Sprüche 26:27?
Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, / wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück.
Das stimmt doch gar nicht, viele Menschen schaden Menschen, aber es schadet ihnen nicht, wie lässt sich das erklären?
5 Antworten
Das stimmt doch gar nicht, viele Menschen schaden Menschen, aber es schadet ihnen nicht, wie lässt sich das erklären?
Das ist richtig. Die Spruchsammlung stammt größtenteils aus einer Zeit als man noch an den Tun-Ergehen-Zusammenhang glaubte. Jüngere Schriften der Bibel sehen den dann nicht mehr gegeben, zB in Pred 8,14:
„Es gibt etwas Nichtiges, das auf Erden geschieht: Da sind Gerechte, denen es nach dem Tun der Ungerechten ergeht, und da sind Ungerechte, denen es nach dem Tun der Gerechten ergeht. Ich sagte: Auch das ist Nichtigkeit.“
Auch Jesus selbst widerspricht diesem alten Gedanken: Mt 5,45 „Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“
Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der abrahamitischen Religion, insbesondere im Bezug auf das jüngste Gericht.
Um es in einem Satz zu formulieren: Die Beobachtung dass der Tun-Ergehen-Zusammenhang nicht stimmt, man aber gleichzeitig an die Gerechtigkeit Gottes glaubte, führte zu dem Schluss, dass die Gerechtigkeit Gottes dann "wann anders" umgesetzt werden müsse - am Tag des jüngsten Gericht.
Mehr dazu hier unter den Punkten 2 und 3.
Aber durch den Glauben an Christus werden wir nicht bestraft mit Hölle am jüngsten Gericht, richtig?
Man muss aber doch an das glauben, was in der Bibel steht, also als Christ, also wie lässt sich das erklären?
Nein, muss man nicht. Als Christen glauben wir an Christus (siehe hier). Die Bibel ist dagegen "nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig ist, für jedes gute Werk ausgerüstet." 2Tim 3,16f.
Es gibt kaum ein Sprichwort, das immer passt. Und es gibt auch heute Sprichwörter, die sich widersprechen. Z. B. "Gegensätze ziehen sich an" und "Gleich und Gleich gesellt sich gern".
Auch die von dir genannten Sprüche stimmen halt oft, aber nicht immer.
Du musst über den Tellerrand hinausschauen. Auf lange Sicht schadet Unrechttun immer:
“Denn die schlechten Menschen werden beseitigt werden, aber die auf Jehova hoffen, werden die Erde besitzen.
Nur noch kurze Zeit und die Bösen gibt es nicht mehr. Du wirst dorthin schauen, wo sie waren, aber sie sind nicht mehr da.
Doch Menschen mit einem sanften Wesen werden die Erde besitzen, und sie werden größte Freude verspüren an Frieden im Überfluss.“ (Psalm 37:10, 11)
Häufig ist es schon so, dass Menschen, die anderen schaden wollen, sich im Endeffekt selbst schaden. Deshalb passt diese Aussage als generelle Warnung schon, dass an anderen keine Grube graben sollte.
Es stimmt aber, dass das nicht immer der Fall ist. Dazu finde ich Psalm 73 von Asaph sehr interessant. Asaph hadert mit Gott, dass es guten Menschen so schlecht und bösen Menschen so gut geht. Die Antwort findet er, als er auf ihr Ende schaut: Psalm 73,17 | Bibleserver
Vielleicht ist dir der Schaden noch nicht aufgefallen, aber er ist da.
Vielen Dank! Kannst du mir das noch etwas erläutern mit im Bezug aufs jüngste Gericht?