Wäre nur eine direkte Demokratie eine gute Demokratie?

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Eher nicht.

  1. Definiere, welches Gesetz wichtig ist und welches nicht.
  2. Es gibt Bereiche, in denen man als Laie enorme Probleme hat, sich zurechtzufinden. Ein Beispiel hierfür wäre die Finanzpolitik. Selbst Politiker haben hier Berater.
  3. Wenn die Abgeordneten tatsächlich das tun würden, was sie vor den Wahlen versprechen, wäre die parlamentarische Demokratie eine tolle Sache.
  4. Eine direkte Demokratie ist ein enorm teures und zeitintensives Unterfangen.

oklein  05.11.2022, 00:28

Prima.

Fehlt nur noch die Interessenlosigkeit eines erheblichen Teils des Wahlvolkes, so dass zu erwarten wäre, dass themenbehaftete Minderheiten die Politik bestimmen und nicht mehr die Mehrheit.

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Nein, sehe ich nicht so. In erster Linie wäre diese Art der Demokratie unglaublich aufwändig und damit schlicht und einfach für verschiedene Angelegenheiten nicht geeignet.

Vergleichen wir die zwei Zustände :

  • Die Staatsbürger lieben die Arbeitsteilung und die Spezialisierung durch Professionen, und überlassen den vollberuflichen, politisch kompetenten PolitikerInnen gerne die Arbeit. Dies ist eine indirekte Demokratie, denn die wählenden StaatsbürgerInnen müssen die Staatsgeschäfte und Problematiken des Staates nicht genauso gut, oder besser kennen, wie die Repräsentanten. Solche Gemeinwesen sind nicht "schlecht" nach herkömmlichem Verständnis, das ist effiziente, ökonomische Selbstorganisation, denn das Wissen ist so enorm groß, dass ein einzelner Mensch nicht mehr alles wissen kann, auch nicht das für den Staat Nötigste - darum lässt man die ran, die wenigstens das beste Wissen hiervon haben.
  • Die Staatsbürger müssen den PolitikerInnen auf die Finger schauen, sie haben die Freiheit und Gelegenheit und die Wissbegierde, die politischen Dinge im Allgemeinen, und im Besonderen zu kennen, Die arbeitsteilige, professionale Spezialisierung ist in diesem Gemeinwesen zweitrangig, weil die Staatsbürger das für die Leitung des Staates notwendige Wissen aufgrund ihrer personellen Größe, als gebildete Masse, auf jeden Fall akkumulieren. Es gibt in diesen Gemeinwesen keinen einzelnen Menschen mehr, der die öffentliche Sache besser machte, als die Masse der politisch gebildeten Staatsbürger.

Wir erkennen, beide Systeme haben Vor- und Nachteile, beide sind für sich betrachtet gut, und vernünftig, und notwendig, und es kann über keines der zwei geurteilt werden, es wäre in jedem Falle besser als das andere, wenngleich das zweite Gemeinwesen besser zu sein scheint, weil es die politische Repräsentation überwunden hat, also die institutionalisierte Mimesis der Macht.

Wäre vorstellbar. Vielleicht mit einem Sms System, das eine ähnliche Nummer wie Notrufe hat. 110 für ja 112 für nein.... Sowas in der Art


1220terStock  04.11.2022, 22:12

Und bei den älteren Menschen wird schön ganz oft auf ja oder nein geklickt von Familienmitgliedern, ohne deren zustimmung^^

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EnMeenzer  04.11.2022, 22:19
@1220terStock

Man könnte eine einmalige Abstimmungsfunktion programmieren, die bereits vetwendete Handynummern erkennt und überschüssige Stimmen negiert

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Nein, abgesehen von den Kosten, die jedes mal entstünden (ca. 67 Mio. Euro bei der Bundestagswahl), wollen wir wirklich jeden ohne Kenntnis über "die wichtigsten Gesetze" abstimmen lassen? Irgendwelche dahergelaufene Stammtischbrüder, die sich ihre Meinung bei BILD oder rechten oder russischen Sendern geholt haben?

Wie viele müssten denn dann abstimmen gehen, damit die Abstimmung überhaupt gezählt wird? Seit langem gehen die Wahlbeteiligungen zurück. Was, wenn dann jede Woche so eine Abstimmung ist und kaum einer mehr hingeht? Zählt es dann oder nicht?

Das wird dann aber schwerfällig und lang. Wenn schnelle Entscheidungen vonnöten sind, z.B. bei Corona, würden erstmal Wochen ins Land gehen. Man muss ja erst Infos ausgeben, Wahlbenachrichtigungen verschicken, Wahllokale aufbauen, Abstimmkarten drucken, dann der Wahltag, dann die Auszählung...
Bei der letzten, ungeplanten Bundestagswahl 2005 dauerte es 59 Tage von der Auflösung des Bundestages bis zum Wahltermin. Schneller geht es wohl kaum. Dann auch bei jedem Gesetz.

Unsere Parlamentarische Demokratie ist gut, wie sie ist, auch wenn es natürlich hier auch Probleme gibt.