Warum fällt es nahezu jedem Lehrer schwer seinen Schülerinnen und Schülern auf dem Abschlusszeugnis die bessere Note zu geben?

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2,5 wird mathematisch auf 3,0 aufgerundet. Und wenn der Gesamteindruck eher zu 3,0 tendiert, bekommt man dann die 3,0. Wieso sollte man auch die 2,0 bekommen? Das wäre unfair denen gegenüber, die sich diese hart erarbeitet haben.

Und nein, Lehrer können normalerweise nur sehr schwierig entlassen werden.

Ich habe andere Erfahrungen gemacht - hatte ein sehr ehrliches und mehrheitlich sehr angenehmes Lehrerkollegium und oftmals gab es am Schuljahresende bei Grenzfällen (ich war meistens einer zwischen 2 und 3, daher kenne ich das) die Möglichkeit, sich über Referate und Präsentationen oder schriftliche Ausarbeitungen auf die bessere Note zu retten. Ansonsten gab es auch Lehrer, die bei guter mündlicher Benotung, sauberer Heftführung, regelmäßig erledigten Hausaufgaben und einem offenen Wesen ihres Schülers durchaus auch mit 2,6 noch auf die bessere Note gingen weil sie wussten, dass es sich lohnt - aber im Gegenzug einem schweigsamen und unfreundlichen, stets passiv im Stuhl hängenden, Hausaufgaben eher "peu à peu" erledigenden Schüler mit schlechter Heftführung eben die 3 gaben, wenn er auf 2,5/2,6 stand.

Ganz hohes Augenmerk lag auf der 3 - das hat mir mal eine TW-Lehrerin eindrücklich erklärt. Sie sagte, dass jemand, der eine 2,6 hat und durchaus was kann, von ihr nicht bewertet wird wie jemand, der sich mit einer schlaffen 3,4 gerade so auf die Drei rettet und eigentlich nur rumgesessen ist - das ist unfair der Leistung einer Person gegenüber, die sich wirklich anstrengt. Auch andere Lehrer haben sich allerhand einfallen lassen, um Grenzfälle auf die 2 zu bringen oder eher leistungsschwache, aber motivierte Leute auf die 3.

Ich weiß sogar von einer Person, die aufgrund Dyskalkulie und gleichsam extremer Stärke in Sprachen die Mittlere Reife - war mein Jahrgang - mit einer 5 in Mathe abgeschlossen hätte, was ein ansonsten sehr brauchbares Zeugnis mit jeweils einer lupenreinen 1 in Deutsch und Französisch (!) komplett wertlos gemacht hätte: Da wurde mit umsichtigen Lehrerteams getrickst und gewoben ohne Ende, dass es zumindest noch die 4 gab und die Person dann auch bessere Chancen hatte. Das fand ich echt stark!

Aber es gibt auch Lehrer, die das Gegenteil tun - das sind zwar gehässige Ausnahmen die ich nicht hatte, aber es gibt sie. Selbst ein linksgerichteter aus der Kirche ausgetretener Typ, der an der Berufsschule ein Jahr lang Mathe gab und mich wegen meines CDU- und Kolping-Engagements sowie meiner kirchlichen Jugendarbeit nicht abhaben konnte und das offen zeigte, hat mir am Schuljahresende die Option gegeben, mich zu verbessern - ich habe mich dann auch verbessert.

negative Konsequenzen haben die Lehrer doch nicht zu befürchten oder doch?

Doch, durchaus - es traut sich nur scheinbar keiner, über die Schulbehörde zu gehen und Terz zu machen. Lehrer und Rektoren halten in der Regel alle dick zusammen, selbst wenn sie genau wissen im Unrecht zu sein - und die Rektoren zeigen das den Eltern in der Regel so direkt, dass sie sich gar nicht trauen, zu intervenieren. Aber wer die richtigen Hebel betätigt, der erreicht sehr viel. Ich kannte etwa einen Realschul-Lehrer, der wegen eines schwerwiegenden Gerichtsverfahrens (ich meine das war Körperverletzung, Freiheitsberaubung und noch irgendwas im privaten Umfeld sowie weil er Kinder geschlagen hat) mit Ende 40 aus dem Schuldienst flog (der arbeitete dann als Zeitungsredakteur, wo er aber auch "geflogen ist" wegen ähnlicher Probleme; das war ein übler Choleriker - dürfte heute Rentner sein) und einen anderen, der wegen sexueller Aktivitäten mit einer Schülerin strafversetzt wurde. Gehen tut alles, nur traut man sich zu selten. Auch ein Lehrer ist nicht unfehlbar und unkündbar, ganz im Gegenteil!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Leider leben wir immer noch in einer Leistungs-, Bewertungs- und Benotungsgesellschaft. Vielen Schülern wird der Spaß am Lernen durch unsinnigen Notendruck verdorben. Später im Leben wird es bei den meisten keine große Rolle spielen, was für Noten sie früher im Zeugnis hatten. Manche "rühmen" sich sogar mit besonders schlechten Noten, wo sowas wie Coolness mitschwingt. Ich finde es gar nicht gut, sich in iregendeiner Form über Noten zu definieren.

Fände es super, wenn die Lehrer alles etwas weniger verbissen sehen würden und die Schüler mit leichtem, interessant anschaulichen und wenigstens ein bisschen spaßigem Unterricht ohne viel Druck aktivieren würden. Wir hatten immer die lustigen, lockeren Lehrer am liebsten. Da fiel das Lernen auch deutlich leichter. Und davon haben diese Lehrer natürlich auch profitiert.

Oft ist Benotung aber auch eine Art von Machtspiel. Man ist den Lehrern auf gewisse Art ausgeliefert und kommt nur sehr schwer gegen Fehlbeurteilungen an.

Ist das so?

Ich habe die Erfahrung nicht gemacht. Bei uns werden zum Schuljahresende eher bessere Noten gegeben.

Vor allem, wenn es ein Abgangs- bzw. Abschlusszeugnis ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Volens  15.07.2019, 18:45

Das kann ich aus menen Erfahrungen nur bestätigen.

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LuClRa  15.07.2019, 18:47
@Volens

Man kann natürlich z.B. aus einem 4er Kandidat, der evtl. auch mündlich nix tut, keinen 3er Kandidaten machen😎

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paulo777  15.07.2019, 18:52
@LuClRa

Genau, bei uns gab es mündliche Prüfungen für die was zwischen zwei Noten standen. Bei der Prüfung wurden extra leichte Fragen gestellt damit auch jeder die bessere Note bekommt. Aber es gab ein paar hoffnungslose Fälle die nicht einmal die leichten Fragen schafften also warum sollten die die bessere Note bekommen. Waren meistens die 4er oder 5er Leute.

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LuClRa  15.07.2019, 19:07
@paulo777

Sehe ich auch so. Bin ja selbst lernfaul, aber man weiss ja, wenn man was tun muss/soll.

Wobei man, wenn man die Klausuren verhauen hat, es mdl. gerade in der Oberstufe rausreissen muss.

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HOSUS  15.07.2019, 18:42

Genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht!

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Stimmt doch garnicht die Lehrer geben ihr bestes. Für eine gute Note muss der Schüler eben was tun, geschenkt wird nichts. Wenn man zwischen zwei Noten steht dann gibt es oft so eine kleine Miniprüfung oder es wird auf die Mitarbeitsnote geschaut wenn der Schüler das verkackt ist er selbst schuld.