aus, in Ostberlin entstand eine komplette Stadt Marzahn und die Wohnungen wurden angenommen, Vollkomfort, Fahrstuhl in den Hochhaeusern. In Westberlin begann es mit dem Hansaviertel, Gropiusstadt und an der Zwickauer Str,. nicht anders lang.

Das spaeter dawieder auszogen, vor allen Dingen Haeuslebauer ist normal, denn die Treppenhaeuser in den Hochhaeusern machten keinen gepflegten Eindruck, hueben wie drueben nicht. Somit war das ein Versuch die Wohnungsnot zu lindern, mit allen Vor- und Nachteilen.

Es wurden in Marzan solche Hochhaeuser rueckgebaut und es ist kaum zu glauben, diese Platten wurden durch Schiffe die Oder runter bis in russische Gebiete transportiert und da enstanden dann Einfamilienhaeuser draus, darueber wurde kein Aufheben gemacht, das war politisch nicht verwertbar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Marzahn

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gerhart  02.10.2020, 09:43

Die Oder entsprigt in Polen und und auf dem Wasserweg ist Russland über die Ostsee zu erreichen. Geografienote?

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Gerhart  02.10.2020, 16:46
@zetra

"Die Oder runter" Du wollstest sagen "flussabwärts" und damit hattest du recht.

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zetra  02.10.2020, 17:58
@Gerhart

Das war doch klar, die Oder fliest doch in die Ostsee.

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Was hier vergessen wird, die DDR hatte Wohnungsämter, die allein bestimmten, wer Wohnraum-bedürftig war oder nicht.

Wer eine Wohnung zur Miete beziehen wollte, musste dafür seinen Bedarf im zuständigen Wohnungsamt anmelden. Meist ruhte dort dieser Wohnungsantrag bis zum St.-Nimmerleinstag. Wer trotzdem aktiv wurde, inserierte in der Zeitung unter der Rubrik Tauschwohnung. Das sah etwa so aus:

"Biete 2-Zimmer-Altbauwohnung, suche 1- Zimmer-Neubauwohnung, Gegend ... gleich..."

Wenn dann die zuständigen Wohnungsämter den Umzug genehmigten, konnte man froh sein. Allerdings verlor man seinen Hauptwohnsitz als Berliner und bekam keine Zuzugsgenehmigung mehr, wenn man wieder zurück wollte, nachdem man außerhalb, also in die DDR siedelte.

Die "Platte" galt als begehrtes Objekt wegen des Komforts und beim Wohnungstausch gab man seine sanierungsbedürftige Altbauwohnung dafür gern her.

Die Platten- Neubauten in der DDR wurden erst nach dem Mauerbau vermehrt hochgezogen, ihre Herstellung war viel kostengünstiger als die aus Ziegelstein fabrizierten.

Warum hat man das gemacht?

Wohnraum war knapp und mit der industriellen Fertigbauweise konnte man viele Wohnungen in verhältnismäßig kurzer Zeit schaffe. Ein Problem, das man in den 60er und 70er Jahren auch im Westen kannte. Und auch hier entstanden Plattenbausiedlungen wie z.B. Köln-Chorweiler, Nürnberg-Langwasser, Beilefeld-Sennestadt, Dortmund-Scharnhorst...

Wie gefiel es den Menschen, darin zu leben?

Die Platte war in der DDR gefragt und beliebt, denn es gab ein Bad und fließend Warmwasser, kein Klo auf halber Treppe, Zentralheizung (oft mit Fernwärme gespeist). Zu der damaligen Zeit ein Komfortgewinn.


Joshua18  01.10.2020, 19:56

Als die Platten noch brandneu waren, galten die wohl als schick. Ich fürchte, diesen ganzen weissen Schuhkartons die heute überall hingestellt werden, werden noch schneller verwittern. Dann will da keiner mehr hin und die alten Stuckfassaden kommen am Ende wieder in Mode. Seh´ich schon kommen!

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LumiAuserwaehlt  06.03.2022, 14:21
@Joshua18

Träum weiter. Plattenbauten gelten auch heute noch als schick und es werden fleißig immer mehr davon gebaut, wie es sich gehört!

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Um schnell billigen Wohnraum zu schaffen.

Die Vorkriegswohnungen waren echt mies. Toilette IN der Wohnung? Fehlanzeige, das war "auf halber Treppe"

So eine Plattenbauwohnung war wie ein Sechser im Lotto. Da die Wohnungen vorwiegend an paare und vor allem Eltern vergeben worden sind, hat man oft auch schnell geheiratet um so eine Wohnung zu bekommen.

Die waren echt Luxus. Wer eine hatte wurde total beneidet.