Unterscheidung zwischen Nazis und Neonazis wichtig?
Ich lese hier immer wieder Aussagen wie "Nazis gibt es doch nicht mehr" und auf Nachfragen wird dann wehement darauf bestanden, dass heutige Nazis unbedingt als Neonazis bezeichnet werden müssen/sollen. Warum ist eine solchen Unterscheidung so wichtig? Unterscheiden sich Neonazis in irgendeiner wesentlichen Form ideologisch von den Nazis die Deutschland 1933-1945 regiert haben? Findet ihr so eine Unterscheidung wichtig? Wenn ja würde mich eine genaue Erläuterung der Gründe interessieren.
14 Stimmen
5 Antworten
Da die ursprünglichen Nazis heute nicht mehr leben, brauchen ihre heutigen Gesinnungsgenossen nicht abgegrenzt werden.
Es entsteht sonst der Eindruck, dass die heutigen Neonazis wirklich viel mit den Nazis von damals gemein hätten.
Die verehren die halt, aber auf einem Level wo jeder damalige Nazi Wahrscheinlichkeit sogar die Hände vor dem Kopf zusammengeschlagen hätte.
Ich finde es gibt einen großen Unterschied zwischen dem krankhaften fast schon kindlichen verehren dieser Zeit und der tatsächlichen Nsdap Mitgliedschaft.
… ein Nazi ein Anhänger der NSDAP war. Jemand der den Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg und etliche Kriegsverbrechen (mit)begangen hat. Ein Nazi isr Mitschuld am Tod von Millionen und massiver Zerstörung.
Ein Neonazi - selbst der schlimmste - ist maximal ein Schlägertyp, redet Blödsinn und identifiziert sich mit der Ideologie und Befürwortet diese und was sie will und tat. Ist selber aber kein Kriegsverbrecher und Völkermörder.
Zwischen beiden Begriffen sollte man strikt unterscheiden, da der Nazi-Begriff sich sonst relativiert. Erst recht sollte man nicht einfach Leute deren Meinungen einem nicht passen nicht als Nazi beleidigen.
Aber ist das nicht nur "mangels Gelegenheit" so?
Das ist maximal eine Vermutung. Und in unserem Recht ist es, dass wir nicht pauschal Leute verhaften oder verurteilen, weil diese etwas tun könnten. Ein Verbrechen muss passiert sein, erst dann kann es bestraft werden nicht umgekehrt.
Du läufst ja auch nicht herum und nennst alle Leute „Bankräuber“ nur weil sie eventuell welche werden könnten, aber halt aktuell keine Gelegenheit hatten. Das ist eben ein Unterschied zwischen freiheitlichen Demokratien und autoritären Regimen. In Letzteren werden Leute einfach wegen des bloßen Verdachts was sie später machen könnten eingesperrt.
Das ist maximal eine Vermutung.
Ja, natürlich. Wobei die Ideologie und teilweise auch Äusserungen das eben nahe legen.
Und in unserem Recht ist es, dass wir nicht pauschal Leute verhaften oder verurteilen, weil diese etwas tun könnten.
Es geht ja nicht darum jemanden zu verhaften oder jemanden (juristisch) zu verurteilen.
Ein Verbrechen muss passiert sein, erst dann kann es bestraft werden nicht umgekehrt.
Hältst du denn die Bezeichnung "Nazi" für eine "Bestrafung"?
Und müsste man für Leute die zwischen 33 und 45 zwar die Nazi-Ideologie unterstützt oder gutgeheißen haben aber weder unmittelbar noch mittelbar mit den Gräultaten des NS-Regimes zu tun hatten auch einen anderen Begriff verwenden?
Die Nazis (Nationalsozialisten) haben Millionen von Menschen auf dem Gewissen, abscheuliche Kriegsverbrechen begangen und unvorstellbares Grauen über die Welt gebracht.
Allerdings sind die Nazis nun alle Tot.
Neonazis haben mit dem WWII nichts mehr zu tun, sie mögen der Ideologie nacheifern, haben diese Schuld allerdings nicht mitverursacht.
Wie würdest du denn Leute nennen, die zwischen 33 und 45 gelebt haben, die Nazi-Ideologie unterstützt oder befürwortet haben (vielleicht auch NSDAP-Mitglied waren) aber weder unmittelbar noch mittelbar an den Taten des NS-Regimes beteiligt waren?
Hmm.. ich sehe worauf du hinauswillst und grundsätzlich hast du ja Recht.
Trotzdem ist für mich ein Nazi eben jemand der während des Nationalsozialismus gelebt hat, alles andere ist für mich ein Neonazi.
Und die meisten Neonazis haben mit dem Nationalsozialismus an sich ja kaum etwas gemein außer Ausländerhass und "Deutschland den Deutschen".
Neonazis waren für mich die stumpfen Schläger in den 90ern welche marodierend einfach alles zusammengekloppt haben was irgendwie Ausländer, links, Kiffer oder sonstiges "Geschmeiß" war.
Heute ist das ja ein Sammelsurium aus Rechtsextremen, seltsamen "braun" Esotherikern, Verschwöhrungstheoretikern, Klimaleugnern, Coronaschwurblern, Russlandunterstützern usw. mit dem "orginalen Nazi" hat das nur noch wenig gemein.
Mit "Nazis" damals die Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gemeint waren, die es ab 1945 aber nicht mehr gibt.
Als "Neonazis" hat die Presse der Bundesrepublik Deutschland (BRD), z. B. Journale wie er SPIEGEL oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), hingegen in den 1980ern und 90ern Angehörige möchtegernnationaler proletarischer Jugendszenen (vor allem aus der die Skinhead-Unkultur) gemeint. Diese hatten mit den historischen Nationalsozialisten zwar nichts zu tun, doch frönten sie einem kruden Kultur um nationalistische Symbolik, zu der auch gewisse NS-Devotionalien zählten. Letztlich waren das aber einfach unpolitische bzw. sozial gesehen eher „linke“ unzufriedene arbeitslose Arbeiter.
Heute wiederum verwendet die Presse unserer BRD den Begriff „Neonazi“ nicht mehr. Wohl aber wird wieder liest und hört man sehr oft wieder den Begriff „Nazi“. Allerdings nicht gegen Mitglieder der NSDAP, die es ja seit knapp 80 Jahren nicht mehr gibt und auch nicht gegen ehemalige Mitglieder dieser Partei, von diesen auch kaum noch welche leben. Vielmehr werden damit Mitglieder heutiger Parteien bezeichnet, vor allem der AfD, aber auch der SPD, CDU, der Grünen, der Basis, des BSW, der Werte-Union und anderer. Diese Menschen werden von ihren jeweiligen politischen Gegnern als „Nazis“ bezeichnet, mit dem Zweck, sie zu diffamieren, ohne sich mit deren Positionen inhaltlich auseinandersetzen zu müssen.
Danke für deine ausführliche Betrachtung der Problematik. Aber ist das
nicht nur "mangels Gelegenheit" so?