Taser nur für Spezialeinheiten?
Wie findet ihr die Regelung in baden württemberg dass nur die spezialeinheit taser bekommen aber nicht die normalen polizisten?
Dadurch sinkt die Hemmschwelle für Einsätze nicht. Und bei wirklich sehr gefährlichen Situationen kann die Polizei ja das SEK rufen
4 Antworten
Auch in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Niedersachsen und Thüringen derzeit nur bei den SEKs...
Entscheidet die Landesregierung, also Demokratie und das hat man zu aktzepieren.
Ich persönlich finde es schwachsinnig. Denn der Taser ist nicht für wirklich gefährliche Situation, in denen hat man seine Schusswaffe.
Viel mehr ist für Situationen in denen eine Person hoch aggressiv ist, eine falsche in der Hand hält, vor der Polizei wegrennt etc
In solchen Fällen kommt kein SEK und selbst wenn das SEK kommt, brauchen die meiste 1-2 Stunden.
Somit wäre der Taser eine perfekte Ergänzung im Streifendienst und wird auch mit Sicherheit irgendwann in BaWü kommen.
Warum sollte man die Dinger brauchen?
Der Taser ist kein Verteidigungswerkzeug sondern ein Angriffwerkzeug. Er dient nicht der Selbstverteidigung sondern der Überwindung der Abwehrfähigkeit eines Zieles.
Wenn Du US-Videos über den Taser-Einsatz siehst, dann ist es immer ein Vorgehen gegen irgendwelche Störer. Das ist nach unserer Rechtslage gerechtfertigt. Nur weil jemand eine große Klappe hat oder sich unangemessen oder respektlos verhält ist es nicht gerechtfertigt, dass man einfach Gewalt gegen ihn einsetzt.
Wenn die Polizei gezielt mit dem Ziel einer Festnahme eingesetzt wird, dann schicken die BFE, MEK oder SEK und denen stehen Taser zur Verfügung.
Wenn Du als Polizist eine Gruppe deeskalieren musst und es mit Worten nicht hinbekommst, dann bringt Dir der Taser auch nichts. Damit triffst Du einen, und ab dem Zeitpunkt bist Du das Ziel der ganzen Gruppe. Entweder Du bringst mit dem Reizstoff dann die ganze Gruppe zum heulen oder es bleibt die bewährte Taktik der Überzahl und dann kommen die Stöcke raus.
Nach meiner Auffassung wird der Taser nur gehypt.
Ich hab nur Erfahrung mit vorgeplanten Einsätze, alles andere kenne ich nur aus Erzählungen. Aber wenn Du bei Gruppen bist; dann sehe ich auch hier den Taser-Einsatz schwierig. 16 teils besoffene, teils bewaffnete aggressive Störer gegen 16 Polizisten sehe ich auch nicht als Situation für Taser-Einsatz. Aber ich bin bereit zu lernen.
Aber, und bitte korrigiere mich. Zwei-Mann-Streife vs. zwei Störer. Einer bereitet sich für den Taser-Einsatz vor, der andere sichert mit der Schusswaffe ab.
Wenn der zweite Störer nach einem Taser-Einsatz gegen den anderen durchdreht, dann steigt ja das Verletzungsrisiko der Einsatzkräfte. Taser nachladen wird eng; Schusswaffeneinsatz wäre wohl nicht gerechtfertigt, es bleibt dann die körperliche Auseinandersetzung mit Verletzungsrisiko.
Oder würde man vor dem Vorgehen auf eine weitere Streife warten?
Mit einem Taser kann man mindestens zwei mal feuern.
Beim neuen Taser 10 sogar 10 mal.
Und da der Taser meistens wirkt, wird es zu dieser Situation eher nicht kommen.
Mal abgesehen davon man MUSS ihn ja nicht einsetzen. Man hat ihn zur Verfügung, kann aber trotzdem zum Pfefferspray o.ä. greifen.
Es ist eine Möglichkeit und häufig reicht schon die Androhung selbst, weil die Leute Angst vor dem Teil haben.
Der Taser wird nicht nur gehypt.
Was machst du den, wenn du jemanden mit einem Messer vor dir hast, der es nicht weglegen will und/oder auf dich zugeht? Ja, natürlich, die Schusswaffe ziehen. Aber in so einem Fall kann der Taser möglicherweise (ich weiß, er wirkt nicht immer, gerade bei dicker Bekleidung) ein Leben retten.
Alleine das ist es doch schon wert, sowas auch anzuschaffen.
Alternativen
- Tasereinsatz wirkt -> Beschuldigter u.U. verletzt oder tot. Einsatzkraft safe
- Tasereinsatz wirkt nicht -> Beschuldigter safe, Einsatzkraft verletzt oder tot
- Schusswaffe wirkt -> Beschuldigter sicher verletzt oder tot, Einsatzkraft safe
- Schusswaffe wirkt nicht -> Beschuldigter safe, Einsatzkraft verletzt oder tot
Ein Unterschied ist beim Tasereinsatz, dass die Trefferfolgen, sofern ein Treffer erzielt wird für den Getroffenen vermutlich geringer sind, als bei einer Kugel.
Im Unterschied zwischen Taser und Schusswaffe muss der erste Treffer sitzen, da bei einem Messerangriff keine Zeit ist, das Modul zu tauschen. Die Schusswaffe bietet also unter Umständen Zeit und Möglichkeit für einen zweiten Schuss.
Der Treffer durch die Schusswaffe wird durch Kleidung, auch dicke Kleidung nicht verringert.
Dann die Zielsetzung der Gegenstände. Im von Dir beschriebenen Beispiel steht ein tödlicher Angriff kurz bevor, bzw. ist im Gange. Es ist also eine Notwehrsituation. Ziel ist hier der bestmögliche Schutz der Einsatzkraft und die Auswirkungen auf den Beschuldigten sind irrelevant, da er hier nicht schutzwürdig ist.
Wenn ich die (meist amerikanischen) Clips über Tasereinsatz sehe, dann wird er genutzt um Widerstand vor einer Verhaftung zu überwinden. Da sehe ich ihn durchaus als sinnvoll. Bevor vier Leute mit Einsatzstöcken und unter Einsatz massiver körperlicher Gewalt jemanden niederringen, da wäre ein Taser angemessener.
Bei einem Messer wird auch kein Taser verwendet, es sei denn es liegt eine statische Situation vor. Dann sind aber auch 10 Streifen vor Ort und 10 Schusswaffe auf die Person gerichtet. Wirkt der Taser nicht und die Person rennt im Anschluss auf die Beamten zu, wird sie von den Kollegen beschossen.
Der Taser ist aber viel mehr für hochaggressive Personen die anders nicht festgenommen werden können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Oder wenn die Personen Metallstangen, Glasflaschen etc. tragen. In solchen Situationen ist eine weitere Handlungsalternative IMMER sinnvoll. Die Polizei hat mehr Möglichkeiten die sie ausnutzen kann. Und im übrigen ist man IMMER mindestens zu zweit. Wenn einer der beiden einen Taser zieht, ist immer noch mindestens eine Schusswaffe auf den Täter gerichtet, falls dieser angreifen sollte.
Das ist ja der letzte Absatz den ich geschrieben habe.
Bei "hochaggressiven" Personen hab ich bisher nur erlebt, dass es dann auf massiven körperlichen Einsatz von Seiten der Polizei hinauslief; wenn die Person dann noch irgendwie "bewaffnet" ist, bringt das natürlich ein zusätzliches Verletzungsrisiko.
Das ist ein Punkt, wo ich durchaus eine Einsatzmöglichkeit für Taser sehe.
Ich sehe eben nur einen sehr eingeschränkten Einsatz beim Selbstschutz. Wenn Du als Streife irgendwo eintriffst und wirst von einer aggressiven Person direkt angegriffen, dann würde ich persönlich den Schusswaffeneinsatz als sicherer ansehen.
Ja, wenn mich aber eine Person angreift, ist der Schusswaffengebrauch nicht rechtmäßig. Zumindest dann, wenn kein Messer o.ä. in Benutzung ist.
Schlägt die Person mit ihren Fäusten nach dir, ist der Schusswaffengebrauch nicht zu rechtfertigen (Ausnahme Kollege liegt am Boden und es wird auf ihn eingeschlagen).
Hier wäre der Taser selbstverständlich eine Ergänzung.
Und wie gesagt, wäre er hervorragend für fliehende Personen oder für statische Lagen.
Genau das ist ja auch der Grund für einen Taser. Er ist KEIN Ersatz für eine Schusswaffe.
Aussage eines Polizeieinsatztrainers:
"Auch waffenlose Angriffe können durchaus tödlich sein. Wenn das Gegenüber Kopf und Hals attackiert, dann liegt für die Einsatzkraft eine lebensgefährliche Situation vor, die auch den Schusswaffeneinsatz rechtfertigt. Im Training hat sich jedoch gezeigt, dass keiner der Angegriffenen in dem Fall überhaupt daran gedacht hat, dass er eine Schusswaffe bei sich trägt."
Versteh mich bitte richtig, dass der Taser eine weiteres Werkzeug im Arsenal darstellt ist mir klar. Ich frage mich nur, welche Einsatzsituationen dieses Werkzeug abdeckt, die nicht auch mit einem anderen Werkzeug abgedeckt werden können.
Ja. Aber kein Einsatztrainer der bei klarem Verstand ist, würde behaupten dass man bei einem Angriff mit Fäusten, die Schusswaffe verwenden darf. Das wird auch überhaupt nicht unterrichtet, weder von den Dozenten noch den Einsatztrainern bei uns.
ABER: wie ich oben geschrieben habe, gibt es durchaus Situationen, die dann lebensgefährlich werden zb Kollege liegt am Boden und wird mehrfach sur den Kopf geschlagen oder ein Kollege wird gewürgt. Dann sind die Gründe für den Schusswaffengebrauch eventuell vorhanden.
Nein, der Taser gehört zur Ausrüstung des Streifenbeamten. ich weiß nicht, warum das nciht schon lange unmgesetzt wurde. Nicht in jeder plötzlich auftretenden Situation kann das SEK oder MEK eingreifen. Oder willst Du einem Kerl mit einem Baseballschläger erst mal sagen, "Warte mit deinem Angriff bis das SEK da ist?"
aber das geht ja nicht! da könnte ja der Täter zu Schaden kommen!
Das wäre mir völlig gleich, soll er sich das früher überlegen, bevor er mit so einem Ding auf mich los geht. Ich will Abends meine Familie wiedersehen. Das ist das Einzige was mir in so einer Gefahrenlage wichtig ist.
das deckt sich aber nicht mit der derzeitigen Politik, dass es völlig egal ist, wenn ein Polizist im Dienst verletzt wird, aber wehe es passiert dem Täter was.
Das ist nur gefühlt so. Niemand von uns hat Einblick darauf, was nach einem Einsatz alles passiert, außer man ist selber bei der Truppe.
reality check: werden bei zB Demonstrationseinsätzen in der Regel mehr Polizisten verletzt, oder mehr randalierende Demonstranten?
Also es gibt im polizeilichen Alltag nur Störer die gezielt festgenommen werden (vom SEK, MEK und BFE)
Und Störermengen bzw. Gruppen?
Wenn du der Auffassung bist, hast du leider keine Ahnung.