Spielten bei der Entstehung des § 175 Strafgesetzbuch (Schwulenparagraph) religiöse bzw Christliche Moralvorstellungen eine Rolle?

6 Antworten

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Schwierig zu sagen. Ich denke es ist ein Mix aus Gesellschaft und Religion. Wobei ich denke die Religion spielt hier tatsächlich die kleinere Rolle. Homosexualität und besonders die der Männer ist schon immer sehr schwierig und zieht sich fast durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Es ist schon immer gültig, Männer haben ein sehr striktes Rollenmuster nachdem sie leben mussten. Schon nur im Verdacht zu stehen, mit einem homosexuellen Mann geredet zu haben, konnte vor noch 100 Jahren für dich fast existenzbedrohend sein. Da man damit von Anderen angreifbar war. Es ging eigentlich nie primär um die Schwulen selbst.

Mit Sicherheit!

Zwar war Sex unter Männern immer eine Sünde (religiös), erst in der zweiten Hälfte des 13. Jhd. fand ein Verbot desselben in weltliche Gesetze Einzug. Und es dauerte nochmal dreihundert Jahre (1532) bis eine gesetzliche Grundlage für dieses Verbot geschaffen und die Todesstrafe als Strafe festgesetzt wurde.

Da in allen Religionen Homosexualität, vor allem unter Männern, als Sünde angesehen wird, war dies nur logisch. Den weltlichen Herrschern war klar: wenn die Kirche an Einfluss verliert, brauchen wir weltliche Gesetze, die das einschränken.

Man merkt auch an der Wortwahl in europäischen Gesetzen, dass es aus der christlich-biblischen Tradition kommt:

Sodomie, Sünden, Unkeusch, wider die Natur

Woher ich das weiß:Hobby

Ja, die Ablehnung war ja nicht aus der Luft gegriffen. Die hatte ja eine Grundlage und das war die Religion. Die findet sich schon im Alten Testament z. B. Levitikus. Das christliche Denken hat diese Vorstellungen übernommen und weiterentwickelt, was zu einer tief verwurzelten Ablehnung von Homosexualität und eben dem § 175 führte. Obwohl die Kirchen nicht direkt an der Formulierung beteiligt waren, trugen ihre moralischen Vorstellungen dazu bei, die Kriminalisierung von Homosexualität als vollkommen legitim anzusehen.

Hallo Blueorange25,

ich gehe davon aus, dass es da sowohl eine kulturell moralistische wie auch religionistische Historie gibt, wobei beides durchaus miteinander verwoben sein könnten.

Interessant ist dabei, dass hier geschlechtlicher Umgang unter Männern moralistisch betraft und als Sünde erachtet wird. Diesen Umgang unter Frauen hat weder ein Moralismus noch ein Religionismus in der Weise betrachtet.

Sicherlich war es Gang und Gebe - und mag es auch bis heute noch sein - die Liebe Gottes nach eigener Vorstellung einzuschränken. Dabei können wir sie heute glaubensfrei darstellen: sie bedeutet ein Schaffen, Bewahren und auch nur Achten von Einheit, Fülle und größtmöglichen Freiräumen gleichermaßen für alle.

Da bedeutet kein Unterschied z.B. zwischen biologischen Geschlechtern oder geschleichtlichen Identifikationen. Diese Moralismen mögen sich darin begründen, dass es rein um die Fortpflanzungwilligkeit ging und noch geht - wobei ein Ungleichgewicht in einer menschlichen Arachaik dazu den Fokus auf die biologischen Männer gelegt haben mag.

Sexualität ist die wohl größte Nähe unter Menschen, wobei die Nähe Ausdruck der Einheit ist. Auch wenn Sexualität häufig unter eigenen Bedürfnissen betrieben wird, gibt es in Liebe solche Bedürfnisse nicht. Sie gehen in all der Fülle und den Freiräumen einfach auf.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge

Problem das es 1871 zur Kaiserzeit war deshalb ist es schwer zu bestimmen bzw gibt es unklarheiten dazu