Totale Verwirrung: Grammatik: Prädikativum, Adverb, Prädikatsnomen
Ich suche euren persönlichen Rat bitte gibt mir einen guten Rat, wie ich das verstehen kann! Bitte gebt meine nicht vorhandenen Hausaufgaben nicht einfach wieder, es geht mir nur um den persönlichen Rat, wie ich das verstehen kann und wie ich das anwenden kann!
Neulich haben wir in Latein über das Prädikativum geredet. Mein Lehrer hat es mir so erklärt, dass das immer mit esse(was eine Kopula ist) gebildet werden würde und dass man dadurch adjektive (oder etwas, was so aussieht) im deutschen als Adverb wiedergibt. Weil mir das schon öfter aufgefallen ist und es mir so vorkam, als wäre da nicht überall ein esse gewesen, habe ich im Internet nochmal nach Prädikativum gegooglet, um zu gucken, ob es nur bei esse oder auch bei anderen Verben so ist. Dabei habe ich rausgefunden, dass das Prädikativum eigentlich mit als übersetzt wird. Das haben wir vorher auch schon im Unterricht behandelt.
Laut Internet ist das, was er mir da erklärt hat ein Prädikatsnomen. Aber was ist jetzt der Unterschie?
Der Satz, bei dem ich danach gefragt habe und er es mir wie oben beschrieben erklärt hat:
Etenim iamdudum vereor, ne oratio mea aliena ab iudiciorum ratione et a cotidiana dicendi consuetudine esse videatur.
ein anderer, bei dem er gesagt hat, dass die Römer fanden, dass das Wort dazu gehört (also ich habe es so verstanden, dass es an dem Wort liegt)
Haerent fixi in virginis pectore Apollonii vultus verbaque , et cantus memor illa credit eum unum esse deorum.
Da ist auch esse.
Ich lasse mich jetzt bei Texten nicht mehr so dadurch verwirren und versuche es, wenn es nicht als Adjektiv zu übersetzen ist als Adverb, aber mich würde ja schon interessieren, warum das so ist...
1 Antwort
Also wenn dein Lehrer das so gesagt hat, wie du es hier berichtet hast, liegt er falsch.
Prädikatsnomen
Merkregel: Das Prädikatsnomen steht immer mit einer Form von esse (Kopola) und beschreibt was jemand ist. Es steht übrigens immer im Nominativ und passt sich, wenn es deklinierbar ist, in Genus (m/f/n) und Numerus (Sg<=>Pl) dem Subjekt an.
Es muss aber nicht unbedingt ein Adjektiv sein. Siehe Beispiel II. Es ist sogar denkbar, dass man ohne Kontext gar nicht entscheiden kann, was Subjekt und was Prädikatsnomen ist. Siehe Beispiel III.
- Beispiel I: Ich bin doof = stultus sum
- Beispiel II: Ich bin Fisch (Sternzeichen) = Pisces sum.
- Beispiel III: meins ist deins = meum est tuum
Prädikativum
Merkregel Das Pradikativum kann man im Deutschen immer mit als übersetzen. Das ist quasi das Erkennnugszeichen. Es passt sich im Kasus und Numerus an sein Bezugswort an und, wenn möglich, auch im Genus. Man kann es aber nicht im Text "erkennen". Man kann nur feststellen, wenn die Übersetzung sich doof anhört, dass es sich mit einem als besser anhört.
- Beispiel: Vor vielen Jahren habe ich Caesar als kleinen Jungen getroffen = Multis annis ante Caesarem parvum puerum conveni.
Man könnte diesen Satz natürlich auch wie folgt übersetzen, weil alles Akkusativ ist:
- "Vor vielen Jahren habe ich den kleinen Jungen Cäsar getroffen."
Hier merkt man aber dann schon am Inhalt, dass eine Übersetzung mit als sinnvoller ist. Aber das ist nicht immer so. Wie gesagt: Man kann eine Prädikativum immer mit als übersetzen. Muss man aber nicht. Umso größer ist die intellektuelle Leistung des Schülers, wenn er so etwas selbst erkennt.
Adverb
Das ist jetzt das Schwierigste. Da fange ich mal anders rum an.
Du kennst Ablative, oder?
- Ablativus temporis => wann?
- Ablativus modi => Wie? / Auf welche Art und Weise?
- Ablativus qualitatis => von welcher Eigenschaft?
- Ablativus sociativus => mit wem zusammen?
- Ablativus separativus => woher?
- Ablativus locativus => wo?
- ....
Merkregel Alle Worte, die auf eine "typische Ablativfrage" antworten, aber keine Substantive sind, sind Adverbien. (Wären sie Substantive, stünden sie ja im Ablativ).
Beispiele:
- heri (gestern) => wann?
- celeriter (schnell) => Wie? / Auf welche Art und Weise?
- stulte (doof) => von welcher Eigenschaft?
- fällt mir nix ein => mit wem zusammen?
- fällt mir nix ein => woher?
- hic (hier) => wo?
- ...
Es gibt da aber auch Überschneidungen:
- in commune = in Gemeinschaft.
In Wörterbüchern wird dieser Ausdruck aber oft als Adverb definiert und dann als "gemeinsam" übersetzt. Und "gemeinsam" ist dann tatsächlich im Deutschen wieder ein Adverb, weil es ja kein Substantiv ist.
Ein Ausdruck, der ein Substantiv enthält (im Garten => wo?) wird im Deutschen dann übrigens als "adverbiale Bestimmung" bezeichnet.
LG
MCX
Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich habe es jetzt verstanden.... Er hat es so erklärt, wie ich es oben beschrieben habe. Ich wundere mich grade, warum er nicht einfach gesagt hat, dass es Prädikatsnomen heißt :D Vielleicht weiß er es selbst nicht.
Ich will ihn auch nicht ,,umerziehen''. Ich denke schon, dass er sich da verbessern lassen würde, aber mir ist es wichtig, dass ich es jetzt vertstanden habe, ob er es Prädikatsnomen oder Prädikativum nennt ist mir egal. :D
"Also wenn dein Lehrer das so gesagt hat, wie du es hier berichtet hast, liegt er falsch."
Im Prinzip ja, aber: Lehrer umzuerziehen, ist meist vergeblich. Selbst ich habe nicht mehr erreicht, als dass mein Lateinlehrer die Klausuren in der 13. etwas objektiver korrigiert hat und gelernt hat, ein Wörterbuch zu benutzen. D.h. wenn der Lehrer Prädikatsnomen sagt und meint Nebensatz und wenn er Ablativ sagt und meint große Pause und wenn er Prädikativum sagt und meint Prädikatsnomen und wenn er dabei konsequent ist, dann tut man gut daran, seinen Privatsprech zu übernehmen.
Dass die Miraculix-Antwort auf einem anderen Niveau und dazu noch sehr hilfreich ist, tut dem keinen Abbruch.
"Merkregel: Das Prädikatsnomen steht immer mit einer Form von esse (Kopola) und beschreibt was jemand ist. Es steht übrigens immer im Nominativ und passt sich, wenn es deklinierbar ist, in Genus (m/f/n) und Numerus (Sg<=>Pl) dem Subjekt an."
Ich habe vor ein paar Tagen in einer ähnlichen Formulierung bewußt statt "immer" "gewöhnlich" gesagt. Denn nicht immer ist die Copola eine Form von esse, nicht immer steht das Prädikatsnomen im Nominativ und manchmal ist es mit einem Objekt kongruent , manchmal auch gar nicht kongruent."
Das meiste davon ist natürlich für La123, als einfache Schülerin irrelevant. Sie sollte aber doch wissen, das in einem AcI das Prädikatsnomen selbstverständlich im Akkusativ steht.
Beidpiel : Magister (Subjekt) dicit (Prädikat/Kopfverb) se (Subjektsakkusativ) pulchrum (Prädikatsnomen) esse (Kopula). Der Lehrer sagt, dass er schön sei.
Leider gehst du auch nicht auf das Adjektiv als Prädikatsnomen ein, was für La123 hier der wichtigere Aspekt ist. Das hat dafür jasahd gut erklärt.