Warum fahren manche einen V8 im Alltag?

7 Antworten

Ich hatte auch mal einen Opel Omega B 3.2 V6 und einen BMW 728i, weil ich damals an so was Spaß hatte und mich für Autos im allgemeinen interessiert habe, ich es mir ganz einfach locker leisten konnte und ich andererseits auch denn Wunsch hatte, dass man nach außen hin zumindest erahnen kann, wie gut dass es mir finanziell geht und was ich mir einrichten kann durch gute, ehrliche Arbeit. Der Hintergrund war nicht schön, aber ich stehe heute gern dazu: Ich war oft "der Ausländer" und wurde in meiner Heimatstadt nicht selten diffamiert (wie meine ganze Familie) vor allem in der Realschulzeit, deswegen war es damals nicht weit her mit meinem Selbstbewusstsein und ich habe so fette Kisten irgendwie auch gebraucht. Als ich mit dem BMW (damals noch E38) ankam, war das schon ein Aufschrei - ich war der einzige im Stadtteil, der einen Siebener fuhr, selbst der Arzt hatte "nur" einen Fünfer. Das gab mir schon was fürs Ego. Heute fahre ich E-Klasse W211, davor C-Klasse W202, weil ich dort hervorragende Zuverlässigkeit, wirtschaftlichen Unterhalt und guten Service sowie viel Platz und guten Komfort bekomme.

Reich im Sinne von "chefmäßig reich" muss man für so übrigens was nicht sein; ein gut verdienender Angestellter, der nicht jedes Wochenende auf Partys säuft und nicht ständig bei Ebay lauter Schrott ersteigert, kann sich eine gebrauchte Oberklasse inklusive fachgerechter Wartung und Reparatur beim Vertragshändler (war bei mir IMMER der Fall) schon leisten. Gerade der BMW war als - sehr gepflegter, aus erster Hand gekaufter - Gebrauchter gar nicht mal so teuer.

Woher ich das weiß:Hobby

CaptainJ847  17.07.2023, 15:09

Sehr treffend beschrieben, und interessante Einblicke auch in deine Beweggründe. Vielen Dank!

Und ja, gefühlt war früher schon eine (neuere) E-Klasse ein ohhhhh und sowas fuhren nur Ärzte und Rechtsanwälte. Heute können sich anscheinend viel breitere Bevölkerungsschichten ein Oberklasseauto leisten. Da teile ich deine Beobachtung!

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rotesand  17.07.2023, 15:19
@CaptainJ847

Gerne! Ich stehe auch zu meiner Vergangenheit und schäme mich nicht - das eine ist das eine und das andere ist das andere.

Bei dem Siebener gab es wirklich als Zoff; vor allem ein Bekannter mokierte sich immer über den "teuren BMW", bis ich ihm entnervt sagte ... soooo teuer sind die Dinger nicht, er soll halt mal zum örtlichen BMW-Händler und schauen, was die kosten, vielleicht ist was Passendes dabei. Nur wenige Wochen später hatte er sich dann tatsächlich einen gebrauchten, sehr schönen Fünfer gekauft und sagte zu mir, du hast Recht gehabt, das kann man sich als Normalsterblicher schon leisten und es macht echt Spaß. Er fährt meines Wissens nach immer noch BMW.

Der W211 fällt immer noch zuweilen auf, vor allem in klassischem Silber und in erkennbar gutem Zustand, aber im Gegensatz zu meiner Heimat, wo der alte W202 noch im fortgeschrittenen Alter ein Dauer-Aufreger war nach dem Motto "ouh ja, en grouße Mercedes hot er" und es Fragen hagelte wie "sind wir arrogant geworden?" oder "zahlt der Chef zuviel?" sprechen mich höchstens mal ein paar Leute auf ihn an, von denen ich weiß, die sind Mercedes-Fans und fahren selbst so was in der Art, meinen es ehrlich und sind technikaffin.

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CaptainJ847  17.07.2023, 19:29
@rotesand

Ich hatte früher auch viel Unsinn im Kopf, dafür muss man sich wahrlich nicht schämen 😃

Das ist interessant - ich habe mal drei Jahre in Kassel gewohnt, und dort viel mir mal auf dass in vielen Luxusauto am Steuer nicht wie erwartet "Typ Bankdirektor" saß, sondern eher junge Typen. Da hatte ich mich auch gefragt wie due sich sowas leisten können. Daraufhin habe ich mal bewusst mitgezählt und bei allen Autos die geschätzt 100.000€ oder mehr kosten darauf geachtet wer am Steuer saß. Erstaunlicher weise gab es da den Typ alter Mann mit Schlips fast nie. Fast 90% waren junge Männer geschätzt zwischen Mitte zwanzig und anfang dreißig mit arabisch/südländischem Aussehen.

Daher fand ich deine Ausführungen über deine Jugend sehr interessant.

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Indem man einfach das Geld hat? Nehmen wir an, der braucht 15l auf 100km, ein Kleinwagen nur 5 Liter. Bei 10.000km jährlicher Fahrweise zahlt er Kleinwagenfahrer bei 1,75€ Spritpreis pro Liter insgesamt 875€, der V8-Fahrer 2625€.

Liegt in der Größenordnung vielleicht etwas über einem monatlichen durchschnittlichen deutschen Nettogehalt. Ist jetzt nicht so unrealistisch, zumal es auch Kleinwagenfahrer gibt, die nicht 10.000, sondern 30.000km im Jahr fahren, da kommts wieder aufs Selbe hinaus.

Das fällt gar nicht sooo ins Gewicht. Ich hatte über ein Jahr lang gleichzeitig einen V8 und einen V6. Der V8 hat 2,5 Liter mehr verbraucht.

Bei angenommen 15000 km Jahreslaufleistung und einem gemittelten Spritpreis von 1,75€ macht das etwa 55€ pro Monat mehr.

Ich hab den V8 dann vor allem aus pragmatischen und Unweltgewissensgründen verkauft

Wer kann, der kann. Du musst ja von dir nicht auf andere schließen.

Ich fahre einen 5,2 Liter V10 im Alltag

Dafür muss man nicht reich sein