Unfassbar traurig?

8 Antworten

Hallo Emilia,

es tut mir leid, dass Du Deinen Vater (vermutlich viel zu früh) verloren hast! Einen lieben Menschen durch den Tod zu verlieren ist immer eine traumatische Erfahrung! Gerade am Anfang ist es besonders schwer. Manche fühlen sich innerlich leer und empfindungslos. Vielleicht ist es Dir ja auch so ergangen.

Auf keinen Fall solltest Du Dir Vorwürfe machen! Hast Du denn nicht bewiesen, wie viel Dir an Deinem Vater liegt, da Du es ihm durch Deine Pflege ermöglicht hast, zu Hause zu bleiben und nicht im Krankenhaus sterben zu müssen?

Möglicherweise warst Du mit allem so überfordert, dass Du in die Apotheke "geflüchtet" bist. Solltest Du Dir das wirklich übelnehmen, da der kurz bevorstehende Tod Deines Vaters doch eine absolute Stresssituation war?

Hast Du schon einmal mit Deiner Mutter darüber gesprochen? Vielleicht sieht sie die Situation von damals ganz anders als Du und kann Dir Deine Schuldgefühle nehmen! Doch selbst wenn sie Dir einen Vorwurf macht, könnte eine von Herzen kommende Entschuldigung Deinerseits die Wogen doch ganz sicher wieder glätten!

Vielleicht darf ich Dir noch ein paar Hinweise bzgl. Deiner Trauer um Deinen Vater geben. Was in dieser Zeit helfen kann ist, wenn man ganz offen mit jemandem, zu dem man Vertrauen hat über seine Gefühle sprechen kann, am besten mit jemandem, der selbst Ähnliches erlebt hat. Von diesem fühlt man sich viel besser verstanden, und meistens bekommt man hier mehr Mitgefühl und Verständnis entgegengebracht! Das ist auch die Erfahrung, die ich gemacht habe.

Einigen fällt es allerdings schwer, über ihre Gefühle zu sprechen und sie ziehen sich lieber von anderen zurück. Hier kann es helfen, einmal all das aufzuschreiben, was einen bewegt und es dann später nochmals zu lesen.

Was ebenfalls Erleichterung bringen kann ist weinen! Ja das Vergießen von Tränen der Trauer ist ein wichtiger und notwendiger Bestandteil des seelischen Heilungsprozesses. Du brauchst Dich daher nicht zu schämen, wenn Du immer mal wieder in Tränen ausbrichst. Hinterher magst Du etwas Erleichterung empfinden (so jedenfalls ist es mir schon oft ergangen). Seinen Tränen freien Lauf zu lassen, kann manchmal sehr befreiend sein!

Es wäre sicher nicht hilfreich, wenn man irgendwie versucht, vor anderen seine Gefühle zu verbergen und den Starken zu spielen. Man sollte sich zugestehen, traurig zu sein und dies auch nach außen zu erkennen zu geben. Warum sollen denn andere nicht merken, wie sehr man mit der Trauer zu kämpfen hat?

Falls Du an Gott glaubst, kann es für Dich auch sehr tröstend sein zu erfahren, was die Bibel über die Toten sagt. Jesus Christus, der ja selbst auch den Schmerz kannte, den der Tod geliebter Menschen auslösen kann, sagte einmal etwas sehr Schönes:

Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Das sollte euch nicht wundern, denn es kommt die Zeit, wo alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden“ (Johannes 5:21, 28 u. 29a).

Jesus sprach hier von der Auferstehung der Toten! Wenn diese eines Tages stattfindet, bedeutet das, dass Millionen von Verstorbenen wieder auf der Erde leben werden, und zwar unter besseren Verhältnissen als heute. Wir werden sie so sehen, wie wir sie gekannt haben und können sie dann endlich wieder in unsere Arme schließen! Ist das nicht großartig?

Diese wundervolle Aussicht gibt mir bis heute viel Trost. Zu wissen, dass ich meine Frau, meine Eltern und all die lieben anderen eines Tages wiedersehen werde, hilft mir, mit den Gefühlen der Trauer besser fertig zu werden.

Ich weiß ja nicht, wie Du zur Bibel stehst und ob Du überhaupt an Gott glaubst. Ich habe eben versucht, meine persönlichen Erfahrungen und meine Hoffnung wiederzugeben. Vielleicht hast Du ja eine ganz andere Meinung dazu.

Ich wünsche Dir jedenfalls von ganzem Herzen, dass es Dir gelingt, mit Deinem Schmerz zu leben und Deine große Trauer nach und nach zu verarbeiten!

LG Philipp

Du hast die Anweisungen der Hausärztin befolgt, du hast deinen Vater aufopferungsvoll gepflegt, deine Mutter macht dir keine Vorwürfe.... nur du selber und das völlig sinnlos. Vielleicht hast du es geahnt, vielleicht nicht. Vielleicht hattest du Angst vor dem Moment und das ist zutiefst menschlich. Du hast alles richtig gemacht, deine Trauer lässt hier aber leider keinen objektiven Blickwinkel zu. Bitte hol dir Hilfe, wenn du diese Gedanken nicht los wirst. Überleg dir auch, ob dein Papa gewollt hätte das du dich deswegen so grämst oder ob er dich nicht in den Arm genommen und dich gelobt hätte, weil du dich all die ganze Zeit um ihn gekümmert hast.

Du hast deinem Vater bis zur letzten Stunde beigestanden. Die Ärztin befürchtete einen schlimmen Tod und du hast dich dafür eingesetzt, dass dein Vater es leichter hat. Deshalb bist du in die Apotheke gegangen. Die Befürchtung der Ärztin hat sich nicht bewahrheitet. Dein Vater ist schnell gestorben. Das ist doch eigentlich gut?

Um die Mutter kannst du dich jetzt immer noch kümmern.

Mein herzliches Beileid.

Bei meinem Vater war es auch so, er starb aber so gegen 4 Uhr.

Du musst dir keine Vorwürfe machen. Dein Vater war leider sterbenskrank, er hätte auch zu anderen Zeiten sterben können, wo du mal nicht da warst. Und dass deine Mutter so ins Telefon geweint hat, war auch nur der Schock und keine Anklage an dich.

Belaste dich also nicht selbst. Deinem Vater geht es jetzt besser, wo er jetzt ist. Du und deine Mutter habt ihm euren letzten Liebesdienst erwiesen. Macht euren Frieden mit dem Unumkehrbaren und trauert gemeinsam und erinnert euch gemeinsam.

Alles Gute für dich und deine Mutter.