Sprachen aus Papua-Neuguinea auseinander halten?
Wie wird eigentlich festgestellt wie viele Sprachen ein Stamm im hinterletzten Loch, wie im Jungel von Papua Neuguinea, spricht? Es ist doch viel logischer, das die nur eine Sprache sprechen, aber z.B. dafür für eine Sache mehrere Wörter benutzen. Mich würde interessieren wer und wie sowas festgestellt wird.
3 Antworten
Dazu müssen Linguisten in diese „hinterletzten Löcher“ reisen und die Sprachen von den Einheimischen lernen. Das ist sehr mühsam, und deshalb sind diese Sprachen auch nur mäßig gut erforscht.
Nebenbei gesagt ist es sehr plausibel, daß auf einer riesigen, gebirgigen und unwegsamen Insel sehr viele Sprachen gesprochen werden. Denn die Leute dort kommen nicht weit herum, jeder Stamm hat seine eigene Kultur, und Heiraten kommen vor allem innerhalb desselben Stammes vor. Mach das ein paar Tausend Jahre, und Du bekommst in jedem Tal eine eigene Sprache.
Dazu muss man eben dorthin reisen und mit den Leuten sprechen.
Es werden dort ein paar hundert verschiedene Sprachen benutzt, die untereinander oft nicht verständlich sind. Alleine die Zahlwörter von eins bis zehn kann man kaum lernen, dass man sie in allen dortigen Sprachen verstehen könnte (es wären an die 10.000 verschiedene Wörter, gerechnet 1000 * 10).
Und weil es oft keine Infrastruktur gibt (keine Straßen, dichter Urwald, oft ist der Fluss die einzige Verkehrsverbindung), ist es logisch, dass es dort kleine Gemeinschaften gibt, die gar nicht wissen, was man in 100 km Entfernung spricht. Große Sprachen mit vielen Sprechern konnten sich erst dadurch etablieren, dass es Infrastruktur gibt und große politische Gemeinschaften.
Latein wurde anfangs nur in Rom gesprochen, später im ganzen Mittelmeerraum. Englisch wurde anfangs nur auf der Insel Großbritannien (und auch dort nur im Süden) gesprochen. Heute sprechen weltweit Millionen von Menschen Englisch (ohne Schiffahrt nicht möglich).
Früher gab es in den USA über 100 verschiedene indianische Sprachen. Heute gibt es Infrastruktur, und Englisch versteht praktisch jeder. Die Zeiten haben sich dort geändert, aber in Neuguinea gibt es noch viele kleine Gemeinschaften, die sehr naturnah leben (und wenig Kontakt zu anderen Stämmen haben).
Alleine der Schulweg ist oft ein Abenteuer dort (und mitunter sogar gefährlich).
Ganz verrückte Idee, aber: Man kann die Leute einfach fragen, ob sie die gleiche Sprache sprechen wie die Leute ein oder zwei Dörfer weiter, und ob sie eine oder mehrere Sprachen sprechen. Außerdem sind Linguist*innen durchaus in der Lage, mehr als Vokabular zu erfassen, und können über grammatische Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten herleiten, ob es sich um eine Sprache, gänzlich verschiedene Sprachen oder Dialekte (da gibt es sowieso keine klare Grenze) handelt.