Spanischer Kolonialismus, wo fang ich an?
Hallo :)
Ich habe nie etwas über den spanischen Kolonialismus gelernt bekommen, jedoch interessiere ich mich für Geschichte. Ich würde das gerne nun nachholen, weiß aber nicht, wo anzufangen ist. Habe schon versucht, selbst auf Google was zu finden, jedoch ist es mir nicht wirklich gelungen..
Habt ihr Tipps oder auch Dokumentationen, die interessant und hilfreich sein könnten?
Danke!
4 Antworten
Anfangen kannst Du mit der Kolonisation der Kanarischen Inseln durch Kastilien ab 1402. Dort wurde auch die Sprache als koloniales Herrschaftsmittel eingeführt. 1486 legte der Sprachgelehrte Antonio de Nebrija Königin Isabella II. die von ihm verfasste Grammatik der kastilischen Sprache vor. Von deren Nutzen überzeugen ließ sie sich erst durch das Argument, dass die unterworfenen Völker mit den Gesetzen der Eroberer auch deren Sprache anzunehmen hätten und die Grammatik hierzu dienlich sei. Nebrijas Grammatik wurde 1492 gedruckt, in dem Jahr, in dem mit dem Alhambra-Edikt alle Juden aus Spanien vertrieben wurden, und in dem Christoph Kolumbus nach Westen aufbrach.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Kanarischen_Inseln
https://de.wikipedia.org/wiki/Gram%C3%A1tica_de_la_lengua_castellana
Ivan Illich, der lange in Mexiko und mit Puertoricanern in New York gearbeitet hat, hat untersucht, welche Bedeutung die Ereignisse dieser Zeit bei der Entwicklung von Herrschaftsmethoden hatten. Hier ein Aufsatz von ihm darüber.
Roland Bernhard: Geschichtsmythen über Hispanoamerika. Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung in deutschen und österreichischen Schulbüchern des 21. Jahrhunderts
Das Buch gibt es als PDF kostenlos und ohne Anmeldung:
https://www.gei.de/fileadmin/gei.de/pdf/publikationen/Schriftenreihe/fulltext/SRfulltext134.pdf
Es geht die typischen, verbreiteten Klischees durch und gleicht sie mit den historischen Tatsachen ab. Da besteht nämlich eine große Diskrepanz. Auch die Hintergründe werden beleuchtet.
Du kannst zuvor ausholen und eben die islamische Invasion Spaniens beschreiben oder die römische Eroberung der iberischen Halbinsel oder dass Kolonismus eben für jene Zeit die Regel war.
Dann natürlich die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus. Wie es in Amerika zuging (verfeindete Stämme, Kanibalen, die indigene Bevölkerung unterdrúckende Imperien) und wie sich die Spanier mit den Indigenen verbündeten, die ihnen dann von ihren Unterdrückern erzählten und wie diese von ein paar Hundert Spanier mit Hundertausenden von befreundeten Indios dann besiegt wurden.
Klar kennst du die Geschichte bestimmt andersrum. Aber zu jener Zeit wäre es undenkbar gewesen, dass sich ein Bewohner des heutigen Mexikos mit einem des heutigen Argentiniers verstand und sich nicht auf den Tod bekriegte. Dank Kolonialismus hat Lateinamerika eine Identität, die über Stammeskriege und Opferriten hinausgeht.
Nicht vergessen solltest du die Leyenda Negra, also die von Engländern, Holländern und Italiener verbreiteten Horrorstories der Kolonisierung Amerikas. Doch während sich die Spanier von Tag 1 an sich mit den Indigenen vermischten und es in Hispanoamerika auch heute noch Tausende von Stämmen und Hunderte von indigenen Sprachen gibt, wurden diese in Nordamerika von Engländern und Holländern verfolgt, getötet und die Überlebenden in Reservate gesperrt.
Sicher sind das Dinge, die man berücksichtigen sollte. Aber ich meine, man darf dennoch nicht vergessen, was Bartolomé de Las Casas über den erbarmungslosen Umgang seiner Landsleute mit den amerikanischen Ureinwohnern berichtet hat.
Das stimmt nur teilweise.
Richtig ist, daß England in seiner Propaganda über andere Völker lügt. Sie mögen damals tatsächlich über euch Spanier gelogen haben, wie sie seit 1914 gegen uns Deutsche lügen.
Ich stimme Dir hier also zu und gehe auch davon aus, daß die meisten der zig Millionen Eingeborenen, die infolge der spanischen Expansion umgekommen sein, nicht direkt ermordet worden, sondern vielmehr Opfer von eingeschleppten Seuchen wurden.
Zum Glück hatte die englische Propaganda damals noch eine nicht so hohe Reichweite wie heute und bis 1618 hatten bei uns in deutschen Landen (HRR) die Spanier einen ausgezeichneten Ruf (der allerdings auch wiederum auf prospanischer, katholischer Propaganda beruhte, das muß man fairerweise dazu sagen).
Die Niederländer hingegen sind im Wesentlichen ehrlich und wenn sie die Spanier einmal schlecht darstellen, dann deshalb, weil sie selbst lange Zeit von Spanien unterdrückt wurden und sich erst ein einem achtzigjährigen Krieg befreien konnten.
Die Spanier haben sich im Laufe der Zeit mit den Eingeborenen vermischt. Von Tag 1 an ist aber eine irreführende Formulierung. Es gab im spanischen Kolonialreich ein ausgeprägtes Kastensystem, das die Vermischung dokumentierte, aber auch den Weißen (Criollos) politische Vorrechte sicherte, so daß diese die unterworfenen Eingeborenen im spanisch-katholischen Sinne formen konnten, was letztlich zu den heutigen lateinamerikanischen Staaten führte:
Frag chatGPT der kann dir vielleicht die Basics zusammenfassen und du kannst den sogar fragen wo du angefangen solltest und bei Bedarf nachfragen stellen.