Stimmt es, dass man früher besser verdient hat und sich mehr leisten konnte als heute?
Wir haben uns heute ein bisschen unterhalten und da meinte jemand, dass man heutzutage es sehr schwer hat, ein Haus zu kaufen und ein normales Auto zu fahren, man müsste schon viel arbeiten.
Früher konnte man sich ganz einfach ein Haus leisten, wenn man normal und ständig gearbeitet hat, und man konnte noch in den Urlaub fliegen.
Dann kam eine junge Person und fragte den Älteren: Dann lohnt es sich ja heute gar nicht mehr, richtig hart zu arbeiten, oder? Die ältere Person meinte, man solle immer weiter machen, irgendwann würde sich auch die Zeit ändern, und wenn nicht, dann haste halt Pech gehabt - aber du hast es zumindest versucht.
10 Antworten
Früher waren die Leute in vielen Dingen genügsam und man konnte nicht alles auf Pump kaufen: Ich kenne Leute, die nach außen hin total seriös wirken, wo aber Lohnpfändung herrscht, weil sie zu viel auf Pump gekauft haben und sich übernahmen. Auch musste es früher nicht alle drei Jahre ein neues Auto sein, ein richtig gescheiter Neuwagen alle acht bis zwölf Jahre war ausreichend und fuhr genauso, z.B. unsere verschiedenen Opel Senator - und man setzte in der Einrichtung mehr auf Nachhaltigkeit: Ich kenne Ehepaare, die 30-40 Jahre die selben Möbel hatten und Geld sparten, mit dem man dann in Urlaub fuhr oder sonstiges unternahm. Bei uns daheim war es genauso, ich habe heute noch Möbel von meinem Opa und meinem Großonkel. Man kaufte auch lieber einmal eine teure gute Stereoanlage als ständig das Neueste, um anderen zu zeigen was man hat (wir hatten auch eine, die war meine ich von Onkyo, jedenfalls von ca. 1990 und davor eine alte BASF von ca. 1972; ich habe selber im Wohnzimmer eine Yamaha von 2001 - läuft super und bleibt erhalten) und so weiter. Das Konsumverhalten war einfach ganz anders!
Beim Hausbau war es oft so, dass Generationen anpackten oder der halbe Verein und Freundeskreis für ein gutes Vesper und einen Kasten Bier mithalfen, was Kosten senkte - und vor allem auf dem Land waren oft Grundstücke vorhanden, die bebaut werden konnten ohne einen teuren Bauplatz kaufen und erschließen zu müssen. Kenne etwa einen, der in den Sechzigern für sein Haus keine 10.000 D-Mark brauchte, weil die ganze Familie gegen Bier und Abendbrot mithalf und er die Materialien zumeist auch von allen möglichen Leuten zusammenklaubte, denen er wiederum half - und es ist kein direkt kleines Haus, sondern solide Lage in einem westdeutschen Mittelzentrum à 20.000 Einwohner.
Kommt etwas drauf an. Elektro(nik)artikel waren früher teurer, dafür waren aber essentielle Sachen wie Lebensmittel, Sprit oder Strom viel günstiger. Meine Eltern haben es geschafft, mit durchschnittlichen Berufen ein Haus zu bauen, obwohl meine Mutter nur eine halbe Stelle hatte.
Früher konnte man sich mitnichten mehr leisten. Die meisten Leute haben sehr sparsam gelebt. Weil sie es mussten,
Ich bin das erste Mal nach dem Abi geflogen. Meine Eltern konnten sich keine Flugreise für die Familie erlauben, wir machten Urlaub in einem kleinen Häuschen in Holland, Einmal im Jahr, versteht sich, einmal im Jahr ging es ins Restaurant, in einen Hähnchenbräter und das war schon was Besonderes,
Als mein Vater sich eine Stereoanlage kaufte, gab es erst mal Ehekrach mit meiner Mutter, erst recht, wenn er einmal im Monat mit einer neuen CD anrückte. Als KInd habe ich noch Klamotten von meiner älteren Cousine geerbt, und so weiter.
Es gab ein Festnetztelefon für alle Familienmitglieder und wenn ich mit meiner Freundin lange telefonierte, gab es Krach, weil meine Mutter selbst mal telefonieren wollte oder Angst hatte, dass niemand anrufen konnte.
So einen Lebensstandard wie heute hatten in meiner Kindheit nur verdammt wohlhabende Leute.
Wie haben 1985 Haus gebaut.
3 Jahre lang hat unser Leben so ausgeschaut, dass wir (2 Vollverdiener) wochentags arbeiten waren, nach dem Job und am WE am Haus gebaut haben. Freizeit also an der Mischmaschine verbracht und der Rest der Familie auch. Am Abend haben wir uns überlegt ob wir uns den Würstelstand leisten oder doch nur ein Liptauerbrot daheim essen. Urlaub war rund 8 Jahre nicht möglich. Eingezogen sind wir in ein halbfertiges Haus mit unseren alten Möbeln und geschenkten Möbeln aus der Familie. Von Pool oder so war natürlich keine Rede, das wäre zu teuer gewesen. Bis wirklich alles fertig war sind dann noch mal 5 Jahre vergangen wo wirklich jeder Cent (ok, damals noch Groschen) ins Haus geflossen sind. Auto hatten wir, eines natürlich nur und das war eine alte Schüssel aber perfekt um Baumaterial zu transportieren.
Die Zinsen für den Kredit lagen so um die 8%. Eigenmittel musste man auch nachweisen.
Wenn man das als "einfach so" bezeichnet, dann sollte man das mal selbst ausprobieren, lustig und einfach war da nämlich gar nichts.
Das Verhältnis Einkommen zu Ausgaben/Preisen war wesentlich "gesünder"! Früher hatte ich auch ein Auto, war öfter in Urlaub. Heute kann ich mir weder das Eine noch das Andere leisten! Und die Sicherheit einen Arbeitsplatz dauerhaft zu haben war mit Sicherheit größer, was die Finanzierung eines Hauses wesentlich erleichtert hat. Allerdings habe ich nie so viel verdient, daß ich es hätte machen können! Eine Eigentumswohnung allerdings schon! Sogar in meiner Zeit in München im Jahr 2001+/-. Heutzutage ist das quasi unmöglich geworden, wenn Du nicht richtig gut verdienst!