Verbale Verletzungen in der Beziehung. Wie damit umgehen?
Hallo,
wir sind seit 4 Jahren ein Paar und haben seit einiger Zeit eine gemeinsames Baby. Eigentlich ist unsere Beziehung gut, wir sind verlobt. Ich muss sagen dass meine Freundin sehr aufbrausend ist und nicht gut streiten kann. Sie such immer das Weite wenn es Konflikte gibt, läuft also weg und ist beleidigt. Entschuldigungen kommen immer mit einem „Aber“: „Entschuldigung aber du hast mich auch verletzt!“ beispielsweise. Ich hingegen bin der Meister im Entschuldigen, nutze das Wort xmal täglich, habe manchmal Angst meine Freundin zu erzürnen. Ich will einfach Harmonie und keinen schiefen Haussegen.
Gestern winder Streit.
Es beginnt abends nach einem tollen Tag mit einem inhaltlichem Thema in einer Dankeskarte. Sie will unbedingt noch daran arbeiten obwohl wir eigentlich schon damit abgeschlossen haben. „Nur nochmal drüber schauen“ - „ok“.
Kurze Zeit später werde ich harsch kritisiert: „Das Wort ergibt hier keinen sinn“ (tut es wohl), „Das hier ist falsch!“, „Übrigens hast du den zweiten Namen deines Kindes falsch geschrieben.“ (Ok, Tippfehler).
Ihr gefällt eine Formulierung in meiner Version nicht - wir haben jetzt schon zwei Versionen dieser Karte - jeder hat eine erstellt nachdem mein Text für sie nicht ganz überzeugend war.
Ich will mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr mit dem Thema beschäftigen, will sagen, dass ich jetzt nicht über dieses eine Wort diskutieren will. Wir diskutieren doch ein paar Minuten.
Ich spreche aus, dass ich alles was sie sagt verstehe und inhaltlich eine andere Meinung habe. Sage, dass die Diskussion, die wir zum dritten Mal führen, müssig ist, ich kriege es um diese Uhrzeit nicht besser hin. Dass wir einfach mal beide Version drucken können. Dass ich meine ja schon verworfen habe aber wir sie beide doch ganz gut fanden und sie einfach mag. Wir zerstören unseren schönen Feierabend wenn wir hier weiter diskutieren.
Ich bin müde.
Meine Freundin sagt: „Es ist mir alles scheißegal! Dann mach doch wie du willst! Dann verschicken wir keine Karte! Du bist müde, heul doch rum! Heul doch!!“ und verlässt den Raum. Schöner Tag, der Abend ist jetzt aber kaputt. Ich mache keine Anstalten ihr hinterherzulaufen.
Heute Früh sagt meine Freundin dass sie mich bewusst verletzen wollte weil sie es leid sei dass ich nach einem Arbeitstag müde bin. Sie weiß dass ich ab 22Uhr nicht mehr produktiv sein kann und will, aber hier wäre es erst 21:45 gewesen. Sie sei auch verletzt weil ich ihre sprachliche Expertise nicht anerkenne. Wir entschuldigen uns.
Dass ich bewusst verletzt werde und dass mir gesagt wird: „Heul doch rum!“, wo ich nur ausspreche, dass ich müde bin und jetzt nicht bereit bin für einen Streit, enttäuscht mich.
Wie sollte ich damit umgehen? Solche verletzenden, unnötigen Streits haben wir oft, manchmal täglich. Ich fühle mich unwürdig, wenn ich immer nachgebe! Konflikttraining oder Beziehungsberatung lehnt meine Freundin bisher ab.
VG!
11 Antworten
Es dauert bei vielen seine Zeit, sich in die Elternrolle einzufinden. Junge Mütter machen zu Hause mit Baby besonders dann, wenn sie vorher intellektuell gefordert waren, häufig erstmal eine Art Kulturschock durch. Mein Rat: Diskutiere nicht herum. Bitte sie (im Beispiel der Dankeskarte) zB darum, dass sie die Formulierung übernimmt, weil sie es einfach viel besser kann und es besser klingt. Unterstütze sie mit Beiträgen + Ideen, nimm das Baby auf den Schoß, guck ihr über die Schulter und lass sie das machen. Schlag vielleicht vor, welche Papierfarbe schön für den Ausdruck wäre. Frag sie regelmäßig, wie sie sich den Tag über fühlt, worauf sie Lust hat, ob das Baby mittags gut geschlafen hat und überrasche sie mal mit einer Reservierung beim Italiener... wenn sie aus dem Nichts heraus dennoch ausflippt, lass sie. Diskutiere das nicht mit ihr, entschuldige dich nicht und ziehe dich ohne Streit zurück. Sie wird sich von allein beruhigen. Befeuere ihre Aufregung nicht mit weiteren Aussagen oder Rückzug a la kalte Schulter zeigen, nehme dich einfach nur neutral aus der Situation raus und frage sie am Folgetag wieder, wie es ihr geht. Nimm ihre Bälle nicht entgegen.
Wenn das nach einigen Monaten keinen Erfolg zeigt, führe in einer harmonischen Situation, während sie sich gut fühlt, ein ausführliches Gespräch mit ihr, zB bei einem ruhigen Spaziergang.
Das tönt nach einem ausgewachsenen Machtkampf. Die ersten Monate nach der Geburt eines Kindes sind nicht nur die Frauen sehr dünnhäutig, sondern auch die Männer müssen ihren Platz wieder neu finden.
Ich will einfach Harmonie und keinen schiefen Haussegen.
Voraussetzung dafür sind der gegenseitige Respekt und Begegnung auf Augenhöhe. Es darf auch gelegentlich zum Streit kommen. Hauptsache man findet wieder einen versöhnlichen Ausgang.
Eine Beziehung kann auf Dauer so nicht funktionieren. Es wird dich immer unglücklicher machen und am Ende wird es zerbrechen.
Ich weiß nicht, war sie schon vor der Geburt so? Oder hat sie sich erst durch die Geburt verändert? Manchmal kann die Geburt eines Kindes alles verändern, sodass auch hier manchmal ein Psychotherapeut benötigt wird.
Meistens verändert die Geburt eines Kindes, dass plötzlich ein Neugeborenes da ist. Dass beansprucht Zeit, sorgt für Stress und Schlafmangel und dass man dadurch kaum noch Zeit zum Ausgleich hat hilft auch nicht unbedingt. Kurz: Die "Zündschnurr" wird viel kürzer.
Liebe lässt einen vieles übersehen, vieles akzeptieren, aber irgendwann ist es einfach zu viel. Geh ins Gespräch mit ihr, besucht vielleicht gemeinsam eine Paarberatung. Ich glaube ansonsten wirst du auf Dauer nicht glücklich und die Beziehung wird scheitern. Mach ihr deutlich, dass auch sie ihren Part dazu tragen muss! Beziehung ist immer ein geben und nehmen, bei dem beide ihren Part tragen!
Danke für deinen Beitrag Linuel! Ich werde versuchen, diese Dinge zu besprechen und eine Paarberatung zu suchen.
Hallo Salvadooore,
wie hier schon geschrieben wurde, nur entschuldigen wenn es einen Grund dazu gibt, sonst wird der Wert der entschuldigungen = 0. Zudem sollte man sich nur entschuldigen wenn es etwas zu entschuldigen gibt. Ein kleiner Schreibfehler und der gleichen ist nichts was man entschuldigen muss, das kann jedem passieren.
Des weiteren solltest du lernen wann Diskussionen Sinn machen und wann nicht. In dem Fall der Karte ist an dem Punkt wo eine Kleinigkeit zum Staatsstreich gemacht wird der Punkt gekommen wo Diskussionen keinen Sinn machen weil sie alles nur noch mehr eskalieren lassen können, wenn man nicht weiß wie man kommunizieren muss. Du muss dann auch konsequent sein und Diskussionen komplett abblocken. Ignoriere sie nicht und höre ihr zu, aber lasse dich nicht in fruchtlose Diskussionen ziehen. Wenn ihr was nicht passt und es für dich nichtig genug ist das es dich nicht kümmert, dann kannst du nachdem du es erst versucht hast mit einem konstruktiven Gespräch und das scheitern sollte, sagen bitte, mache wie du denkst.
Wichtig ist das richtige Maß zu finden, du darfst der bequemlichkeit (um Stress zu vermeiden) nicht zu schnell zu oft einfach nachgeben. Wichtig beobachte dich und sie bei solchen Diskussionen, wann passiert was, gibt es Muster bei denen sie immer gleich handelt und wenn ja was sind sie. Frauen und Männer kommunizieren komplett anders und das macht es schwer. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen das ein Mann auf den "Satz: "Wir müssen reden." nicht wie Frau belanglos reagiert, sondern mit Adrenalin als würde sie mit einer Waffe auf ihn zielen. Es gibt Dinge an denen Frauen festmachen ob man sie wahrnimmt oder ernst nimmt. Glaube eine Sache ist das was sie sagte aufzugreifen, damit sie es aus dem Mund des Mannes hört, das er wirklich es wahrgenommen hat, was aber nicht heißt das du der selben Meinung sein musst.
Du kannst natürlich auch mal bei der nächsten Kleinigkeit komplett unerwartet handeln, wenn es wieder mal auszuarten beginnt. Gehe zu ihr nehme sie zärtlich in den Arm und sage ihr Emotional, so wie du dich fühlst. "Ich liebe dich doch ich halte die Diskussionen wegen Kleinigkeiten nicht mehr aus.", oder was dir gerade im Moment im Kopf ist. Dann nach einem Moment gehe in einen anderen Raum oder bleibe einfach so sie umarmend schweigend stehen.
So wie es aus den Kommentaren klingt scheint sie das durch das Elternhaus so gelernt zu haben. Es ist wichtig das Problem in den Griff zu bekommen damit euer Kind das selbe nicht auch lernt und es wird es lernen da Kinder alles annehmen können nicht nur die edlen Tugenden.
Es gibt noch die Möglichkeit bei dem einen oder anderen Thema wo keine Einigung möglich ist, mal einen 3. zuzuholen als unparteiische Instanz und Vermittler. Es ist manchmal hilfreich es aus Sicht eines 3. zu sehen und zu hören.
MfG PlueschTiger
Ich kenne das - mach ab und zu das gleiche durch.
Es nützt nichts, mit ihr nach dem Streit über dieses Thema zu reden oder sie zu konfrontieren. Meine Freundin war auch eine Zeit lang so, aber nicht persönlich sondern eher über den Chat. Als sie das geschrieben hat, hat sie das nicht so gemeint und nicht gedacht, dass es so hart rüberkommt. Diesen Personen ist nicht bewusst, wie sich der Gegenüber in dieser Situation fühlt.
Ich habe dann angefangen, sobald wir uns vertragen haben, sie mit den Fakten zu konfrontieren (so 3-4 Mal). Dann hat es gebessert. Und was auch hilft, dass man auf ihre Aussagen gar nicht eingeht und sein Interesse etwas anderem widmet. Manche Personen wollen dann nur, dass man ihnen hinterherrent und sich bei ihnen entschuldigt und dass man ihnen recht gibt. Mehr wollen sie gar nicht.
Aber natürlich kann eine Beziehung so wie du es sagst auf Dauer nicht funktionieren..
Gruss
Danke, klingt gut. Ich werde versuchen diese Streitmechanismen - so wie ich sie wahrnehme - mal in einer ruhigen Minute anzusprechen.
Das war schon immer so. Vor der Geburt. Ihre Mutter streitet ähnlich. Ich sehe bei ihrem Vater ein ähnliches Muster- er ist aber scho so weit, dass er sich rumkommandieren lässt und damit seinen Frieden gemacht hat. Viel Eigenleben zeigt er nicht. Ich will nicht immer nachgeben, wie er das tut