Stimmt es, dass im alten Rom das Wort derjenigen Senatoren Gewicht hatte, die rhetorisch brillierten und zu überzeugen wußten?

2 Antworten

Stimmt es, dass im alten Rom das Wort derjenigen Senatoren Gewicht hatte, die rhetorisch brillierten und zu überzeugen wußten?

Das kann man nicht grundsätzlich sagen und auch nicht für den gesamten Zeitraum der römischen Geschichte.

In der früheren Republik bestimmten vorallem die Herkunft aus Familien, die eine möglichst hohe Zahl an leitenden Magistraturen bzw. an Konsulaten vorzuweisen hatten, und die persönlichen politischen und/oder militärischen Leistungen von Senatoren, welches Gewicht ihre Vorschläge bei einer Entscheidungsfindung hatten.

In der ausgehenden Republik dagegen konnten gute Redner - M. Tullius Cicero ist das herausragendste Beispiel - erheblichen Einfluss auf die römische Politik nehmen, wenn sie argumentativ zu überzeugen verstanden. Allerdings waren Herkunft und persönliche Leistungen weiterhin nicht unwichtig.

In der Kaiserzeit dagegen wurde der Senat politisch immer bedeutungsloser und an den Rand gedrängt. Rhetorische Fähigkeiten waren weiterhin gefragt und schufen, sofern sie der kaiserlichen Politik nicht entgegenstanden, weiterhin Prestige unter den senatorischen Standesgenossen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Gulpitdown310 
Beitragsersteller
 04.07.2024, 20:17

Wie kann man sich denn vorstellen, dass in einer Zeit praktisch ohne Massenmedien jemand der rhetorisch brillierte beim Volk Anklang finden konnte?

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ArnoldBentheim  04.07.2024, 20:19
@Gulpitdown310

Beim "Volk" - gemeint ist allein das in Rom anwesende Volk! - konnte man Anklang finden, wenn man als Anwalt bei öffentlichen Prozessen brillierte oder auch vor Volksversammlungen Reden hielt.

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Gulpitdown310 
Beitragsersteller
 04.07.2024, 20:52
@ArnoldBentheim

Ach so

Aber wahlberechtigt waren doch alle Bürger Roms, egal wo sie sich befanden?

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ArnoldBentheim  04.07.2024, 20:55
@Gulpitdown310
Aber wahlberechtigt waren doch alle Bürger Roms, egal wo sie sich befanden?

Nein, nicht alle. Es gab auch Bürger 2. Klasse ohne Wahlrecht (cives sine suffragio).

Wer stimmberechtigter Bürger war, aber nicht in Rom wohnte, der musste nach Rom reisen, wenn er sein Stimmrecht wahrnehmen wollte. Nur wenige Bürger, die in Italien wohnten, konnten sich eine Reise nach Rom und den dortigen Aufenthalt leisten.

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Gulpitdown310 
Beitragsersteller
 04.07.2024, 20:57
@ArnoldBentheim

Oh sine suffragio

Das erinnert an die Sufragetten, die fürs Frauenwahlrecht eintraten. Möglicherweise rührt dieser Name daher?

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Nein, das war nur einer von mehreren Faktoren.

Andere Punkte, die den Einfluss eines Senators verstärken:

- berühmte Familie

- politische Allianzen

- Geld

- Erfolg im Krieg oder in der Verwaltung der Provinzen

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft