Starke Konzentrationsschwäche bei Kind?
Guten Tag.
Ich hatte heute in der Praxis (bin Zahnarzthelferin) eine Patientin, mit der ich ins Gespräch gekommen bin. Wir haben über ihren Sohn und meiner Nichte gesprochen, die beide einen recht schwierigen Start in der Schule (1. Klasse) hatten. Zwecks meiner Nichte hatte ich bereits vor kurzer Zeit eine Frage gestellt, weswegen ich nun über den Jungen erzählen möchte.
Meine Patientin meinte, dass ihr Sohn zu Hause schon vor der Einschulung einiges gelernt hatte, weswegen sie recht zuversichtlich war dass er zumindest die Anfangszeit sehr leicht hinter sich bringen würde. Aber die Lehrerin meinte, dass er im Klassenzimmer sehr unkonzentriert sowie vergesslich wirkt. Er kommt mit teilweise leichten Anweisungen nicht zurecht und scheint überhaupt nicht still sitzen zu können, was ein großes Problem für den Unterricht darstellt, da er sozusagen indirekt als absoluter Störenfried bezeichnet wird.
Von Daheim her kennt sie das Verhalten des Kindes nicht so. Er macht seine Aufgaben meist brav alleine und es gibt kein übertriebenes Rumgehüpfe. Sie ist allerdings durch die Aussagen der Lehrerin so gestresst und verzweifelt, da wohl Ärzte das Problem nicht so ernst sehen und sie nun nicht weiter weiß.
Da sie am Freitag nochmals zur Kontrolle in die Praxis kommt, wollte ich ihr wenn möglich mit einem Rat zur Seite stehen. Vielleicht hat jemand von euch Erfahrungen oder möglicherweise eine Ahnung was man in solch einem Fall tun kann?
Ich bedanke mich schonmal für mögliche Antworten!
Ich hab vergessen zu erwähnen dass das Kind im Kindergarten von den Erzieherinnen gelobt wurde und es wohl keine nennenswerten Probleme gegeben hat.
4 Antworten
Eine mögliche Ursache könnte sein, dass das Kind schon etwas weiter als die anderen Kinder ist. Das klingt zuerst einmal nicht nachvollziehbar. Aber dadurch, dass er vieles schon weiss (sofern das immer noch so ist), ist ihm im Unterricht langweilig und er fängt an, sich entsprechend zu verhalten.
Wenn die Mutter ihm zuhause Anweisungen, Aufgaben gibt, dann kann sie sich voll auf ihn und sein Niveau konzentrieren. In einer Schulklasse ist das schlicht nicht möglich.
Die Frage ist auch, wie sich das Kind vorher im Kindergarten verhalten hat. Dort werden die Kinder ja auf die Schule vorbereitet.
Wenn die Mutter sich von den Aussagen der Lehrerin stressen lässt, macht es das auch nicht einfacher. Da stellt sich mir auch die Frage, ob die Lehrerin selbst Vermutungen über mögliche Ursachen gemacht hat und Lösungsvorschläge gemacht hat.
Und bitte beachte: Nimm das ganze für dich nicht so ernst. Es ist nicht dein Auftrag, der Mutter zu helfen, auch wenn du das gerne möchtest.
Ich weiss jetzt nicht, ob sie ihr Kind schon mal gefragt hat, warum er sich so verhält?
Und auch wenn du es gut meinst: Du musst keine Verantwortung für Angelegenheiten ausserhalb deines Aufgabenbereichs übernehmen. Für Erziehungsprobleme gibt es andere Anlaufstellen. Solche kann sie googlen (sind vermutlich regional unterschiedlich).
Hmmm.... schwierig. Bestenfalls sollte man mal schauen, ob da ein ADHS-Fall vorliegt. Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten, still zu sitzen, könnten darauf hindeuten. Das würde ich zunächst einmal ausschließen oder bestätigen lassen.
Ich muss aber zwei meiner Sichtweisen in dieser Antwort begründet klarstellen:
- Ich sehe ADHS nicht als eine "Krankheit" an, sondern vielmehr als eine Veranlagung. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass die meisten Probleme in der Schule bezogen auf ADHS nicht durch die betroffenen Schüler, sondern aufgrund des stark vereinheitlichen Schulsystems entstehen! Ich verweise hiermit auf die tolle Arbeit, die die Dozentin Vera Birkenbihl zu ihrer Lebenszeit geleistet hat.
- Sollte es tatsächlich zur "Diagnose" kommen... bin ich ebenfalls kein Fan davon, mit Medikamenten zu versuchen, das Kind in die Form zu pressen, in die es nicht reinpassen kann. Ich empfehle die weitaus besseren therapeutischen Alternativansätze, mit der es bisher die meisten Kinder geschafft haben, mit ihrem ADHS die Schule zu rocken. Ritalin und Medikinet können gesundheitlich folgenschwer auf das Kind einwirken!
Dennoch muss das absolut nicht sein, dass das Kind ADHS hat. Es kann auch einfach sein, dass die Umgebung und die Rahmenbedingungen in der Schule einfach nicht zum Kind passen. Außerdem hat es schon zu Hause viel gelernt und dort keine dieser Zeichen gezeigt, was auch eine starke Indikation dafür sein kann, dass kein ADHS vorliegt und das Schulsystem einfach nur scheiße ist :D (Überraschung...).
Ich würde zur Abklärung mit dem Kinderarzt sprechen und danach mal schauen, ob man den Kinder- und Jungendtherapeuten aufsucht, um Klarheit zu haben.
Ich würde unter keinen Umständen das Kind unter irgendein Druck stellen, bessere Leistungen in der Schule zu zeigen! Nicht jeder ist für dieses System geschaffen und nicht jeder wird dort Bestleistungen zeigen, völlig abgesehen vom Lernvermögen oder der Intelligenz. Man sollte einen Fokus darauf legen, die Stärken des Kindes zu fördern, die es von Natur aus zeigt. Da müssen die Eltern einfach achtsam und reflektiert vorgehen, um die vielen Potentiale im Kind zu erkennen.
Hoffe, das hilft!
Wenn er schon vorher so viel gelernt hat, ist er vielleicht unterfordert und verhält sich deswegen so
Vielleicht wär ein Jahr Vorschule das Richtige zum Üben, wie die Schule so funktioniert
Hatte vergessen zu erwähnen dass das Kind im Kindergarten von den Erzieherinnen gelobt wurde. Da soll es laut ihr keine nennenswerten Probleme gegeben haben. Und ich würde ihr gerne helfen, weil sie schon über mehrere Wochen hinweg oft in unsere Praxis kommt und sie eine echt tolle und lustige Person ist.