Warum braucht man Inflation?

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Du spielst wahrscheinlich auf das Ziel der EZB an, 2% Inflation zu erreichen? -Das ist ein vorgeschobener Grund, denn der eigentliche Auftrag der EZB lautet, die "Preisniveaustabilität" zu gewährleisten. Und die liegt mathematisch gesehen natürlich bei 0% Inflation.

Allerdings ist die EZB eben allen anders lautenden Vorgaben zum Trotz (Papier ist seeehr geduldig..) gerade nicht unabhängig von der Politik, und die begrüsst natürlich (wie jeder Schuldner..) Inflation: 2% Inflationsrate bedeuten eine Halbierung der effektiven Staatsschulden alle 35 Jahre. Nimmt man noch hinzu, dass die wahre , nicht getürkte Inflationsrate eher deutlich höher liegt, wird der wahre Grund sichtbar: Es geht hier um das Ausradieren von Schulden.

Dass Deflation ein Wirtschaftskiller sei, ist übrigens nicht bewiesen. (Das hier immer wieder gerne zitierte Beispiel Japans zieht gerade nicht, denn dass Japans Wirtschaft seit Jahrzehnten nicht in Gang kommt, liegt nicht an der Deflation -sondern umgekehrt ist die Deflation eine natürliche Folge davon, dass Japan sich nach dem Platzen der Finanzblase in den 1980ern geweigert hat, die insolventen Banken auch in die Pleite zu schicken: Stattdessen sitzen Japans Banken heute noch auf ungezählten Millarden fauler Kredite und vergeben deswegen auch keine Kredite in die Wirtschaft. Den "Rest" der Misere ist dem demographischen Wandel geschuldet, denn in einer zunehmend vergreisenden Gesellschaft fehlt der Wirtschaft eben auch zunehmend die produktiven Arbeitskräfte -wer da gerade ein schreckliches deja-vu zur aktuellen EU-Politik ersieht, liegt leider vollkommen richtig...)

Auch ist das oftmals vorgebrachte Argument "Wenn Deflation herrscht, kauft keiner mehr, weil er auf billigere zukünftige Preise wartet" in der Form schlichtweg falsch. Ja, das gilt bei sehr hohen Deflationsraten (weil den Firmen dann ihre Umsätze schneller fielen, als sie die Investitionskreditraten zurückzahlen könnten), es gilt aber sicher nicht für niedrige Deflationsraten, noch für die meisten Güter des täglichen Bedarfs: PCs z.B. werden auch dauernd billiger -trotzdem kauft man sich einen PC dann, wenn man ihn braucht. Und Milch, Butter, Eier, Brot kauft man auch jede Woche. Sein Auto betankt man, wenn es leer ist und die Miete muss sowieso jeden Monat überwiesen werden -etc. pp.

Im Gegenteil: Wer die Geschichte aufmerksam studiert, kann feststellen, dass in den Zeiten des Goldstandards keine Zentralbanken benötigt wurden. Inflation und Deflation waren dort natürlich auftretende Mechanismen, welche durch G(e¦o)ldabfluss von den wirtschaftlich schwächeren zu den wirtschaftlich besseren Handelspartnern die wirtschaftlichen Ungleichgewichte austariert haben. Wirtschaftswachstum und Deflation gingen damals Hand in Hand, d.h.: Produktivitätszuwächse führten in der Regel zu einer gesunden Deflation und bescherten den Menschen ein Mehr an Wohlstand.

Dem interessierten Leser empfehle ich in dem Zusammenhang das hier zur Lektüre: http://freigeldpraktiker.de/weltenaufgang/blog/file_download/52/Briefe+eines+Bankdirektors+an+seinen+Sohn.pdf

In diesem sehr angenehm zu lesenden (fiktiven) Briefwechsel eines Bankiers mit seinem Sohn erklärt der (tatsächliche) Bankier Alfred Lansburgh die Grundzüge des Geldwesens und Bankensystems. Geschrieben hat er das 1921 unter dem Pseudonym "Argentarius", aber in Didaktik und Inhalt ist dieses Werk zeitlos.

Wieso bedenkt hier niemand dass bei einer Inflation auch die Reallöhne niedriger werden??Der Ausgleich findet kaum statt.Und bei einem Hauskauf achtet kein Schwein die Inflation in 20 Jahren sondern nur auf die Zinsen.Scheuklappendenken.

Eine leichte Inflation bringt Wachstum.0 % ist wegen der Nähe zu einer Deflation schwer zu erreichen.

Hat man eine leichte Inflation ist es für ein Konsum- und Investitionsklima gut.

Wer heute 1.000,- Euro ausgibt egal ob für Möbel oder anderes, aber kaufkraftmäßig nur 960,- Zurückzahlen muss, wenn er sich das Geld leiht, wird leichter auf Kredit investieren, oder Konsumieren.

Wer sich 20.000,- Euro für ein Auto leiht und (in Kaufkraft gerechnet) nur 19.000,- tilgen muss, wird nicht auf ein Auto sparen.


Sommerbild 
Beitragsersteller
 27.01.2015, 12:46

MÖGLICH machen ist ein Unterschied zu bringen. Danke für die Antwort

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Nun, die Frage können eigentlich nur die Leute beantworten, die behaupten, man bräuchte 2 % Inflation.

Meiner Meinung nach braucht man sie absolut nicht. Eine Wirtschaft kann sogar bei fallenden Preisen wachsen - zumindest theoretisch.

Da diejenigen, welche die Inflation für unausweichlich halten, dass 1. nicht beweisen können, und 2. von den historisch nachweisbaren Gegebenheiten der Stagflation widerlegt werden, würde ich mich nicht weiter um diese wilde These kümmern, und weiter dafür kämpfen, dass a. wieder Vernunft einkehrt und b. Mario Draghi abgesetzt wird.


7Question7  29.01.2015, 21:52

Deflation ist katastrophal für jede Volkswirtschaft. Wenn du weißt dass deine Pizza zum beispiel jeden tag billiger wird, wirst du das Geld vermutlich sparen und viel später ausgeben oder allgemein weniger ausgeben weil du dann später fürs gleiche geld mehr pizzen bekommst. Der gute pizzainhaber geht dann aber pleite wenn dass jeder denkt un dass kann man auf jeden Wirtschaftszweig übertragen. Die Folgen sind katastrophal weshalb man achtet lieber leichte Inflation zu haben.

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FrageSchlumpf  30.01.2015, 17:43
@7Question7

Die Pizza ist ein ausgezeichnetes Beispiel. Kein vernünftiger Mensch würde lieber verhungern als dass er zu viel für eine Pizza bezahlt.....

Aber auch bei "langlebigen" Wirtschaftsgütern gibt es genug Beispiele, dass diese These schlicht und ergreifend falsch ist - das iphone. Jeder weiß doch, dass das Ding nach der Ersterscheinung , spätestens bei der neueren Version , deutlich billiger wird. Trotzdem übernachten die Leute vor dem Apple-Store, um es am ersten Tag zum wohl teuersten Preis zu kaufen !!!

Soll nicht heißen, dass deflationäre Volkswirtschaften nicht unter einem Nachfragemangel leiden. Der kann aber auch einfach von einem Ungleichgewicht aus Ersparnis und Investitionen herrühren....

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