Sollten Belastete Straßennamen/Gebäudenamen schneller verändert werden?
Die Kolonial sowie die Nazizeit existieren in Straßennamen weiter.
So gibt es hunderte Straßen, Gebäude etc die Vorbelastet sind und nach Nazis oder Kolonialverbrechende benannt wurden.
Es ist höchste Zeit all jene Namen zu ändern die Verbindungen zu den Zeiten haben.
Als jüngstes Beispiel für eine Verbesserung kann man die Universität Münster nehmen. Die Uni Münster hat den Kolonialverbrechenden Wilhelm II. aus dem Namen der Uni verbannt.
Aber auch gute Nachrichten kamen vom VG Berlin das vor kurzem die Klagen der Anwohner abgewiesen. Damit wird die M****-Strasse zu Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Anton Wilhelm Amo war der erste Mensch mit Internationaler Geschichte aus dem Kontinent Afrika der an Deutschen Universitäten lehrte.
Doch leider läuft es nicht überall so rund wie in den Beispielen.
Sollten Belastete Straßennamen/Gebäudenamen schneller verändert werden dürfen?
Sollten die Anwohnenden den Namen ohne Genehmigung ändern können z.B per Petition?
14 Antworten
Ich würde mit dem Canceln vorsichtig sein. Die Personen, die wir heute gut finden, werden vielleicht in 100 Jahren auch als Verbrecher angesehen und gecancelt. Vielleicht wird ja dereinst jeder gecancelt, der heute Kindern experimentelle Pubertätsblocker verschreibt. Dabei meinen die es doch nur gut, oder?
Edit: Kein Mensch ist nur „gut“. Jeder hat auch negative Seiten. Menschen der Vergangenheit aus heutiger Perspektive zu beurteilen, ist schwierig.
"Mohr" war noch nie ein Schimpfwort, und selbst Karl Marx wurde "Mohr" genannt (wegen seines schwarzen Bartes). Die "Mohrenstraße" in Berlin wurde nach den Kammermohren benannt, die damals dem Alten Fritz dienten. Aber gut, schaffen wir den Namen ab, dann denken alle künftigen Generationen, Deutschland war Jahrhunderte lang ausschließlich reinweiß.
Selbst der genannte Anton Wilhelm Amo hat den Begriff "Mohr" verwendet. Außerdem kennt ihn niemand. Er wäre besser im Afrikanischen Viertel aufgehoben, an Stelle eines der unerträglichen Kolonialherren, nach denen dort immer noch Straßen und Plätze benannt sind.
Ach ja, und wenn Kaiser Wilhelm als "Kolonialverbrechender" bezeichnet wird, frage ich mich, was verbricht er denn augenblicklich? Ich dachte, er wäre längst tot.
Schreibt sie sich wirklich "Moorenstraße"? Dann erinnert sie doch an ein Moor und nicht an schwarze Menschen.
Sollten die Anwohnenden den Namen ohne Genehmigung ändern können z.B per Petition?
Nein... Das geht auch in eine andere Richtung. Was wenn du dann plötzlich die "Geile-Nazis-Straße 88" o.ä. hast?
Generell sollte man nicht versuchen Geschichte vergessen. Und diese Umbenennung trägt einen Teil dazu bei. Es ist gut daran erinnert zu werden, wie es vor 100 Jahren war und dass wir heutzutage zum Glück in einer anderen Zeit leben.
Genauso wie es in 100 Jahren die Menschen hoffentlich über uns denken werden.
Ich finde ehrlich gesagt man sollte das überhaupt nicht ändern. Viel besser wäre es, wenn man einen kleinen Text an der Straße anbringt und welche Verbrechen er begangen hat. Ständiges canceln birgt die Gefahr, das die Geschichte vergessen werden könnte.
Auch bei uns in der Stadt ein sehr aktuelles Thema. Hier gibt es gerade den Wunsch, den nach dem Komponisten Richard Wagner benannten Platz umzubenennen. Er hat halt nicht nur tolle Musik geschaffen, sondern war auch ein übler Antisemit. Ich persönlich kann solche Ansinnen durchaus verstehen, aber ich finde das auch schwierig und frage mich immer, wo hört das auf, wenn man einmal damit angefangen hat?
Natürlich muss man das auch immer im Einzelfall betrachten, aber manchmal finde ich es angebrachter, statt den Namen aus dem Stadtbild zu entfernen, auf die Person differenziert einzugehen und auf Kontroversen hinzuweisen. Denn trotz aller Belastung und zeitgemäßer Einordnung von Personen und ihren Taten, sind solche Leute auch immer Teil unserer gemeinsamen Geschichte. Geschichte darf ich nicht unterdrücken und ich darf sie auch nicht todschweigen. Man muss sich damit auseinandersetzen.
tja, dann müsste man auch die Wagner-Festspiele von Bayreuth entsorgen und den Musikunterricht und Opernspielplan entsprechend ausdünnen.
diese dümmliche Cancel-Culture geht mir gehörig auf den Sack.
Ja, das ist halt genau das, was ich damit meine: Wo hört es auf, wenn man einmal damit angefangen hat?
Dann verschwinden wohl auch Martin Luther und Ernst Moritz Arndt von den Straßenschildern. In Greifswald hat man wohl inzwischen auch die Universität umbenannt, obwohl die DDR nie Probleme mit dem Namen Ernst Moritz Arndt hatte.
Die "Moorenstrasse" (z.B. in Düsseldorf) muss auch umbenannt werden! Nach neuer Linksschreibung gelten Rechtschreibregeln nicht mehr!