Spanischer Kolonialismus, wo fang ich an?

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Anfangen kannst Du mit der Kolonisation der Kanarischen Inseln durch Kastilien ab 1402. Dort wurde auch die Sprache als koloniales Herrschaftsmittel eingeführt. 1486 legte der Sprachgelehrte Antonio de Nebrija Königin Isabella II. die von ihm verfasste Grammatik der kastilischen Sprache vor. Von deren Nutzen überzeugen ließ sie sich erst durch das Argument, dass die unterworfenen Völker mit den Gesetzen der Eroberer auch deren Sprache anzunehmen hätten und die Grammatik hierzu dienlich sei. Nebrijas Grammatik wurde 1492 gedruckt, in dem Jahr, in dem mit dem Alhambra-Edikt alle Juden aus Spanien vertrieben wurden, und in dem Christoph Kolumbus nach Westen aufbrach.

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Kanarischen_Inseln

https://de.wikipedia.org/wiki/Gram%C3%A1tica_de_la_lengua_castellana

Ivan Illich, der lange in Mexiko und mit Puertoricanern in New York gearbeitet hat, hat untersucht, welche Bedeutung die Ereignisse dieser Zeit bei der Entwicklung von Herrschaftsmethoden hatten. Hier ein Aufsatz von ihm darüber.

https://www.pedocs.de/volltexte/2021/22928/pdf/Illich_1981_Erziehung_am_Ausgang_des_Industriezeitalters.pdf

Du kannst zuvor ausholen und eben die islamische Invasion Spaniens beschreiben oder die römische Eroberung der iberischen Halbinsel oder dass Kolonismus eben für jene Zeit die Regel war.

Dann natürlich die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus. Wie es in Amerika zuging (verfeindete Stämme, Kanibalen, die indigene Bevölkerung unterdrúckende Imperien) und wie sich die Spanier mit den Indigenen verbündeten, die ihnen dann von ihren Unterdrückern erzählten und wie diese von ein paar Hundert Spanier mit Hundertausenden von befreundeten Indios dann besiegt wurden.

Klar kennst du die Geschichte bestimmt andersrum. Aber zu jener Zeit wäre es undenkbar gewesen, dass sich ein Bewohner des heutigen Mexikos mit einem des heutigen Argentiniers verstand und sich nicht auf den Tod bekriegte. Dank Kolonialismus hat Lateinamerika eine Identität, die über Stammeskriege und Opferriten hinausgeht.

Nicht vergessen solltest du die Leyenda Negra, also die von Engländern, Holländern und Italiener verbreiteten Horrorstories der Kolonisierung Amerikas. Doch während sich die Spanier von Tag 1 an sich mit den Indigenen vermischten und es in Hispanoamerika auch heute noch Tausende von Stämmen und Hunderte von indigenen Sprachen gibt, wurden diese in Nordamerika von Engländern und Holländern verfolgt, getötet und die Überlebenden in Reservate gesperrt.


Franz1957  14.07.2024, 14:14

Sicher sind das Dinge, die man berücksichtigen sollte. Aber ich meine, man darf dennoch nicht vergessen, was Bartolomé de Las Casas über den erbarmungslosen Umgang seiner Landsleute mit den amerikanischen Ureinwohnern berichtet hat.

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Roland Bernhard: Geschichtsmythen über Hispanoamerika. Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung in deutschen und österreichischen Schulbüchern des 21. Jahrhunderts

Das Buch gibt es als PDF kostenlos und ohne Anmeldung:

https://www.gei.de/fileadmin/gei.de/pdf/publikationen/Schriftenreihe/fulltext/SRfulltext134.pdf

Es geht die typischen, verbreiteten Klischees durch und gleicht sie mit den historischen Tatsachen ab. Da besteht nämlich eine große Diskrepanz. Auch die Hintergründe werden beleuchtet.

Woher ich das weiß:Hobby – Geschichte, langjähriges Interesse incl. Fachliteratur

Frag chatGPT der kann dir vielleicht die Basics zusammenfassen und du kannst den sogar fragen wo du angefangen solltest und bei Bedarf nachfragen stellen.