Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus?

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Der Kommunismus basiert auf der staatlich organisierten Planwirtschaft, die letztendlich darin mündet, dass alle Menschen produzieren (Arbeit verrichten) und sich das Produzierte gerecht untereinander aufteilen. Dabei kann ein Handwerker durchaus genauso viel erhalten wie beispielsweise ein Arzt. Außerdem steht im Kommunismus die Gleichheit aller und die Vorherrschaft der Arbeiter und Bauern im Vordergrund, während Religion strikt abgelehnt wird. (Marx: "Religion ist Opium fürs Volk") Der Kapitalismus beruht auf der freien Marktwirtschaft. Dies geht einher mit Lohnunterschieden und wirtschaftlicher Konkurrenz zwischen Betrieben. cosmiq.de


Snanifo  29.07.2010, 18:12

Das Zitat von Marx ist falsch. Es heißt genau: Politik ist das Opium des Volkes. Es steht in "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie" nachzulesen bei wikipedia. Es soll bedeuten, dass die Leute, weil es ihnen hier schlecht geht, und sie den Ausweg aus diesem "Jammertal" nur in einem Leben nach dem Tode bei einem Gott suchen.

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Reisswolf53  28.07.2010, 14:15

Grada13, wo hat das Marx mit der "Religion" gesagt? Bitte Quellenangabe.

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berkersheim  27.07.2010, 15:03

Stimmt nicht ganz: Das mit der Planwirtschaft gilt für den Sozialismus, der im Kommunismus überwunden werden sollte. Da sollten alle - fragt sich nur wie - an den Entscheidungen beteiligt sein - gleichberechtigt versteht sich.

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hell11  27.07.2010, 14:30

Der Kommunismus wurde in vielen Ländern Rußland, China, DDR oppostionslos, das heißt keiner konnte ihnen rein reden. praktiziert und ist gescheitert, als der Spuk vorbei war ging es wieder aufwärts.

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Snanifo  29.07.2010, 18:20
@hell11

zu hell11: "keiner konnte (sollte) ihnen dreinreden" ist doch wohl das Ideal von (erfolgreichen) Unternehmern wie Zetsche, Würth und anderen. "Als der Spuk vorbei war, ging es wieder aufwärts": Nach Beendigung der "maroden" Sowjetunion fiel die Lebenserwartung der Leute von etwas über 80 Jahren auf unter 70 Jahren nach Aussage des damaligen Außenministers Russlands.

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Man muss wissen, dass Marx philosophisch wie Hegel ein totaler Idealist war. Er hat zwar, wie er sagt, den Hegel auf den Kopf gestellt, doch ein auf den Kopf gestellter Idealist bleibt ein solcher. Das merkt man auch seiner Zukunfstprojektion einer künftigen kommunistischen Gesellschaft an. Da Marx zu sehr kritischer Wissenschaftler war, bin ich der Meinung, dass er diesen Zukunftsentwurf als ideales Ziel betrachtet hat, und dass das Fortschreiten dorthin seiner Meinung nach ständig kritisch überprüft werden musste. Dieser Entwurf des Kommunismus geht vom autarken, voll emanzipierten Menschen aus, sodass sie sich ohne Obrigkeit in jeder Beziehung wirtschaftlich wie politisch selbst verwalten können. Eigentum an Kapital (Produktionsmittel) und politische Parteien wären im Kommunismus überflüssig. Dass wir davon, wenn man sich die Menschen heute anschaut, meilenweit entfernt sind, braucht nicht besonders betont zu werden. Es war außer in allgemeinen Forderungen nicht geklärt, wie im Kommunismus Entscheidungen und Wertzuordnungen (Preise) überhaupt zustande kommen sollten.Die Tatsache, dass die Vorstufe zum Kommunismus, der Sozialismus eigentlich zur platten Diktatur verkommen ist, zeigt, dass Marx selbst mit solchen Entwicklungen seine Probleme gehabt hätte. Wahrscheinlich hätte er gemerkt, dass ein zentralistischer Plan nicht nur unbeherrschbar ist, sondern auch unwillkürlich eine Kerninstitution, die in die Diktatur führt. Denn der Sozialismus war diesbezüglich ein Megakapitalismus. Nur noch ganz wenige hatten die Verfügung über die Wirtschaftsplanung und damit die Zuteilung aller Güter.

Das wäre vergleichbar einem Supermonopolisten im Kapitalismus. Wer glaubt denn, dass ein Supermonopolist im Sozialismus (Oberplaner) weniger selbstherrlich agiert wie z.B. die BP-Bosse. BP ist zwar ein Konzern, aber noch lange kein Supermonopolist. Im Vergleich der Systeme heißt die zentrale Frage: Wer hat die Entscheidungsgewalt, wer verfügt über die Produktionsmittel (Kapital). Im Kapitalismus ist das sehr differenziert, je nach Rechtsform der Gesellschaft. Wenn es immer wieder heißt, dass letztlich die Entscheidungen im Kapitalismus der Markt fällt, ist das Quatsch. "Der Markt" ist ein extrem abstrakter Ausdruck, für eine Macht- und Wertbestimmungsverflechtung, die zu durchschauen noch keiner so richtig geschafft hat. Zudem gibt es nicht einen Markt sondern für große Produktgruppen und Verhandlungsinscenarien verschiedene, eigene Märkte. Auf dem Markt für Rohstoffe mit geringer Preisflexibilität (einmal stark kostenbestimmt, zum andern stark machtbestimmt) kommen Preise anders zustande als auf dem Markt für Haarpflegemittel. Und im Kapitalismus entscheidet nicht eine kleine Gruppe über alles, sondern trotz Privateigentum an den Produktionsmitteln zigtausende von Inhabern und Managern. Allein auf der Schuhmesse in Düsseldorf tummeln sich über 2000 Anbieterfirmen rum und ca. 18.000 Händler (auch Unternehmer).

Es ist übrigens ein Irrtum, dass es im Kommunismus kein Kapital geben würde, das gibt es dort wie im Kapitalismus gleichermaßen. Kapital sind grob gesprochen alle Produktionsmittel und alle Geldmittel, die als potentielle Produktionsmittel gelten können. Erspartes für den Urlaub ist kein Kapital. Nicht im wirtschaftswissenschaftlichen Sinne jedenfalls. Aktien sind der Wertbeleg für Produktionsmittelanteile.

Vieles, was dem aktuellen Kapitalismus (mit gewaltigen Unterschieden je nach Rechtlage der einzelnen Länder) angelastet wird, wäre in einem weltweiten Sozialismus nicht anders. Statt der Überheblichkeit der Mangager würden wir die Überheblichkeit der Funktionäre beklagen. Haben wir im Kapitalismus ein Überangebot von Schrott und Schund konnte man im Sozialismus in einem heißen Sommer vergeblich nach Haarspangen suchen, sie waren im Plan vergessen worden. Eines an der Vision von Karl Marx ist geblieben. Wenn wir wirtschaftlich und politisch besser funktionierende Institutionen haben wollen, brauchen wir selbstbestimmtere, emanzipiertere und verantwortungsvollere Menschen. Menschen, die jedem Hammel hinterherlaufen, Hauptsache er macht genug Versprechungstheater, geben im Kapitalismus den Managern und Politikern Freischeine und im Sozialismus waren es die Funktionäre, nur konnten die Menschen da gar nicht mal wählen.

Der Mensch ist ein Pionier, er will immer besser und mehr das ist der Antriebsmotor der Menschen, wenn das nicht mehr funktioniert und alle gleich gemacht werden, dann werden alle gleich......... Faul und Faulheit kann ganz schön sein, oder hat sich schon ein Rentner beschwert, wenn er nicht mehr arbeiten muss.

Der entscheidende Unterschied besteht im Eigentum an dan wesentlichen Produktionsmitteln - Grund und Boden, Industrie, Kommunikationseinrichtungen, Banken, etc. - also das Kapital. Im Kapitalismus bildet das Privateitentum am Kapital die Grundlage der Wirtschaft. Das Kapital gehört wenigen Eigentümern oder Aktionären. Die meisten Menschen haben nur ihre Arbeitskraft, die sie verkaufen müssen. Die Gewinne gehören den Eigentümern. Im Kommunismus gehört das Kapital allen gemeinsam (Volkseigentum) und die Gewinne werden an alle verteilt. Damit wäre der Kommunismus die gerechteste Gesellschaft überhaupt.. Von Antikommunisten wird gern behauptet, dass man im Kommunismus nichts besitzen darf. Das ist falsch! Persönliches Eigentum - Wohnungseinrichtung, Auto, vielleicht ein Häuschen - darf der Mensch auch privat besitzen. Der Sozialismus sollte eine Vorstufe des Kommunismus sein. Bisher wurde noch nirgenws auf der Welt ein kommunistischer Staat verwirklicht. Nicht in der DDR, der Sowjetunion und nicht in China. Die Gleichstellung dieser Staaten mit dem Kommunismus dient ausschließlich der Verleumdung der kommunistischen Idee.


pecudis  27.07.2010, 14:12

DH!

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berkersheim  27.07.2010, 15:00
@pecudis

Leider falsch. Nicht das Eigentum ist entscheidend, sondern die Verfügungsgewalt. Die hatte auch im Sozialismus kein Arbeiter und wie es im Kommunismus (die große Kommune) gelöst werden sollte für ein so komplexes Entscheidungsgeflecht wie eine Volkswirtschaft, ist vollkommen unklar. Wohnkommunen sind doch schon nicht damit klar gekommen.

Weiter: Aktionäre sind auch Eigentümer, es handelt sich hier um eine andere Form der Eigentumswahrnehmung. Selbstherrliche Produktionsmitteleigentümer und Bosse wie zu Marxens Zeiten gibt es doch gar nicht mehr. Dazu haben wir inzwischen überall - bis auf wenige Länder mit Diktaturen - ein viel zu kompliziertes Eigentumsrecht.

Im Sozialismus haben die Funktionäre die Gewinne zugeteilt (auch da gab es gute und schlechte). Welche Seilschaften sich da insgeheim herausgebildet hatten, wurde offensichtlich, als plötzlich nach Ende des Sozialismus das Volkseigentum ruck zuck in Funktionärshänden war und siehe da, aus dem Stand heraus gab es in Moskau mehr Millionäre wie in Berlin.

Wenn es im Kommunismus Privateigentum gibt, wie bitteschön wird es verteilt? Dann müssten vorher die Menschen ein einheitliches Geschmacks- und Wertesystem eingeimpft bekommen, sonst geht das in die Hose. Vor allem, wie koppelt man dieses Wertesystem ab von der den Einzelnen in der Kommune obliegenden Entscheidungen, wie stellt man sicher, dass keine Individualpräferenzen in den Entscheidungsfindungen aufeinanderprallen. Oder gibt es dann keine Individuen mehr?

Diese Träumerei funktioniert nur auf einer sehr abstrakten, abgehobenen Ebene gedanklicher Jongliererei. Mit Realität und Einzelentscheidungsprozessen hat das alles nichts zu tun.

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Jorgfried  27.07.2010, 15:26
@berkersheim

Ok, mit der Verfügungsgewalt gebe ich dir recht. Selbsherrliche Bosse findet man jedoch immernoch zuhauf - ob in den Vorständen der Konzerne oder beim Kleinunternehmer, der Billiglöhner und Schwarzarbeiter ausbeutet. Leider glaube auch ich nicht, dass sich der Kommunismus, wie ihn More, Marx und Lenin beschrieben haben, realisieren lässt.

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berkersheim  28.07.2010, 08:27
@Jorgfried

@Jorgfried

Ich sehe es nicht mal so pessimistisch. Wenn man, wie Marx es wahrscheinlich auch getan hat, Kommunismus als Ideal ansieht, dann muss man erstens fragen, wie sich die gesellschaftliche Situation seit Marx verändert hat und zweitens, ob sich die Menschen seit Marx verändert haben. Ich würde sagen ja, aber langsamer als es Marx erhofft hat. Meiner Meinung nach hat - vor allem wenn man den großen Soziologen Max Weber im Hinterkopf hat - der reale Sozialismus gezeigt, dass der Weg über Zentralisierung nicht zum Ideal des Kommunismus führt. Zentralisierung hat sich als Potenzierungsfaktor für menschliche Überheblichkeit erwiesen. Das zeigt auch der Fall BP - wo sowohl die staatlichen Kontrolleure (waren sie geschmiert?) wie auch die BP-Manager als ausgesprochen selbstherrlich erwiesen haben.

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