Warum bekommt man beim Thema Meditation immer so seltsame Bilder?

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Das ist vor allem eine Vermarktungstrategie. Niemand möchte meditieren wenn man in einem simplen Raum ist.

Tatsächlich sind es nur Bilder aus dem westlichen Teil der Welt - so wie man sich eben eine mystische, spirituelle Reise vorstellt. Viele glauben, man müsse solche Erlebnisse haben, um wahre Meditation zu erfahren. Und umgekehrt. Sie verstehen nicht, dass Meditation permanent möglich ist und auch ständig geübt werden kann. Selbst am hässlichsten, lautesten, stinkensten Ort, die man sich vorstellen kann. Es gibt beispielsweise Gefängnisinsassen, die erst durch Meditation im Gefängnis gelernt haben, auf ihre eigenen Gedanken, Reize, Gefühle und ihr Umfeld zu achten. Teilweise haben sie große Erkenntnisse erlangt, gerade weil sie in einem grauen Betonquader eingesperrt waren.

Ich persönlich finde diese Bilder, Videos und die allgemeine Vorstellung von Meditation genauso bescheuert, wie den Schneidersitz, der da immer dargestellt wird. Zusammen mit dem Mudra. Das ist überhaupt nicht notwendig zur Meditation. Aber weil diese Bilder existieren, glauben viele, dass so Meditation sein müsse. Und weil sie diese Bilder/Vorstellung auch bescheuert finden, fangen sie gar nicht erst mit der Meditation an, was ich ziemlich schade finde.


Angulimala1610 
Beitragsersteller
 09.07.2023, 19:44

"Teilweise haben sie große Erkenntnisse erlangt, gerade weil sie in einem grauen Betonquader eingesperrt waren."

Gefängnis ist ein super guter Ort dafür, weil es ja fast wie in einem Kloster ist.

Der Schneidersitz ist gar keine besonders gute Position. Wenn man keine Lotus-Variante schafft, ist ein Sessel viel besser.

Viele assoziieren ein zur Ruhe kommen mit Meditation. Und diese Geisteshaltung wird durch ruhige Landschaftsbilder ausgedrückt. Fast hört man schon das Wasser rauschen, fühlt den Wind.. die besondere Energie der Natur lädt uns zum ruhigen Verweilen ein.

Warum aber immer junge, schlanke Damen in Trägerhemdchen Mudras mit den Fingern formen müssen, ist vielleicht dem Umstand geschuldet, dass die Fotografen keine Buddhisten sind.

Das sind eben Bilder, die viele Menschen beim Thema "Meditation" im Kopf haben, zumindest hier im Westen. Bei uns wird Meditation noch immer als etwas mystisch-esoterisches angesehen, als Zugang zu "höheren Bewusstseinsebenen" oder ähnlicher Unsinn.

Die Menschen sollten die Bücher des vor einem Jahr verstorbenen Mönchs Thich Nhat Hanh lesen. Er hat bei jeder Gelegenheit betont, dass Meditation ganz normaler Alltagsinhalt sein sollte, dass man sie sogar beim Abwaschen oder Spazierengehen praktizieren kann.

Meditation muss nichts Esoterisches sein, das man nur an "heiligen Orten" praktizieren kann.