Wann wurde im Christentum der Sonntag eingeführt?
Offenbar wurde in den ur- und frühchristlichen Gemeinden immer noch der Sabbat gefeiert. Wann genau wurde der Sonntag als Ruhetag eingeführt? Von wem, bitte? Wo ist das schriftlich festgehalten? Bedeutete das die endgültige Trennung vom Judentum?
War das eine Anpassung an die Verehrung des römischen Sonnengottes Sol (Bild)?
Ich suche noch erhaltene Manuskripte, welche die Einführung des Sonntags geschichtswissenschaftlich belegen können, so das Edikt Konstantins von 321 nC ...
Dieser Artikel nimmt offenbar Bezug auf den Wortlaut des Edikts Konstantins von 321 nC:
"(...) Am 3. März 321 befiehlt er in einem für das Christentum und seinen Wochenrhythmus wichtigen Edikt, dass "am Tag der Sonne alle Richter, ebenso das Volk in den Städten, sowie die Ausübung der Künste und Handwerke ruhen" sollen. (...)"
https://www1.wdr.de/stichtag/sonntag-ruhetag-104.html
Weitere Angaben fehlen leider.
Hier wird das Edikt Konstantins von einem Biografen erwähnt:
"Auch setzte er fest, daß als der dem Gebete geweihte Tag der Tag zu gelten habe, der in Wahrheit berechtigt und tatsächlich der erste, der Tag des Herrn und des Erlösers sei. Diakonen und andere Gott geweihte Diener, Männer, die sich durch ein ehrwürdiges Leben und jegliche Tugend auszeichneten, waren als Wächter des ganzen Hauses aufgestellt; treue Trabanten, Leibwächter, deren Waffen in einem ergebenen und treuen Charakter bestanden, nahmen den Kaiser zum Lehrer der Frömmigkeit und sie ehrten nicht weniger auch selber den Tag des Erlösers und Herrn, indem sie an ihm ihre Gebete verrichteten, wie es dem Kaiser angenehm war. Dasselbe zu tun trieb der Selige auch alle Menschen an, da er ja den Wunsch hegte, allmählich alle Menschen zu Gottesverehrern zu machen. Darum erließ er ein Gesetz für alle Bürger des römischen Reiches, an den nach dem Erlöser benannten Tagen zu feiern, ebenso wie auch den Tag vor dem Sabbat in Ehren zu halten , wohl um des Gedächtnisses willen an all das, was der Heiland der Welt, wie überliefert ist, an diesem Tage vollbracht hat. Er belehrte sodann sein ganzes Heer, mit Eifer den Tag des Erlösers zu feiern, der auch nach dem Lichte und nach der Sonne benannt ist, und den Soldaten, die den göttlichen Glauben angenommen hatten, gab er Zeit und Gelegenheit, ungehindert in der Kirche Gottes auszuharren, um dort ungestört von jedermann ihre Gebete zu verrichten." (bkv94.rtf)
Eine Abschrift aus dem 5. Jahrh. des Originals von 321 nC oder eine gekürzte Wiedergabe ist also im Codex Theodosianus (CTh.2.8.1 [= brev.2.8.1]).
12 Antworten
https://www.thelatinlibrary.com/theodosius/theod02.shtml
soll da stehen --- mein Latein ist leider allzu gut
CTh.2.8.1 [=brev.2.8.1]
Imp. constantinus a. elpidio. sicut indignissimum videbatur, diem solis, veneratione sui celebrem, altercantibus iurgiis et noxiis partium contentionibus occupari, ita gratum ac iucundum est, eo die, quae sunt maxime votiva, compleri. atque ideo emancipandi et manumittendi die festo cuncti licentiam habeant, et super his rebus acta non prohibeantur. pp. v. non. iul. caralis, crispo ii. et constantino ii. caess. coss.
interpretatio. quamvis sancto die dominico omnes lites ac repetitiones quiescere iusserimus, emancipare tamen ac manumittere minime prohibemus, et de his rebus gesta confici pari ordinatione permittimus
Danke, dass Sie für mich die Stelle gefunden haben. Wie haben hier also eine Abschrift aus dem 5. Jahrh. des Originals von 321 nC oder eine gekürzte Wiedergabe. Weiter kommen wir offenbar leider nicht.
Dieser Vorgang begann im 2. Jahrhundert unter der Herrschaft Hadrians. Anlaß war Hadrians Judenverfolgung, während der die Ausübung des jüdische Glaubens, und damit auch das Halten des Sabbats, illegal war.
Eine kurze Zusammenfassungen des Geschehens von mir:
Detailliert erarbeitet hat das Thema Samuele Bacchiocchi in seiner Dissertationsschrift From Sabbath to Sunday.
https://www.goodreads.com/book/show/6280724-from-sabbath-to-sunday
Eben deshalb war vielen Christen daran gelegen, sich von den Juden abzugrenzen. Das macht die damals einsetzende antijüdische Hetze in den christlichen Lehrschriften nachvollziehber. Das Abgrenzungsmotiv wird dann nach dem Konzil von Nicaea explizit in Konstantins Text über die Umdatierung des Osterfestes wieder aufgegriffen, das fortan so berechnet werden sollte, daß es nicht mit dem ursprünglichen Pessach zusammenfällt: "Nichts soll uns also gemein sein mit dem verhaßten Volke der Juden!" http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2027-17.htm
Na ja ich weiß nicht ob du den Film Christopher Robin kannst!
Es gab die unterschiedlichen zeitepoche es war normalerweise eine Fünf-Tage-Woche oder sogar eine 6 Tage Woche wie manche arbeitspause gab es damals nicht Zucker heißen oder Urlaub gab es früher auch nichtgebastelte der Sonntag immer als Ruhetag Wirtschaft mit rein so dass die Leute doch noch ein kleines bisschen Erholung gegönnt war !
Und in diesem Film wird der originale Text des Edikts von Konstantin überliefert?
Man geht davon aus dass dies bereits von den ersten Christen so gehandhabt wurde, nachdem die Jerusalemer Urgemeinde sich auch außerhalb Jerusalems auszubreiten begann. Es wird in Apg 20,7 bereits für die Zeit des Paulus als üblich überliefert. In der um 100 nChr entstandenen Didache ist der Sonntag als Versammlungstag zum Brotbrechen bereits eine Anweisung (Didache 14,1; hier in englisch).
War das eine Anpassung an die Verehrung des römischen Sonnengottes Sol (Bild)?
Nop.
Es wird in Apg 20,7 bereits für die Zeit des Paulus als üblich überliefert.
Das sieht natürlich so aus, wenn man den Übersetzungen glaubt, die (hier wie auch in den Auferstehungsberichten) aus dem Sabbat des griechischen Textes kurzerhand einen Sonntag machen. Genauer gesagt machen sie hier aus "einem der Sabbate" (μιᾷ τῶν σαββάτων) den "ersten Tag der Woche".
Was sie dabei ignorieren, ist die jüdische Glaubenspraxis, in der ab dem Fest der ungesäuerten Brote (siehe Vers 6) das Omerzählen beginnt, bei dem die fünfzig Tage bis zum Schawuotfest (Pfingsten) gezählt werden, und mit ihnen die sieben Sabbate, die in diesen Zeitabschnitt fallen. An einem dieser sieben Sabbate spielte sich die Begebenheit ab, die in Vers 7ff erzählt wird.
Daniel Gregg, als Jude mit diesen Dingen vertraut, übersetzt den Abschnitt so...
6 And we sailed from Philippi in the middle of the days of unleavened bread, and came to them at Troas within five days, where we finally consumed the seven days. 7 And on the first of the sabbaths, when we were gathered together to break bread, Paul began talking to them, intending to depart the next day, and he prolonged his message until midnight.
http://www.torahtimes.org/NewTranslation/BasicBooks/acts.html#20
...und diskutiert die Übersetzung hier:
Genauer gesagt machen sie hier aus "einem der Sabbate" (μιᾷ τῶν σαββάτων) den "ersten Tag der Woche".
Dann wäre Jesus ebenfalls an "einem der Sabbate" auferstanden, siehe Lk 24,1.
Ja, so steht das auch zahlreichen, vor allem frühen, Übersetzungen, z. B. in der Vulgata...
una autem sabbati valde diluculo venerunt ad monumentum portantes quae paraverant aromata
...und bei Martin Luther (in der noch von ihm selbst stammenden Textfassung):
ABer an der Sabbather einem seer früe / kamen sie zum Grabe vnd trugen die Specerey / die sie bereitet hatten / vnd etlich mit jnen.
Martin Luther http://www.zeno.org/Literatur/M/Luther,+Martin/Luther-Bibel+1545/Das+Neue+Testament/Das+Lukasevangelium/Lukas+24
Hier hat jemand, zu diesem und anderen sabbatbezogenen Versen des NT, eine detaillierte Recherche gemacht:
https://menora-bibel.jimdofree.com/auferstehung-am-sabbat/lk-24-1/
Nur ist das an anderen Stellen deutlicher überliefert. Was am Ende bedeutet, dass du zu einer kleinen Gruppe von Leuten gehörst, die nicht akzeptieren wollen, dass σάββατον auch 'Woche' bedeuten kann.
Daß σάββατον auch 'Woche' bedeuten könne, das steht in meinem Menge-Güthling natürlich auch. Aufschlußreicher finde ich, daß das Wörterbuch von Liddell-Scott-Jones, das auch Belegstellen aus der altgriechischen Literatur nennt, die Übersetzungsvariante 'week' mit nichts als den einschlägigen Stellen des NT "belegt". Auch im Thesaurus Linguae Graecae der University of California, Irvine habe ich keine Belegstellen außer denen im NT und in der sich auf das NT beziehenden Literatur gefunden. Mit Zirkelschlüssen scheint mir die Übersetzungsoption 'Woche' aber nicht überzeugend begründet. (Nebenbei bemerkt: Die eigene Meinung nach der Anzahl der Gleichgesinnten auszurichten halte ich für keine bessere Methode!)
Was, meintest Du, ist an anderen Stellen deutlicher überliefert?
Danke. Historisch ist aber keine "Jerusalemer Urgemeinde" belegt.
Quellen zur Jerusalemer Urgemeinde finden sich in den Briefen des Paulus, in der Apostelgeschichte, bei Hegesipp und Eusebius von Caesaraea.
Nochmals: Das sind keine geschichtswissenschaftlichen Quellen.
Sagt wer? Diese zwei Historiker sagen nämlich was anderes:
"Quellen nennen wir alle Texte, Gegenstände und Tatsachen, aus denen Erkenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann." (Paul Kirn)
"Als historische Quellen bezeichnen wir im weitesten Sinn alle Zeugnisse (Überlieferungen), die über geschichtliche (= vergangene) Abläufe, Zustände, Denk- und Verhaltensweisen informieren, d.h. letztlich über alles, was sich in der Vergangenheit ereignet hat, diese kennzeichnet, von Menschen gedacht, geschrieben oder geformt wurde." (Hans-Werner Goetz)
Kaiser Konstantin um 325. Die Jerusalemer Urgemeinde konnte ja keine festlegen und Samstagstreffen waren eigentlich nicht möglich, weil das ein absoluter Ruhetag im Judentum war. Da tat man absolut nichts. Die trafen sich zu ihren Versammlungen vermutlich auch Sonntags zu Auferstehungsfeiern.
und Samstagstreffen waren eigentlich nicht möglich, weil das ein absoluter Ruhetag im Judentum war. Da tat man absolut nichts
Der Sabbat war und ist auch heute noch ein Ruhetag im Judentum. Das man am Sabbat absolut nichts täte, trifft nicht zu, und das verlangen die biblischen Gebote ja auch nicht. Unterlassen wird aber jede Arbeit. Und: Man geht in die Synagoge. Das tat auch Jesus so, wie in Lukas 4,16ff überliefert ist...
Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen. Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht.
https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas4%2C16
...und das ist noch heute die übliche jüdische Glaubenspraxis:
Die traditionelle jüdische Sabbatfeier beginnt am Freitagabend zu Hause mit dem Sabbatsegen (Kiddusch) und einem Festmahl. Der Abend beginnt, wenn man einen grauen Wollfaden nicht mehr von einem blauen unterscheiden kann. Am Samstagmorgen findet in der Synagoge die festliche Tora-Prozession statt, gefolgt von Schriftlesungen und Gebeten. Daheim folgen mittags weitere Schriftlesungen und das Mincha-Gebet, abends beim Schein der Hawdala-Kerze nochmals ein Weinsegen und der gegenseitige Wunsch für eine „Gute Woche“. [...] Orthodoxe Juden verrichten am Sabbat keine Tätigkeiten, die gemäß der Halacha als Arbeit definiert sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sabbat
Gebet in der Synagoge
Während werktags die vorgeschriebenen Gebete auch zu Hause verrichtet werden dürfen, muß am Sabbat die Synagoge aufgesucht werden. Eingeleitet wird der G-ttesdienst des Sabbatbeginns am Freitagabend mit einer Begrüßung des Sabbat durch eine Reihe von Psalmen und ein Lied, das den Sabbat als Braut, Israel als Bräutigam personifiziert. […] Zum Abschluß des Gottesdienstes wird in der Regel „Kiddusch gemacht“, d.h. ein Segen über einen Becher Wein vom Vorbeter gesprochen.
https://www.ikg-m.de/kultus-und-religion/kreislauf-jahr/der-schabbat/
Die Judenverfolgung traf natürlich auch die christlichen Gemeinden im Judentum. Hadrian hatte keinen Grund hier eine Unterscheidung zu machen. Das waren bis 321 nC waren alles Juden.