Wäre es euch egal, wenn eure Kinder eine Mischung aus Europäer und Afrikaner sind, also eine Mischung aus weißer und schwarzer Hautfarbe?
83 Stimmen
26 Antworten
Ich sage es mal so: es kommt auf die Stadt und die Leute an bzw. auf das Umfeld. In einer größeren Stadt, wo man eher anonym ist und es den Leuten egal ist, wer ihr Nachbar ist, fällt so was nicht auf - da wird so was gesehen und wieder vergessen. Wenn man aber in einem kleinen Dorf oder einer kleinen Gemeinde mit generell auch noch eher engstirnigem und ggf. sehr "katholischem" Weltbild wohnt, ist der "Phänotyp" schon hin und wieder zum Problem geworden und kann es zu sehr hässlichen Situationen kommen. Ich habe in meiner Heimat einiges erlebt.
In meiner Clique in der Jugend (wir waren damals alle so zwischen 1989 und 1991 geboren) war zum Beispiel ein Mädchen, dessen Mutter Filipina war ... gegen Kinder eines deutschen Mannes und einer Filipina (da gab's einige) wurden in meiner Heimatstadt noch in den "Nullerjahren" oft teils bösartigste Sachen losgelassen und es gab auch dumme Blicke - nicht von Gleichaltrigen, aber von den Eltern Gleichaltriger oder von Senioren, die offenbar von dem Anblick überfordert gewesen sind nach dem Motto, was der Bauer nicht kennt, das frisst er auch nicht.
Ebenso kannte ich die Tochter einer Halbamerikanerin, die Ende der 60er als Tochter einer Deutschen aus meiner Heimat und einem farbigen US-Soldaten zur Welt gekommen war - man soll es nicht für möglich halten, wie die ebenfalls noch um die 2000 herum komisch angeglotzt und teilweise offen und sehr übel und geschmacklos diffamiert worden sind (auch das Mädchen, das wie ich Jahrgang 1990 war/ist; wir haben noch Kontakt - die sind dann in eine Großstadt gezogen). Es gab auch Eltern, die ihren Kindern verboten haben, mit diesem Mädchen zu spielen.
Obwohl es mir vom Ding her egal wäre -------> so was wie in diesen Erlebnissen würde ich einem Kind (das so was meist meist nicht versteht, was die Sache noch viel schlimmer macht und ggf. Traumata hinterlassen kann) einfach ersparen wollen und habe zudem die Beobachtung gemacht, dass stark interkulturelle Ehen oft ein Tanz auf dem Vulkan sind - ich kenne eine Ehe eines Kameruners und einer Deutschen; der Kameruner ist ein wirklich netter, patenter und fleißiger Mann, der sehr gut Deutsch spricht und sich bemüht, aber er ist ein Afrikaner mit ganz anderer Kultur - er hat weder ein Zeitgefühl bzw. ist immer unpünktlich noch ist er in der Lage, die Strukturen des deutschen Staats (Behörden, Ämter, Steuern usw.) zu "checken" und fährt dafür wie selbstverständlich selbst im dicksten Winter bei Tiefschnee durch halb Süddeutschland, um andere Kameruner zu besuchen und ihnen zu "helfen", verleiht hohe Summen an Geld trotz geringem Lohn und so weiter - die haben Spannungen zuhause ohne Ende, obwohl Mann und Frau umgänglich sind und er sich wirklich Mühe gibt.
Ich war dem CDU-Ortsverband meiner Heimat "zu links", weil ich mich für Spätaussiedler eingesetzt habe und wurde von den Altvorderen mal zum Gespräch eingeladen, in dem mir klar gemacht wurde, dass man solchen "Abschaum" wie Russlanddeutsche als CDU nicht haben wolle und "solche Subjekte" den "ehrbaren Handwerkern vor Ort" Arbeitsplätze und Wohnungen wegnehmen würden.
Treibende Kraft war ein ehemaliger Bundeswehrsoldat, ein Zugezogener übrigens, ein ekliger Mensch. Er hetzte immer gegen Ausländer, aber dann lachte und sang er aber öffentlich wieder mit denen Friedenslieder und weinte fast vor Rührung, sobald ein Pressevertreter da war.
Ich hatte mit so einem Typen auch auf anderer Ebene bezüglich dem "Anderssein" mal ein ganz besonders beklemmendes und ekliges Erlebnis: Ich war mal mit einem Mädchen mehr oder weniger zusammen, das beidseitig oberschenkelamputiert war und im Rollstuhl saß - sie hatte die Beine im frühen Kindesalter verloren, soweit ich weiß. Als ich mit ihr mal irgendwo unterwegs war (ich hatte da kein Problem damit; sie war freundlich, hübsch, sympathisch und intelligent - wir entschieden uns gegen eine Beziehung, weil wir schon ewig befreundet sind - auch heute noch - und die Freundschaft nicht gefährden wollten, falls es nicht klappen sollte mit einer Beziehung), hat mich einer von denen angesprochen, als sie grad nicht direkt in Reichweite war und mich ernüchtert gefragt, was ich "mit so jemandem" wolle; beim Adolf hätte es so was nicht gegeben ... wir sind beide Jahrgang '90 und es spielte sich 2012 ab. Es war echt schlimm; das war auch so ein CDU-Katholik vom Land. Einfach nur widerlich, ich habe dem das auch gesagt, wie verlogen und eklig ich das fand und dass ich auf seine Meinung keinen Wert mehr lege.
Das Ding ist, dass es im atheistischen Osten auf dem Land nicht besser ist. Daher scheint die Religion nicht der Grund zu sein.
Ich bin etwas schockiert, dass das offenbar nicht nur ein Ding von AfD-Wählern, sondern auf von CDU-Wählern ist.
Aber es bleibt die Hoffnung, dass junge Leute da anders ticken und sich dadurch langfristig was verändert. Die jungen Generationen werden ja irgendwann die älteren Generationen ersetzt haben. Demographischer Wandel und so weiter.
In welchem Bundesland lag denn eigentlich das Dorf, wo das passiert ist? Warst du schon in Dörfern, wo die Menschen liberaler sind?
Meine Enkel sind kaffeebraun und Halb-Ghanaer - sie sind wunderbare Menschen.
Afrikanisch aussehende haben es in Europa wesentlich schwieriger als europäisch aussehende. Das ist schlimm. Ich wünsche das meinen Kindern nicht.
Ausserdem gibt es in gemischten Ehen auch mehr kulturelle Spannungen. Ich bin geistig sehr flexibel und kann damit umgehen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nicht nur für mich entscheiden muss. Ich muss auch überlegen, ob so eine Beziehung für die Frau auf Dauer passt. Ich würde heute nur noch eine Beziehung eingehen, wenn die Frau sehr ähnlich denkt und eine sehr ähnliche Kultur hat wie ich.
Ausserdem gibt es in gemischten Ehen auch mehr kulturelle Spannungen.
Stimmt. Was am Anfang irgendwie spannend und reizvoll ist, kann sich zunehmend zum Problem in der Beziehung entwickeln.
Jein.
Die Farbe wäre mir egal.
Aber die Herkunft des Vaters nicht, da ich als Partner jemanden haben möchte, der den gleichen kulturellen Hintergrund hat wie ich.
Ja, er kann auch schwarz sein und trotzdem in meiner Gegend aufgewachsen sein - aber die Wahrscheinlichkeit wäre jetzt doch sehr gering. Und auch wenn, dann ist er ja auch nicht zufällig schwarz sondern weil zumindest ein Elternteil immigriert ist und damit wäre der gleiche Hintergrund schon wieder obsolet.
Selbstverständlich wäre es mir egal. Wenn ich mit meiner jetzigen Partnerin Kinder hätte, würden sie definitiv dunklere Haut als ich haben, da sie von den Kap Verden stammt.
Ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht, warum die Hautfarbe überhaupt thematisiert wird.
@rotesand
Das Ding ist, dass es heutzutage schnell als woke gilt, über Rassismus zu sprechen, egal wie nuanciert. Dabei ist dieser eben besonders in ländlichen, ostdeutschen Regionen noch verbreitet.
Und mich damit zu beschäftigen, wie engstirnig ländliche Regionen im Durchschnitt sind, tut halt schon weh, weil ich ländlich aufgewachsen bin und noch ländlich lebe und weil mir in meiner Kindheit der Unterschied in der Mentalität nie bewusst war.
Ich hoffe, dass die Stadt-Land Spaltung mit der Zeit kleiner wird.