Unterschied: "ich bin" und "mir ist"?

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Hallo Thor87!

Ich erkläre mir den Unterschied so:

Im Deutschen gibt es eine Satzkonstruktion mit unpersönlichen Verben, bei der ein "es" als Ersatzsubjekt auftritt:

Es regnet, es stinkt, es klingelt, es friert.

Genauso ist es mit den Verben sein und werden: Es ist kalt, es wird übel, es war schon spät, es ist unverständlich...

Das sind Zustandsbeschreibungen, die keiner Person zugeordnet sind.

Diese Art der Konstruktion mit sein lässt sich nun mit einem Reflexivpronomen als Dativ- oder Akkusativobjekt ergänzen:

Es ist mir kalt. Mir ist (es) kalt.

Es ist mir übel. Mir ist (es) übel.

Es friert mich. Mich friert es.

Es ist mir unverständlich. Mir ist es unverständlich.

Die Konstruktion des unpersönlichen Subjekts (nicht als Pronomen für ein Neutrum-Subjekt!) gibt es jedoch mit solchen Adjektiven wie müde oder hungrig oder satt oder zufrieden etc. nicht, weil es hier um Zustände geht, die nur an Lebewesen gebunden existieren. (Es sei denn, man benutzt sie in übertragenem Sinn in literarischen Texten.)

es ist zufrieden, mir ist (es) zufrieden; es ist müde, mir ist (es) müde geht nicht.

LG

gufrastella

Gute Frage.

ich bin müde    = je suis fatigué
ich bin hungrig = j'ai faim ("ich habe Hunger")
mir ist kalt    = j'ai froid ("ich habe kalt")
mir ist schlecht = je me sens nauséeux/malade

ich bin müde    = I'm tired
ich bin hungrig = I'm hungry
mir ist kalt    = I'm cold   ("ich bin kalt")
mir ist schlecht = I feel sick (was zur französischen Formulierung passt)

Eine richtige Regel kann ich da nicht erkennen, das scheint jede Sprache anders zu machen. Englisch unterscheidet nicht zwischen "mir ist kalt" und "ich bin kalt". "Kalt haben" kann man nur im Französischen (und im Saarländischen, als Kind habe ich das auch so gesagt). Nur bei "müde" sind sich alle 3 einig (das "ist" man). Den Dativ "mir" kann man logischerweise nur im Deutschen nutzen (Englisch und Französisch haben keinen Dativ).

Im Schwedischen ist es ähnlich wie im Englischen (dort kann man auch "kalt sein").

Und - was mir besonders gefällt: die Sprache, die dem Deutschen in der Hinsicht am ähnlichsten ist, ist Isländisch:

mér er kalt    = mir ist kalt
mér er flökurt = mir ist schlecht
ég er svangur = ich bin hungrig
ég er þreyttur = ich bin müde

Nur Isländisch hat (von den genannten Sprachen) den Dativ (und Deutsch natürlich). Und denkt in dieser Hinsicht "deutsch" ("mir ist" oder "ich bin").

Ich fürchte, dass man solche Verwendungen einzeln lernen muss.

Erklären nicht, aber weiter verwirren: Bei uns, im Ripuarischen Sprachraum, sagt man z.B. Ich habe kalt, anstatt Mir ist kalt. Ich bin kalt gäbe dem wieder eine ganz andere Bedeutung. Gefühlskalt oder tot.

Gut es mag sein , dass du nicht langweilig bist, aber dass es dir langweilig ist.

Bist du wirklich kalt oder ist es Dir kalt

Das eine becheibt eine Gefühl , das andere einen Zustand

Hallo! 😀

Das ist wirklich interessant! Sprache kann manchmal ziemlich eigen sein, nicht wahr?

Es gibt keine klare und logische Regel. Manchmal ist es besser, solche Ausdrücke auswendig zu lernen.

Bei "ich bin müde" und "ich bin hungrig" liegt der Fokus auf deinem Zustand, während "mir ist kalt" und "mir ist schlecht" (Verwendung vom Dativfall hier) eher eine Empfindung oder Befindlichkeit beschreiben.

Es ist auch dir überlassen.

Die deutsche Sprache hat manchmal subtile Nuancen und Ausdrucksunterschiede.

Das könnte dir als grobe Orientierung dienen.

Aufpassen: "Mir ist langweilig" bedeutet etwas anderes als "ich bin langweilig". 😉

Es ist faszinierend, wie Menschen ihre Gedanken und Gefühle durch Worte formen!

Viele Grüße! 😊

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – tiefgehendes Verständnis in Grammatik und Rechtschreibung