Stellen ü80 jährige eine Gefahr für den Straßenverkehr dar?

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Ich würde sagen, ja. Irgendwann ist man dazu mental einfach nicht mehr in der Lage und Autofahren kostet Konzentration. Und die häufigen Unfälle lassen da keine andere Alternative zu.

Meine Oma ist 82 und ihr wurde nun auch der Führerschein entnommen. Sie hatte beim Ausparken ein Auto leicht gerammt, ohne es zu merken und fuhr dann davon. Der Fahrer des gerammten Autos ist ihr bis zu ihr nach Hause gefolgt, ehe meine Oma dann von dem Zwischenfall erfuhr.

Und ein langjähriger Freund von mir, auch schon 80, wäre heute auch nicht mehr in der Lage, ein Auto zu fahren, da er die letzten Jahre kein Auto mehr gefahren ist und mental sehr stark abgebaut hat.

Es gibt zwar auch noch fitte Autofahrer über 80, aber es häufen sich gerade in dieser Altersgruppe die Unfälle. Daher ist da der Führerscheinentzug die logische Konsequenz, auch wenn es gerade die älteren Menschen wie meine Oma trifft, die auf dem Land wohnen und auf das Auto angewiesen sind.

Ganz ehrlich: Es mag Leute geben, die gefährlich sind, aber die gibt es in jeder Altersklasse. Es gibt Leute, die objektiv einfach schlecht Auto fahren aus welchem Grund auch immer. Aber ich muss auch eines ehrlich zugeben: Sehe ich einen VW Golf Plus/Golf Sportsvan oder eine Mercedes B-Klasse, bin ich in der Regel auf absoluter Alarmstufe, weil da meist Leute drin sitzen, die am besten nicht mehr fahren. Sie fallen negativ auf, wirken unsicher und man muss extrem aufpassen. Speziell mit diese beiden Autotypen habe ich, was die Fahrer angeht, verheerende Erfahrungen gemacht, die auf keine Kuhhaut gehen - und das ist nicht nur der klapprige 90-jährige Greis, dem man seine Schwäche schon ansieht, sondern auch der 75-Jährige, der mit modischer Brille, buntkariertem Hemd und Jeans eigentlich noch ganz flott aussieht und der auf den ersten Blick fit und beweglich wirkt, eventuell auch ein E-Bike hat. Nun kann man solche Leute nicht wegsperren und alt werden wir selber auch, aber solche Golf-Sportsvan- oder B-Klasse-Senioren sind für mich ein K.o.-Kriterium.

Vor einigen Monaten hat ein über 80 Jahre alter, schwer kranker Autofahrer (auch im Golf Sportsvan Automatik) meinen stehenden Wagen einfach übersehen und gerammt, obwohl die Straße übersichtlich ist, das Wetter gut war und es mittags um ein Uhr war - das Auto hätte er nicht übersehen dürfen. Er ist schwer herzkrank, kann kaum laufen und befindet sich in einem Zustand, in dem man auch kurze Strecken nicht mehr fahren sollte - ganz ehrlich: Nachdem er mir dann hinterher einige Male sehr negativ auffiel und unsicher am Steuer wirkte, körperlich ist er sowieso schwach, habe ich eine Eingabe an die Führerscheinstelle formuliert - schweren Herzens zwar, weil ich weiß, wenn er geprüft wird und es sicher nicht mehr schafft, kann er das Rumfahren, Events wie Rentnertreff und Gottesdienst sowie insbesondere die Besuche bei seiner kranken Frau im Heim vergessen (da wollte er hin, als er mein Auto rammte); die Kinder wohnen weit weg und seine Geschwister hatten nie einen Führerschein - dem hilft keiner, der wird zuhause sterben, wenn er nicht mehr fährt. Ich habe von Bekannten die in seiner Nähe wohnen letzte Woche erfahren, dass er inzwischen nicht mehr fahren darf, das Auto verkauft ist und er inzwischen nicht mehr groß aus dem Haus kommt. Jetzt sagt irgendwie jeder, dass er halt doch nicht mehr hätte fahren sollen und man habe es schon lang gewusst, dass es soweit kommt und er sei ja so krank und habe alle möglichen Leiden, sei auch noch krebskrank und die Ärzte weigern sich aufgrund seines Alters ihn zu operieren, aber gemacht hat von allen keiner was und es war für ihn der dritte Unfall in diesem Jahr, wie ich erfuhr.

Wenn ein Autofahrer ständig auffällt, sollte er, egal wie alt, schon mal auf Fahrtauglichkeit überprüft werden, aber das gilt auch für junge Leute. Aber bezüglich Senioren bin ich eigener Meinung - denn man muss das mal von umgekehrter Seite aus sehen: Diejenigen, die jetzt dafür sind, werden auch eines Tages alt sein und sind dann die Ersten, die sich wehren und behaupten, noch gut fahren zu können - das muss man sich mal vor Augen halten: Jünger werden wir Menschen halt nicht und so was ist immer schnell gefordert, wenn man selbst weit davon entfernt ist.

Das Thema keimt alle paar Jubeljahre wieder auf, aber es ist meiner Ansicht nach ein Affront gegen alles, was die Gesellschaft erwartet. Irgendwann wird der Deutsche arbeiten "müssen/sollen", bis der 70 oder 75 ist - wie soll er denn das schaffen, ohne ein Auto steuern zu dürfen? Selbst wenn autonomes Fahren irgendwann tatsächlich kommt oder DAS durchschlagende Mobilitätskonzept erfunden wird, das Individualverkehr und Führerscheine überflüssig macht, ist es doch einfach frech: Ältere sind zu "blöd" zum Fahren und werden kontrolliert, aber sie sind gut genug zum Arbeiten mit teils körperlichem Einsatz und werden trotz latenter Gesundheitsprobleme nicht hinterfragt. Was läuft da schief?

Nicht jeder "Alte" fährt zudem schlecht. Klar, ich erinnere mich auch hier lebhaft an Leute, bei denen man besser nicht ins Auto steigt, aber die gibt es in jeder Altersklasse - auch in meiner, die wahrscheinlich dick dabei ist beim "Fordern" solcher Tests, aber oft genug keinerlei Respekt vor dem Alter hat (bin 33).

https://www.youtube.com/watch?v=t460fJ_fZH0

Der 85-jährige Opa Heinz, der mit seinem alten Opel Kadett einmal pro Woche bei Tageslicht und da wo er sich bestens auskennt bei striktem Einhalten aller Tempolimits zum Aldi eiert und einmal die Woche zum Bridgespielen usw., was keine fünf Kilometer von seinem Wohnzimmer entfernt ist, halte ich für tendenziell ungefährlicher als den GTI- oder BMW-Fahrer in meinem Alter, der cool sein und den Mädels imponieren will, aber mit der Power seines Autos nur bedingt umgehen kann und gern viel zu schnell fährt.

Wenn ich mir die typischen ca. 30-jährigen GTI- oder was-weiß-ich-was-BMW-Sportwagenheizer so ansehe und ihren Fahrstil beobachte, ist das sicherlich gefährlicher als der Opa mit seinem alten Opel. Wo Imponiergehabe etwa vor Mädchen oder Gleichaltrigen, rasantes Überholen, übermotorisierte Autos, fehlendes Verantwortungsgefühl, blinde Gier am "Speed" und Unreife - und viele in meinem Alter (bin 33, fahre seit 2008 Auto, ca. 12.000 Kilometer im Jahr) sind so hirnlose Raser - sowie Smartphone- oder Radio-/CD- Gefummel während der Fahrt dazu kommen, tickt eine Zeitbombe. Der Opa in seiner 90er-Jahre-Kiste hört bestenfalls seinen Volksmusiksender und fummelt nicht irgendwo am Mobiltelefon rum, will nicht imponieren und ist eher zu langsam als zu schnell.

Aus meiner Sicht ist es auch aus politischen Gründen nicht umsetzbar. Die "Alten" sind die einzige verlässliche Wählerschaft der "Volksparteien" der Mitte - und wenn die mit solchen Manövern ihre treuesten Stammwähler vergrätzen war's das dann eben komplett. Nö, so töricht sind die auch nicht.. denen kann man vieles und das sogar berechtigt unterstellen, aber das wagen sie sich nicht, weil sie wissen, was dann los ist.

Und die jungen Leute, die das heute befürworten, würden die ersten sein, die das von ihnen selbst Propagierte ablehnen und sich selbst attestieren sehr gute und umsichtige Autofahrer zu sein, wenn sie in das Alter kommen. Denkt doch einfach mal etwas nach und so, wie ihr es immer behauptet, in die Zukunft, anstatt nur Worthülsen zu verwenden.

Es muss, bevor man hier tätig wird, erst einmal ein adäquates Gegenprogramm geben und man muss Konzepte für den "ländlichen Raum" finden, den Politiker immer so hoch loben und dann doch vergessen, sobald sie gewählt wurden: Auf dem Land rollt der Opa oft wirklich nur deswegen bei grenzwertiger Verfassung an der Grenze zur Fahruntüchtigkeit (und das oft sogar noch wissentlich!) bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag durch die Gegend, weil er keine Alternative hat, die Kinder oder Enkel oder Nichten/Neffen nicht vor Ort sind oder arbeiten/keine Zeit haben und ihm nix Anderes bleibt als selbst zu fahren, um zum Arzt zu kommen oder einzukaufen.

Meinen früheren Audi 100 kaufte ich von einem Mann, der mit 74 Jahren seinen Führerschein freiwillig abgegeben hat. Er bekam dafür aber auch eine kostenlose Bus- und Bahnfahrkarte auf Lebenszeit, weswegen er sich überhaupt vom eigenen Auto verabschiedet hat. Ich bin mir sicher: Wenn es solche Lösungen gibt, denken Senioren schon eher mal drüber nach. Es gibt sie aber momentan nicht.

Wenn es von den Kommunen und der Politik entsprechende Gegenentwürfe gibt und der ÖPNV auf dem Land besser aufgebaut wird bzw. man dort nicht jeden Meter fahren muss, sehe ich hier eine Chance für Tests und Überprüfungen, an denen jemandem am Ende der Schein ggf. entzogen wird oder ihm nahegelegt wird, drüber nachzudenken ob es sein müsse. Ansonsten nicht.

Wenn man bspw. dem Opa seinen Führerschein wegnimmt, versauert er daheim und kommt nicht mehr raus, baut geistig komplett ab und stirbt früher oder später. Mit dem Auto verliert man oft das letzte Tor zur Welt und der coole Opa, der Internet hat und ein Smartphone sowie die liebevolle Familie in der Villa, ist allenfalls im Werbefernsehen das gültige Bild eines Senioren - aber der Opa, der am Steuer bewusstlos wird und in die Menge rast, kommt auch seltener als gedacht vor, wird aber von Medien hemmungslos ausgeschlachtet.

Mein Opa und mein Großonkel waren genauso unterwegs und es war in Ordnung. Sie fuhren da, wo sie sich auskannten, mein Opa verzichtete mit 87 Jahren, weil sein altes Auto kaputt war und in der Familie immer jemand da war, der ihn fahren konnte - zu Fuß war er auch noch gut. Es fiel ihm nicht schwer, den Führerschein behielt er aber. War jedoch in der Vorstadt, wo auch Stadtbusse fuhren und niemand auf dem Trockenen saß.

Aber es gibt wie gesagt nicht nur Großstädte und Vorstadtbereiche, sondern auch Orte, in denen tatsächlich tote Hose herrscht und in denen Busse nur die Schüler abholen und wieder bringen, dahingehend zu Unzeiten verkehren oder in riesigen Zeitfenstern: Da müsste der Opa um sechs Uhr aus dem Haus und käme um 13-14 Uhr wieder daheim an, nur weil er mal eben kurz zum Aldi im Nachbarort oder zum Hausarzt fahren muss... bringt's das? Ich finde, dass das weit über der Grenze des Zumutbaren ist. Bevor Politiker das abtun, sollen sie das erstmal selbst erleben und ich bin sicher: Sobald ihre eigene alte Mutter davor stünde, wäre das Geschrei groß.

Noch ein Beispiel: Ich kenne einen 88-Jährigen, der sofort bereit wäre, aufzuhören und sein Auto nach mehreren harmlosen Blechschäden am Garagenrahmen usw. abzugeben, weil er sich unsicher fühlt mit dem Wagen und niemanden verletzen und keinen schweren Unfall verursachen will. Aber er bringt es nicht fertig, weil er im ländlichen Raum nicht weiß, wie er die Einkäufe schleppen oder in die Innenstadt oder zum Lidl kommen soll - tagsüber ist er allein in der Straße, weil alle arbeiten; die Frau ist tot, die Kinder sind 60 Kilometer weiter entfernt ansässig. Dem Mann hilft niemand, er muss sich selber helfen. Und da wird man nachdenklich - die Politik hat viele Fragen und Forderungen, aber scheinbar nicht für jede eine Antwort.

Eine Chance sehe ich in Nachbarschaftshilfevereinen, wie sie sich aktuell immer häufiger gründen, aber auch diese Angebote müssen sich erst mal etablieren und sind nicht jedermanns Sache. Vielen wäre es peinlich Hilfe in Anspruch zu nehmen oder ginge zu sehr ins Private rein, weil man sich dafür offenbaren müsste. Da kann man in zehn Jahren mal drüber reden und muss schauen, wo man steht.

XXX

Ich bin mit 33 wohl in dem Alter, in dem die meisten Befürworter sind - aber ich weiß eben, wie es ist und ich denke, die meisten Befürworter stammen aus der Großstadt oder haben schlicht keine Ahnung, wie das da draußen wirklich ist. Ich kenne es aus dem Ländlichen Raum exakt so wie beschrieben - war auch mal Gemeinderat, da kriegt man vieles auch unfreiwillig mit - und muss sagen, dass das ein nicht zu unterschätzendes Dilemma ist. Viele Senioren wissen, dass es zumindest an der Grenze ist selbst zu fahren oder sogar gefährlich für sich und andere, aber sie haben keine andere Wahl.

Ich kann (siehe oben; Golf und B-Klasse) von Senioren mit extremer körperlicher Gebrechlichkeit, teilweise beginnender Demenz oder absolut Schwerhörigen oder Halb-Blinden berichten, die immer noch durch die Gegend fahren, weil alles andere nicht geht, ihnen niemand hilft oder Hilfe abgelehnt wird. Die fahren zwar nur in ihrer kleinen heimischen Peripherie rum, aber sein müsste das nicht und einmal ist immer das erste Mal, auch wenn man 60 Jahre unfallfrei fuhr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Statt ein paar Schlagzeilen rauszusuchen, hättest du eine Statistik bemühen sollen. Auf die Schnelle habe ich eine gefunden (2015), die besagt:

Jeder fünfte Pkw-Fahrer, der einen Unfall verschuldet hatte, war jedoch zwischen 18 und 24 Jahren alt. Lediglich jeder dreizehnte Unfallverursacher zählte in die Kategorie der Senioren von 65 bis 74 Jahren, ebenfalls jeder dreizehnte Unfallverursacher war 75 Jahre oder älter. (bußgeldkatalog.org)

Demnach sind es klar die Jüngeren, die „eine potenzielle Gefahr für die Sicherheit im Straßenverkehr darstellen.“

Statista bestätigt diese Aussage:

Die größte Gruppe an Verunglückten bei Straßenverkehrsunfällen mit Personenschaden sind Männer im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Im Jahr 2022 wurden aus dieser Personengruppe etwa 35.600 verletzt oder getötet. Bei den Frauen stellten ebenfalls die 25- bis 35-Jährigen die größte Gruppe dar. 

Was heißt das nun für deine Frage? Ja, Fahrer Ü80 sind eine Gefahr für den Straßenverkehr, doch die Fahrer zwischen 18 und 35 eben noch viel mehr.

Deshalb bin ich ein klarer Verfechter von regelmäßigen Fahrsicherheitstrainings für alle!


Littlethought  08.10.2023, 09:16

Du hättest in deiner Antwort die Anzahl der Unfallverursacher in Relation zur Anzahl der Personen mit Führerschein in der jeweiligen Altersgruppe setzen müssen. Und wenn man noch genauer sein will, müsste man auch die jeweilig zurückgelegten Fahrkilometer berücksichtigen. Trotzdem unterstelle ich, dass deine Folgerungen realitätsnah sind, auch wenn sie sich eigentlich nicht aus der von dir angeführten Statistik ergeben. Nichts ist so einfach wie es aussieht.

Auch jüngere Menschen bauen Unfälle und bestimmt mehr als alte Menschen. Ok, bei manchen fragt man sich ob das Auto fahren noch Sinn macht.

Wie zum Beispiel meine Tante. Sie hatte vor ca 10 Jahren als sie noch so um die 70 Jahre alt war noch ihr Auto gefahren. Doch beim Fahren verhielt sie sich merkwürdig. Nach einer Untersuchung stellte sich heraus, dass sie nur 20 % ihrer Sehkraft besaß. Da hat ihre Tochter ihr den Führerschein abgenommen und das Auto verkauft.

Doch auch bei jüngeren Menschen kann man sich an den Kopf fassen wie sie fahren. Manche leihen sich schnelle Autos, die sie nicht kontrollieren können. Wenn sie dann noch ein Rennen fahren kommt es oft genug vor, dass sie einen Unfall verursachen.

Oder wenn sie unachtsam sind und abbiegen, obwohl es noch genügend Gegen- verkehr gibt. Oder man bei Überholverbot trotzdem überholt. Oder die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht beachtet.

Schiebt nicht alles auf die alten Leute!

Ich selbst bin 75 Jahre alt. Selbstverständlich verringert sich die körperliche Leistungsfähigkeit und die Reaktionsfähigkeit ab einem Alter von etwa 20 Jahren. Aber: Auch die Bereitschaft ein Risiko einzugehen verringert sich entsprechend. Insgesamt verursachen, auch prozentual, weniger ältere Menschen schwerwiegende Verkehrsunfälle als Verkehrsteilnehmer, die erst wenige Jahre den Führerschein haben. Die von dem Fragesteller angeführten schlimmen Verkehrsunfälle, auf Grund von Fehlreaktionen älterer Menschen, sollten schon im Vergleich mit der Zahl der Verkehrsunfälle auf Grund von zu hoher Geschwindigkeit oder gar von verbotenen Straßenrennen gesehen werden.

P.S.: Ich vermute, dass ein relativ hoher Teil der Führerscheininhaber auf Grund von sozialer Inkompetenz eigentlich zum Autofahren nicht geeignet ist.