War das ethisch vertretbar?


01.12.2021, 21:52

Man kann sich garnicht vorstellen welche Schmerzen er gehabt haben muss.

Das Ergebnis basiert auf 43 Abstimmungen

Das war ethisch überhaupt nicht vertretbar. 77%
Andere Antwort 19%
Das war ethisch vertretbar, für die Wissenschaft. 5%

10 Antworten

Andere Antwort

Hi Greta, ich halte Deine Frage für tendenziös, unsachlich und unangemessen.

Wenn Du den Nuklearunfall auch nur ein wenig besser recherchiert hättest, wäre Dir bestimmt aufgefallen, dass die Mediziner alles taten um den Techniker zu retten und das es seine Familie war, die immer wieder darauf bestand weiter zu behandeln und auch Wiederbelebungsversuche durchzuführen (nicht zuletzt, weil ein bewußloser/komatöser Mensch kaum einen eigenen Willen haben kann).

https://m.blog.naver.com/PostView.naver?isHttpsRedirect=true&blogId=upsjs&logNo=220331444380

https://en.wikipedia.org/wiki/Tokaimura_nuclear_accident#Impact_on_technicians


Gretanonymous 
Beitragsersteller
 01.12.2021, 22:12

In seinen frühen Tagen schrieb er Notizen,in denen er sich wünschte zu sterben. Ich habe meine Infos aus verschiedenen Quellen, alle sagen ähnliches.

Einen Mann, ohne intakte DNA, dem Gliedmaßen abfallen und der innerlich komplett verottet kann man nicht mehr helfen.

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Gretanonymous 
Beitragsersteller
 01.12.2021, 22:17

Und wenn schon bei 5000 millisievert eine Mortalitätsrate von 100 Prozent vorliegt braucht man bei 17000 erst gar nicht zu fragen.

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Gretanonymous 
Beitragsersteller
 01.12.2021, 22:30
@PeterJohann

Auch als er wie eine lebende Leiche aussah? Wohl kaum. Medizinisch gab es keine Hoffnung.

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SweetSilence  01.12.2021, 23:42

Reingeschissen würd ich sagen.

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PeterJohann  02.12.2021, 10:34
@SweetSilence

Hoffnung hat nichts mit Ethik zu tun, sonst gäbe es in D kein Diskussion über hirntote die auf Wunsch der Familie (oder bei fehlender Patientenverfügung) maschinell am "Leben" erhalten werden...

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Andere Antwort

das ist doch eine sehr intressante frage.

der hypokratische eid fordert von einem arzt, alles erdenkliche zu tun, das leben zu bewahren.

hier stellt sich allerdings die frage, ob er nicht bereits tot war:

Haut fiel ab und sein Fleisch löste sich auf, er begann von innen heraus zu verotten. Sein rechtes Bein fiel einfach ab und seine inneren Organe zerfielen. Sein Blut war nur noch eine braune, zähflüssige Pampe, er bekam mehrmals täglich Transfusionen. Die Ärzte stellten mit Erstaunen Fest, das Hisashi keine DNA mehr besaß, sein Körper konnte also keine neuen Zellen Bilden, eine Heilung war also ausgeschlossen.

Das alles ist für mich ein klares und eindeutiges anzeichen für tot sein.

so hart und traurig das jezt auch klingen mag, aber ich hoffe, dass sein leiden doch für einen gewissen erkennisgewinn für die behandlung von strahlenschäden gesorgt hat.

bleibt noch zu hoffen, dass er von seinem leiden nicht mehr all zu viel mitbekommen hat. aber das wissen wir leider nicht.

ich persönlich hätte für jeden verstänis gehabt, der angesichts dieser diagnose dem mann seinen frieden gelassen hätte.

lg, anna


Aliha  02.12.2021, 19:07
der hypokratische eid fordert von einem arzt

Kein Arzt leistet den "Hypokratischen Eid".

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Das war ethisch überhaupt nicht vertretbar.

Eine sehr interessante Frage. Auch der Fall von ihm interessiert mich sehr. Also alle beschrieben Symptome sind so außergewöhnlich dass ich aus wissenschaftlicher Sicht gut nachvollziehen kann dass man wissen will wieso das alles funktioniert bzw wie er so leben kann und was das genau ausgelöst hat etc.

Moralisch ist das aber natürlich überhaupt nicht vertretbar. Es muss ein schreckliches Ende gewesen sein. Der Mann tut mir sehr leid. Man hätte ihn sterben lassen müssen

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere das
Das war ethisch überhaupt nicht vertretbar.
Die Ärzte stellten mit Erstaunen Fest, das Hisashi keine DNA mehr besaß

Nein, das hat niemanden erstaunt, es ist ja gerade die Eigenschaft von radioaktiver Strahlung, kaum äußerliche Schäden herbeizuführen, aber DNA zu beschädigen. Was die Ärzte erstaunt hat, war, dass er trotzdem solange weiter“leben“ konnte.

Und ja, das ist absolut schrecklich, was mit ihm und gegen seinen erklärten Willen getan wurde (er soll wohl zwischendurch mal ausgerufen haben, dass man ihn sterben lassen soll und auch seine Angehörigen sollen darum gebeten haben). Ich fürchte, das Schlimmste waren nicht einmal Schmerzen, sondern es muss doch ein unglaublich seltsames Gefühl sein, wenn man keine Zellen mehr produzieren kann. Dieser Zustand tritt ja normalerweise erst nach dem Tod ein, sodass es ja etwas ist, was Menschen, egal an welcher schlimmen Krankheit sie im Leben leiden, niemals erfahren.

Und ja, dieser Fall wird mich immer erschüttern und ist eine der wenigen Sachen, die mich in Zusammenhang mit Japan Unbehagen spüren lassen. Er ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Leute sich bei schrecklichen Nachrichten und Themen auf bestimmte, medial häufig aufgegriffene versteifen. Beim Thema Radioaktivität in Zusammenhang mit Japan fällt den allermeisten ja sofort Fukushima ein (selbst Nagasaki und Hiroshima kommen nicht mehr dagegen an!) - dabei war Tokaimura in jeder Hinsicht viel schlimmer. Beim Thema „Vergehen gegen die Menschlichkeit“ kommt vor allem auf dieser Plattform der Dauerbrenner „Nanking“ - was nicht „nicht schrecklich“ ist, aber so lange Zeit her, dass die Verantwortlichen eh weder zur Rechenschaft gezogen werden können noch mit ihnen über Ethik, Verantwortung und ihre Handlungsentscheidungen gesprochen werden könnte, mit den (meisten) Beteiligten von Tokaimura könnte man das dagegen schon. Aber Hauptsache man leiert (ob nun hier oder in anderen Medien) unaufhörlich die ausgelutschten Phrasen zu Fukushima und Nanking herunter. Insofern bin ich dir für diesen Beitrag auf eine Art dankbar.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan
Andere Antwort

Wenn ein Mensch Arzt wird, gelobt er einen Eid. Es ist der sogenannte hippokratische Eid. Ich habe Dir einmal eine heutige, deutsche Fassung von der "aerztezeitung.at" hierherkopiert:

Das ärztliche Gelöbnis

Als Mitglied der ärztlichen Profession gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.

Die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Patientin oder meines Patienten wird mein oberstes Anliegen sein.

Ich werde die Autonomie und die Würde meiner Patientin oder meines Patienten respektieren.

Ich werde den höchsten Respekt vor menschlichem Leben wahren.

Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung, soziale Stellung oder jegliche andere Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten.

Ich werde die mir anvertrauten Geheimnisse auch über den Tod der Patientin oder des Patienten hinaus wahren.

Ich werde meinen Beruf nach bestem Wissen und Gewissen, mit Würde und im Einklang mit guter medizinischer Praxis ausüben.

Ich werde die Ehre und die edlen Traditionen des ärztlichen Berufes fördern.

Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern, meinen Kolleginnen und Kollegen und meinen Schülerinnen und Schülern die ihnen gebührende Achtung und Dankbarkeit erweisen.

Ich werde mein medizinisches Wissen zum Wohle der Patientin oder des Patienten und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung teilen.

Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können.

Ich werde, selbst unter Bedrohung, mein medizinisches Wissen nicht zur Verletzung von Menschenrechten und bürgerlichen Freiheiten anwenden.

Ich gelobe dies feierlich, aus freien Stücken und bei meiner Ehre.

(Zitat Ende).

Ich will damit sagen, dass man als Arzt gar keine andere Wahl hat, als das Leben des Patienten zu verlängern. Alles andere wäre rechtlich gesehen Mord. Der Arzt oder die Ärztin würden sich sonst vor Gericht verantworten müssen.

Eine Ausnahme gibt es: Wenn der Patient eine Patientenverfügung geschrieben hat. Er kann darin bestimmen, dass er lebenverlängernde Maßnahmen ablehnt, wenn keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. Ich weiß nicht, ob es so eine Möglichkeit in Japan gibt.


Gretanonymous 
Beitragsersteller
 02.12.2021, 07:02

In Japan läuft das alles ganz anders, und sie haben sein Leben nicht verlängert sondern nur den Sterbeprozess verlangsamt.

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Balurot  02.12.2021, 08:09
@Gretanonymous

Nein, es tut mir leid, aber das ist falsch. Die japanischen Ärzte sind genauso dem hippokratischen Eid verpflichtet.

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Balurot  02.12.2021, 08:16
@Gretanonymous

Du kannst den ganzen Eid unter dem Titel ジュネーブ宣言 bei Wikipedia nachlesen.

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Gretanonymous 
Beitragsersteller
 02.12.2021, 11:34
@Balurot

Nur weil sie den Eid verpflichtet sind heißt es nicht automatisch das sie immer die richtigen Entscheidungen treffen.

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Balurot  02.12.2021, 11:38
@Gretanonymous

Was richtig oder falsch ist, was gerecht und ungerecht ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Tatsache ist, dass die Ärzte gar nicht anders handeln konnten.

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warai87  02.12.2021, 13:47
@Balurot

Bevor ein Arzt in die Situation kommt, seinem Eid entsprechend zu handeln, braucht er zunächst das Einverständnis des Patienten zur Behandlung. Es ist nämlich das Recht des Patienten, nicht behandelt zu werden.

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Balurot  02.12.2021, 14:18
@warai87

Angenommen, dass der Patient bewusstlos mit dem Rettungswagen in ein Spital eingeliefert worden ist. Dann werden die Ärzte ihr Möglichstes versuchen, um die Gesundheit des Patienten wiederherzustellen, weil sie annehmen, dass das der Patient so gewollt hat.

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Balurot  02.12.2021, 14:26
@warai87

Die Problematik, dass es Patienten gibt, die keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr haben wollen, gibt es auch in der EU. Von Österreich weiß ich, dass in diesem Jahr ein Gesetz beschlossen wurde, dass unheilbar kranken Personen Sterbehilfe geleistet werden darf. Ich werde versuchen, einen Artikel dazu im Internet zu finden.

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warai87  02.12.2021, 14:41
@Balurot

Aber das war ja bei Ouchi-san nicht der Fall. Er war ja bei vollem Bewusstsein (bis er es halt nicht mehr war). Und laut zumindest einigen Quellen hat er eindeutig mitgeteilt, dass er nach Hause und nicht weiter behandelt werden möchte, zu einem Zeitpunkt als klar war, dass er keine DNA mehr hat und er deshalb im Grunde schon tot ist.

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Balurot  02.12.2021, 14:46
@warai87

Dann hätten ihn die Ärzte gehen lassen müssen. Wenn nicht, wäre das ein Rechtsbruch gewesen.

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