Von welchem Verb stammt "ghadscht"?

3 Antworten

Hadschn wird hier bei uns nicht unbedingt als hinken oder humpeln verwendet, obwohl diese bedeutung schon auch bekannt ist. A hadschada würd ich zum beispiel als ein hinkender bzw hinkebein übersetzen.

Hier wird es hauptsächlich als „gehen“ verwendet. Und fast ausschliesslich im negativen kontext ( weiss nicht wie ich das sonst beschreiben soll)

bsp

iatz bin i extra bis da hintere ghadscht und dann is der ned da.

Zwoa stund hamma hadschn miassn bis ma endlich da warn

do is da bus varrekt na hamma bis hoam hadschn kinna

ich hoffe es kam verständlich rüber.

Hatschi!! - Gesundheit 🤧

ahja- dass es von der arabischen wallfahrt nach mekka kommt kenn ich auch. Die geschichte mit dem rebellen war mir neu, ist aber echt cool.


Pfiati 
Beitragsersteller
 05.09.2019, 03:13

Ja, kam alles verstaendlich rueber.

Jetzt, wo ich "hadschn" verstehe, verstehe ich deine Saetze auch.

Danke dir, edmuina.

Pfiati

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Hüpfen heißt ‘springen’ und ha[dt]schen heißt ‘humpeln’ — in beiden Fällen kommt man aber vorwärts, also macht es keinen großen Unterschied.

Die interessante Frage ist aber, woher dieses ha[dt]schen kommt. Das ist sogar sehr interessant. Es kommt nämlich von Arabisch حَجّ‎ ḥajj, dem Pilgerweg nach Makka. Jemand, der dieses Prozedur erfolgreich absolviert hat, ist bekanntlich ein حجّي ḥajjī.

Im Jahr 1878 fiel Bosnien an die österreichischen Monarchie (damit war Öster­reich das einzige westliche Land mit nativ muslimischer Bevölkerung). Zwar fanden viele Bos­nier die Österreicher einfacher zu ertragen als zuvor die Osmanen, aber es gab auch Widerstandskämpfer, meist aus religiösen Gründen (die k.u.k-Mon­archie war ja sehr katholisch geprägt). Deren berühmtester war der Hadži Lojo, der wenig erfolg­reich die Okkupation bekämpfte und sich nach dem Verlust Sarajevos in die Berge zu­rück­­zog. Er litt an einer bösen Beinwunde (durch eine noch bösere österreichische Ku­gel) und konnte daher nach seiner Gefangennahme durch das k.u.k Militär nur humpeln.

Obwohl heute weitgehend vergessen, war er damals durch die Medien sehr bekannt geworden (die Propaganda zeichnete ihn als dämonischen, gewaltbereiten Rebel­len), und sein charakteristisches Humpeln hat daher Eingang in die Umgangs­sprache ge­fun­den: Ein Ha[dt]scherter ist jemand mit Gehfehler, und wenn jemand humpelt oder schlurft, dann heißt es gleich Was ha[td]scht denn da so umanand? Das hört man in Öste­rreich sehr häufig, aber geschrieben sieht man es so selten, daß ich mich beim [dt] einfach nicht entscheiden kann.

Solche Geschichten, wie ich sie Dir gerade erzählt haben, soll man besser nicht glau­ben, weil sie so gut wie nie stimmen; oft werden solche Legenden um Worte ge­strickt, die man sich anders nicht erklären kann, cf. die ziemlich sicher falsche Her­lei­tung von Fisimatenten aus visitez ma tente. Die Hadži-Lojo-Sage habe ich aber schon in ei­ni­gen zu­min­dest semireputablen Quellen gelesen, und ich bin ge­neigt, sie zu glauben.

Es wundert mich, daß Du das in Bayern aufgeschnappt hast, denn ich hielt das Wort immer für ausschließlich österreichisch.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Pfiati 
Beitragsersteller
 05.09.2019, 02:29

Wow. Hoechstinteressant, ICC!

Eine Mini-Doktorarbeit. Tausend Dank.

Habe es eigentlich von edmuina (Bairisch-Guru) hier im Forum dazugelernt.

Servus

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indiachinacook  05.09.2019, 02:50
@Pfiati

Ich empfehle wirklich die Lektüre des verlinkten Artikels. Obwohl ich Österreicher bin und das Wort im aktiven Wortschatz habe, hatte ich davon bis vor drei Jahren überhaupt keine Ahnung. Zuerst hielt ich die ganze Story für einen Aprilscherz.

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Das kommt von dem Verb "hatschen". Das bedeutet hinken oder schleppend gehen.

Es heißt in dem Fall, den du beschreibst "gehatscht", "ghadscht" ist Dialekt.


Pfiati 
Beitragsersteller
 05.09.2019, 01:37

Klasse.

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Pfiati 
Beitragsersteller
 05.09.2019, 01:44

Geht "haatschen" fuer dich durch?

Gerade im Interwebs gefunden.

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