W211 E200 als erstwagen wie viel die versicherung?

2 Antworten

Ich bin diesen Wagentypen (einen Mercedes E200 Kompressor Classic Automatik von 2004) bis vor einigen Wochen gefahren und rate unter diesen Umständen absolut davon ab. Ein Schüler oder Auszubildender sollte sich die E-Klasse nicht kaufen, für Selbermacher ist sie technisch zu anspruchsvoll. Die E-Klasse war damals ein gehobenes Auto, man sollte es sich eigentlich heute nur kaufen, wenn man damals auch den Neupreis hätte zahlen können. Wer im Monat 800 Euro verdient, wird sich den W211 nie leisten können - wenn ein Service fällig ist, kostet der schon etwa die Hälfte.

Die Fixkosten (Kaufpreis, Steuer, Versicherung) sind wirtschaftlich für die Klasse, selbst der Opel Omega, den ich früher hatte, ist faktisch nicht viel billiger. Auch die Kosten für Reifen oder einen normalen Ölwechsel (meine letzte Inspektion vor dem Verkauf im Juni 2024 kostete bei Benz ca. 300 Euro - das war der Serviceumfang ASSYST A; der Serviceumfang ASSYST C kann bei rund 1500 Euro aufwärts liegen und der 211er braucht das alle paar Jahre) sind für die Klasse noch im Rahmen. Einzig Reparaturen sind in der Regel sehr teuer.

Allerdings hat der 211er im Ernstfall - meiner blieb verschont, aber ich kenne die Fehler - sehr unschöne und sehr teure elektronische Schwachstellen und erreicht im Ganzen nicht die Zuverlässigkeit früherer Mercedes-Modelle. Von unseren ganzen Benz-Modellen (123, 124, 202 und 211) war mein 211 leider der Schlechteste - schlecht ist relativ, ich will ihn auch nicht künstlich zerreden, aber er kam nicht an die herausragende Qualität und Robustheit meines W202 heran und auch an die Problemlosigkeit der beiden 230E. Auch mein Opel Omega B war im Vergleich besser.

Der W211 macht halt sehr viel Kleinärger - Sensoren, Stecker, Fehlermeldungen, Steuergeräte, Elektronik hier und da, Displays, Audio und Klima usw. - und dann wird es teuer. Als gutverdienender Angestellter kann man sich das leisten, aber als Azubi würde ich davon Abstand nehmen. Steuerkettenprobleme und bis 2006 auch noch SBC machen ebenfalls in der Regel Ärger - 2000 Euro gehen da schnell mal weg, eher mehr - und freie Werkstätten können an dem Ding mehr kaputtmachen als reparieren. Ich war mit meinem ein einziges Mal nicht bei Benz und schon gab es Probleme, weil dieses und jenes unsachgemäß erledigt wurde und man nicht zugab, dass das Auto zu anspruchsvoll ist.

Gerade der 200er Kompressor mit 163 bis 184 PS stammt aus der M271 Motorenserie und ist nicht zu empfehlen, weil es hier häufige Probleme mit den unterdimensionierten Steuerketten gibt. Ich habe erste Kettenschäden ca. 2009 mitbekommen, damals ging das noch auf Kulanz - generell längt sich die Kette nach 80.-130.000 Kilometern, meist nehmen noch die Nockenwellenräder Schaden - das kann bei einem grob 20 Jahre alten Auto je nach Laufleistung und Zustand fast ein wirtschaftlicher Totalschaden sein und ein Azubi muss hier dann schon fast Konkurs anmelden, um es so zu formulieren.

Es ist vielleicht nicht die Antwort, die du dir gewünscht hast, aber sie ist ehrlich und ich rate dir unter den aktuellen finanziellen Umständen vom W211 ab, zumal ein Guter seinen Preis hat und unter 3000 Euro eigentlich nur Schrott zu finden ist, außer man akzeptiert einen, der zwar technisch gut gepflegt und vom Rentner gefahren ist, den der Rentner aber komplett verbeult und verkratzt hat - so habe ich meinen damals auch günstig bekommen, weil der 88 Jahre alte Vorbesitzer das Auto bis ins Dach stark beschädigt hat. Mir war das immer egal, aber optisch war das Auto keine Schönheit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

rotesand  18.08.2024, 00:50
Ich will noch ein minijob demnächst anfangen dann habe ich so knapp 1.300€ im Monat zur Verfügung . 

Auch das ist für den Betrieb eines W211 zu wenig - und wenn du nur wegen des Autos einen Nebenjob annehmen musst, wirst du das Auto bald hassen, weil du nur dafür schaffst und sonst nix über bleibt. Ist es schön, immer arbeiten zu müssen? Klar hätte ich mit 18/19 als Azubi (Industriekaufmann) damals auch gern einen Benz gehabt, aber es ging halt nicht - ein Audi 100 für 500 Euro (Baujahr 1989) war aber auch nicht schlecht und ich hatte Freizeit und Spaß, weil ich nicht permanent für Sprit, Versicherung, Inspektion und sonstigen Quatsch anschaffen gehen musste.

Irgendwo zwischen deinem Clio und einem W211 liegt das solide Maß. Ich kann verstehen,d ass der kleine Clio dich nicht erfreut und oft zicken alte Renaults auch rum und machen Ärger - aber ein 211er ist schon ein typisches Chef-Auto von gestern und kann sehr teuer sein, sobald was kaputtgeht - das Spektrum ist riesig von SBC über Steuerkette bis zum Hydraulikblock für ABS, ESP und Bremsassistent (BAS) und umso variabler, je mehr Extras die Kiste an Bord hat. Ich habe meinen auch verkauft, weil ich ihm nicht mehr traute und Angst hatte, dass es bald richtig teuer wird.

Muss es zwingend ein Mercedes sein, ist der alte CLK (C208) der späten Neunziger mit der guten M111 EVO Maschine erheblich besser und günstiger - oder ein W202 oder W210 mit M111 Maschine (z.B. C180 oder E200), wenn einem die Limousinenform angenehmer und ein Viertürer praktischer wäre. Da kann man auch einen der üblichen Roster für 1500 Euro nehmen, technisch sind die gut und am Anfang verdellt man so was immer - einen W202 kann man einem Anfänger anvertrauen und die Kosten sind so gering, dass man den auch ohne Nebenjob finanzieren kann.

0

Kfz-Steuer kannst du doch selbst ausrechnen mit Kfz-Steuer.de und bei den Autokosten hilft dir doch gerne der autokostencheck.de weiter:

z.B. für den 210er

https://www.autokostencheck.de/Mercedes/Mercedes-E-Klasse/E-200/e-200-210_14149.html

Ein Tipp noch vorweg: bitte unbedingt vor der Berechnung die Einstellungen prüfen bzw. ändern ganz oben links unter auokostencheck.de

PS: Hier noch ein paar Infos zum Rentner-Auto Baureihe 211: https://www.youtube.com/watch?v=J2W3ttCUDB0

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Mit über 30-jähriger Versich.tätigkeit habe ich Fachwissen