Unter den Wählern der AfD mag es Menschen geben, die tatsächlich antijüdisch, antikapitalistisch und antiimperialistisch denken, nicht an die offiziellen Narrative über den Nationalsozialismus glauben und somit Hitler und die Nazis von damals für die „Guten“ halten und das Böse nicht im NS, sondern im westlichen Kapitalismus und dessen Imperialismus sehen. Diese Leute waren zuvor entweder Nichtwähler oder Wähler rechtsradikaler Parteien wie der NPD, DVU oder der Rechten.
Sie wählen die AfD nicht aus Überzeugung, sondern aus wahltaktischen Gründen, da die AfD aus ihrer Sicht ein kleineres Übel als SPD, CDU, Grüne usw. ist und im Unterschied zu den rechtsradikalen Parteien auch in den Bundestag einzieht, somit dort eine gewisse Opposition bilden kann.
In der AfD selbst aber herrscht ein strenger Unvereinbarkeitsbeschluß gegenüber rechtsradikal denkenden Menschen und Parteien. Nicht, weil die politpraktischen Kernpunkte der radikal nationalen Parteien „zu extrem“ sind, sondern weil die parteiideologischen Grundlagen gänzlich andere sind. A. Gauland hat das hier in dem Satz zusammengefaßt: „Wer heute noch A. Hitler für einen großen Staatsmann hält, der hat nichts begriffen.“
https://www.youtube.com/watch?v=E5sqi12EBMI
Das ist eine klare Absage an den Revisionismus, d. h. zu dem gänzlich anderen Geschichtsbild, das in den Kreisen der altrechten Heimat-Politiker herrscht. Gauland bekennt sich mit seiner apodiktischen Aussage zum Mainstream-Geschichtsbild und lehnt revisionistische Tendenzen in Bezug auf den Nationalsozialismus in Bausch und Bogen ab. Das dürfte auch jeder andere AfD-Politiker unterschreiben. Ist dies einmal anders, so gibt es jedesmal einen Skandal in der AfD, etwa wenn B. Höcke (wahrscheinlich unbeabsichtigt, aber wir können nicht seine Gedanken lesen) den Satz „Deutschland für alles“ gesagt hatte, der auch zu den Mottos der SA gehörte.
Revisionismus gegenüber anderen Fragen der deutschen Geschichte, etwa dem Kaiserreich, der kolonialen Frage oder allgemein der älteren deutschen Geschichte, ist in der AfD hingegen erlaubt.
Was sind nun die weiteren parteiideologischen Unterschiede zwischen der neurechten („populistischen“, nicht „rechtsextremen“) AfD und der altrechten („rechtsradikalen“) Heimat / NPD?
Nun, die AfD ist projüdisch, proisraelisch, für die Einwanderung von Qualifizierten, aber in ihren östlichen Verbänden auch teilweise prorussisch ("Putin-Versteher"). Außerdem ist sie nicht revanchistisch oder NS-revisionistisch. Die AfD sieht Deutschland als Teil des "Westens" bzw. der "jüdisch-christlichen Wertegemeinschaft", sieht sich somit als Teil des amerikanisch-westlichen Hegemonialsystems (was sie aber nicht davon abhält, die in diesem dominierende Politik zu kritisieren). Was die AfD verteidigen will, daß ist der Wirtschaftsstandort Deutschland in einer durch den Westen globalisierten Welt, als dessen Teil sie AfD Deutschland sieht. Sie ist also eine innerwestliche Opposition gegen den neulinken, kulturmarxistischen Kurs von Parteien wie SPD, CDU (Merkel-Fraktion) oder vor allem den „Grünen“, vergleichbar mit den Republikanern in den USA, die unter Trump auch eine Radikalisierung ihrer Position in eine neurechte Richtung her erfahren haben, nachdem sich zuvor die Demokraten seit B. Clinton in eine neulinke (kulturmarxistische) Richtung hin radikalisiert hatten.
Die Heimat ist zwar auch prorussisch, aber streng antiisraelisch und in breiten Teilen auch verdeckt antijüdisch allgemein. Sie ist grundsätzlich revanchistisch und revisionistisch und lehnt den BRD-Staat im Grunde ab. Sie sieht Deutschland als Kern des Abendlandes, nicht des amerikanisierten "Westens", den sie als Feind Deutschlands und Europas sieht. Somit sieht sie sich nicht als innere Opposition im „Westen“ selbst, sondern lehnt eben die metapolitische Grundlinie dieses „Westens“, als dessen Schwerpunkt die US-Ostküste und die City of London betrachtet werden, grundsätzlich ab. Sie strebt vielmehr eine Renaissance des germanisch-romanischen Abendlandes an, als dessen Schwerpunkt Deutschland betrachtet wird.
Die neuen Rechten (AfD) stellen sich also nicht grundlegend gegen den Bevölkerungswandel, sondern wollen diesen nur steuern in eine für Wirtschaft und erträgliches Zusammenleben verschiedener Ethnien annehmbare Richtung. Die Altrechten (Heimat usw.) hingegen lehnen Multikulti als Rezept für den Tod der ursprünglichen abendländischen Völker grundlegend ab und streben zurück nach dem die meiste Zeit der Geschichte normalen Zustand der europäischen Völker, in denen es eben keine Einwanderung aus anderen Kulturkreisen gab. In der Wirtschaftsfrage sind die Neurechten liberaler, marktorientiert, die Altrechten hingegen mehr dirigistisch, es gibt sogar marxistische („nationalbolschewistische“) Fraktionen in der Heimat-Partei.
Entsprechend ist die AfD auch eine von wenigen Parteien, in der es vormaligen Mitgliedern rechtsradikaler Parteien nicht gestattet ist, beizutreten – was der AfD aber nicht wirklich etwas bringt, denn sie wird von der dominierenden linken bis linksradikalen Mainstreampresse in der Bundesrepublik dennoch als „nationalistisch“, „ausländerfeindlich“ oder gar „rechtsextrem“ verunglimpft.
Wer die Unterschiede einmal aus Sicht der Heimat, die vor einigen Jahren noch NPD hieß, dargelegt hören möchte, dem empfehle ich diese kurze Darlegung der drei Kernunterschiede (Westbindung, Einwanderungspolitik, Sozialpolitik) durch den NPD-Vorsitzenden Frank Franz:
https://www.youtube.com/watch?v=RrImiK8zwuU
Dazu muß aber noch gesagt werden, daß auch die NPD / Heimat durchaus nicht ausschließlich aus Hitler anbetenden Neonazis besteht, sondern vielmehr aus völkisch denkenden Idealisten / Rassisten (sie selbst würden sagen „Rasserealisten“), welche keinen Austausch der abendländischen (im 19. Jh. hätte man gesagt „arischen“) Völker gegen mohammedanische, indische, afrikanische und andere nichtweiße Einwanderer wollen. Das wollen viele Menschen nicht, auch solche, welche die AfD wählen. Vor allem in Ostdeutschland ist man für den Gedanken der „durchrassten“ Gesellschaft, wie es einmal ein CDU-Politiker (als die CDU auch noch gewisse nationale Züge hatte) formulierte, weniger zugänglich und diese Skepsis führt zu einer Reserviertheit gegenüber der Einwanderung fremder Menschen, wie wir sie beispielsweise aus Ländern wie Japan kennen.
Die Leute in der Heimat, die tatsächlich Hitler für einen großen Helden halten und den Nationalsozialismus für eine gute Sache, haben ein völlig anderes Geschichtsbild als der Mainstream, d. h. sie glauben nicht an die den Nazis zur Last gelegten Sachen. Sie haben sich ihre Meinung zum Nationalsozialismus nicht aufgrund des staatlichen Geschichtsunterrichtes bzw. der etablierten Medien, Filme usw. aufgebaut, sondern durch die Lektüre revisionistischer Literatur, in welcher beispielsweise der Holocaust geleugnet wird oder auch andere Verbrechen der Vernichtungskrieg im Osten, das Massaker von Katyn und Ähnliches.
Hinzu kommen als Basis der Wählerschaft der Heimat unzufriedene, teilweise arbeitslose, oft ostdeutsche Arbeiter, Handwerker, teilweise auch Kleinunternehmer, die sich vom linksliberalen Establishment des BRD-Staates verraten und verkauft fühlen und daher aus „Protest“ oder aus sozialen Gründen die Heimat wählen. Letzteres ist bei AfD-Wählern aber teilweise auch der Fall, so daß sich die Konturen beider Elektorate hier verwischen. Nicht aber die parteiideologischen Konturen selbst, die sind in den sehr verschiedenen Grundsatzprogrammen beider Parteien klar voneinander abgegrenzt. Grob gesagt ist die parteiideologischen Diskrepanz zwischen AfD und Heimat etwa vergleichbar mit der zwischen FDP und Linke.