Übersetzung so in Ordnung?

2 Antworten

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Die Übersetzung stimmt weitgehend. Ein wenig Verbesserungsbedarf besteht aber.

Das zweite Wort enim („denn“, „nämlich“) ist anscheinend versehentlich beim Hinschreiben der Übersetzung vergessen worden.

Die Bezeichnung „odischen“ zielt der Sache nach auf etwas Richtiges, weil es um Gedichte geht, die „Oden“ genannt werden können. Allerdings ist ein Adjektiv „odisch“ in der deutschen Sprache eher ungebräuchlich. Alternativen sind die Bezeichnungen „melisch“ („liedhaft“) oder „lyrisch“.

„(wobei Letzteres mehr von den Griechen als den Lateinern verfasst wurde)“: Ein Gegenstück zu „Letzteres“ steht nicht im lateinischen Text. Es ist nicht sicher, ob quod als Relativpronomen auf Poematis dithyrambici zu beziehen ist. Wenn quod auf die Satzaussage (eine Eugenart haben) bezogen wird, ergibt sich als Sinn: Eine Gatttungstheorie der Dichtung ist (bisher) mehr in griechischen als in lateinischen Schriften dargelegt worden.

Ein Gegenstück zu „klar“ und „jeweils“ kommt im lateinischen Text nicht ausdrücklich vor, dort steht nur diversum und reliquis. Die Übersetzung ist wohl verdeutlichend gedacht.

Das suum ist die Hauptschwierigkeit im Satz. Wie die Stelle übersetzt wird, ist mit einer Deutung verbunden.

In der vorgelegten Übersetzung ist est als Hilfsverb verstanden und bei diversum a reliquis gedanklich esse ergänzt worden, dies also als Infinitivkonstruktion gedeutet worden.

Dabei ist ein Deutschfehler aufgetreten. Es müsste zu „Einem jedem … Gedicht … ist zu eigen…“ geändert werden (Dativ, nicht Genitiv wie im lateinischen Text).

Inhaltlich bringt dies die Schwierigkeit, im Ergebnis als eigenes Merkmal der verschiedenen Arten/Gattungen von Dichtung jeweils nur die Verschiedenheit von den anderen Arten/Gattungen auszusagen. Dies ist als spezifisches Kennzeichen ziemlich leer und zirkulär.

Daher bevorzuge ich, est als Vollverb zu verstehen und bei diversum a reliquis gedanklich est zu ergänzen.

Das Possessivpronomen suum bedeutet „das Seine“, „sein Eigenes“, „seine (ihm eigene) Art und Weise“, „seine Eigenart“. „Denn es gibt eine Eigenart jedes Gedichts/jeder Dichtung“ ist gleichbedeutend mit „Denn jedes Gedichts/jede Dichtung hat seine/ihre Eigenart.“

Bei der genauen Formulierung einer Übersetzung gibt es mehrere Möglichkeiten.

Ein Vorschlag, der nicht beansprucht, die einzig denkbare Lösung zu sein:

„Denn jede tragische, komische, melische/lyrische und auch/sogar dithyrambische Dichtung hat – was mehr von den Griechen als von den Lateinern behandelt worden ist - ihre Eigenart, ist von den übrigen verschieden.“

Würde enim noch mitübersetzen, ansonsten sehe ich keine Kritikpunkte ;)


LatinLu 
Beitragsersteller
 14.04.2023, 14:35

Oh ja, das hatte ich gesehen aber vergessen😅. Vielen Dank!