Verliert man mit dem Alter die Fantasie?

7 Antworten

Ich habe gestern eine Doku über Norwegen gesehen (ich war selber mal dort). Der gute Mann war vielleicht 70, er macht seit vielen Jahren Trolle (große Figuren, die er als eine Art Bildhauer macht, sie sind bunt) - er erzählte von den Trollen im Süden (das sind Waldtrolle, denen kann man nicht trauen).

Er macht nördliche Trolle, die sind seiner Auskunft nach freundliche Wesen, auch wenn sie groß (und hässlich) sind.

In Island kann man etliche ältere Leute finden, die einem gerne von den Elfen erzählen, die dort wohnen. Das ist nicht alles, Island steckt voller phantastischer Geschichten, voller Steine, die Namen haben (weil sie auch versteinerte Trolle sind) und voller Leute, die sich liebevoll um das Land kümmern (auch um die Lavafelder, die von Elfen bewohnt sind).

Ich kann mich daran erinnern, an einem Tag war es in Westisland sonnig. Am nächsten Tag fuhren wir etwas weiter nach Norden, an den Breiðafjörður (Fjord zwischen der mittleren Halbinsel und den nördlich gelegenen Westfjorden).

Es war ein trüber grauer Tag, die Wolken (von Grönland kommend) hingen tief über den Hügeln. Ich war verblüfft, wie sehr die Atmosphäre auf meine Psyche drückte. Ich dachte fast, man könne die (in den Sagas erwähnten) Toten sehen, die aus den Gräbern aufsteigen, aber nur, um sich am Herd eines Hauses zu wärmen.

Wenn man dort ist, beginnt man allmählich zu verstehen. Zu verstehen, was die Schreiber der Sagas gefühlt hatten. Der Ort ist düster, aber zugleich schön.

Ähnlich im Süden Islands: man fährt durch freundliche grüne Wiesen, am Rand des Wegs sind zahllose blaue Alaskalupinen. Oft sieht oder hört man Vögel. Sobald man das Gebiet der Hekla (Vulkan) betritt, wird aber alles anders.

Statt blauer Lupinen nur dunkles, totes Lavagestein. Kein Vogel ist zu hören.

Man sieht den Vulkan, weiß und schwarz. Weiß ist das Eis, schwarz die Lava.
Es ist totenstill und düster, menschenleer. Früher lag hier mal der Eingang der Hölle, so sagte man auch in Schweden. Schön ist es trotzdem.

Kein Asphalt ist mehr da, man steht mitten im Nirgendwo und schaut einfach und lässt die Phantasie spielen.

https://www.youtube.com/watch?v=-AQ24wuylqI

Verliert man mit dem Alter die Fantasie?

Manche ja, manche nein. Es gibt auch sehr viele ältere Autoren, die viel Fantasie haben.

Was mich persönlich betrifft: Ich bin 25 und schreibe eigene Geschichten. Ich schreibe zum Beispiel Sex-Geschichten, Krimi-Geschichten, Romane und Geistergeschichten. Ich hab viel Fantasie und das zeigt sich auch in meinen selbst geschriebenen Geschichten. Selbst meine Klassenkameraden sagen, wenn es um das Schreiben von Texten und so geht, bin ich von allen aus meiner Klasse die Allerbeste. Sie hören meinen geschriebenen Texten sehr sehr gerne zu. Auch all meine Lehrer. Alle finden, mein sprachlicher Ausdruck ist der Hammer. Und falls du dich jetzt fragst, warum ich noch mit 25 zur Schule gehe: Ich mache mein Abitur und in meiner Klasse gibt es auch 32-jährige Schüler, aber nur sehr wenige.

Nein, man verliert sie nicht. Man ersetzt nur vieles durch Erfahrung und Wissen. Doch ganz ohne Fantasie könnten wir gar nicht kreativ sein.

Wir würden keine neuen Erfindungen machen, keine Träume und Wünsche mehr haben - kurz gesagt: Ohne Fantasie ist der Mensch bereits gestorben - er weiß es nur noch nicht.

Ich lebe meine Fantasie aus, indem ich male und Bücher schreibe - die sich erstaunlicher Weise sehr gut verkaufen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Manche verlieren ihre Phantasie.

Aber andere behalten sie. Nur ist die Phantasie Erwachsener eben oft nicht mehr wie die von Kindern... Sie entwickelt sich auch weiter.

warehouse14

Ganz ehrlich, ja. Und man verliert vor allem die Illusionen und Träume.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

okieh56  10.07.2020, 20:53

„Wenn Träume sterben, dann bist du alt...“ (Puhdys)

0
Fem42  10.07.2020, 21:02
@okieh56

Die habe ich schon immer gehasst.

Dann lieber mittendrin "am Fenster" den "blauen Planeten" bewundern.

0
Altersweise  10.07.2020, 21:43
@okieh56

Die Puhdys sind mittlerweile auch ganz schön alt. Und sie spielen auch für Geld und nicht mehr aus Idealismus, auch wenn ihnen ihre Arbeit sicherlich noch Spaß macht.

1
okieh56  10.07.2020, 22:01
@Altersweise

Was spricht dagegen, wenn man sein Hobby mit seinem Beruf verbinden kann?

sie spielen eben bis zur „Rockerrente“ - aber wahrscheinlich müssen sie weiter machen, weil sie nie eingezahlt haben ;-)

0
okieh56  10.07.2020, 22:03
@Fem42

Die Titel finde ich auch toll!

Aber die Puhdys haben recht. Wer keine Zukunftswünsche und Träume mehr hat, ist bereits tot.

0
Altersweise  10.07.2020, 22:05
@okieh56

Da spricht nix dagegen. Sie wirken lange nicht so peinlich wie andere Rock-Rentner, von denen man nur noch das Gefühl hat, dass sie unbedingt das Geld brauchen.

1
okieh56  10.07.2020, 22:10
@Altersweise

Da hast du recht. Sie waren auch noch nicht im Dschungelkamp ;-)

1
okieh56  10.07.2020, 22:59
@Altersweise

Die Ivenacker Eichen sind tausend Jahre alt - aber ganz schön knorrig ;-)

0