Sollte man unsere Rettungskräfte viel besser bezahlen?

8 Antworten

Jetzt denk mal einen Schritt weiter: Wer trägt denn diese Personalkosten, die dadurch entstehen? Für Netto 5000 Euro müssen auf dem Brutto locker um die 8000 Euro stehen. Plus Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung - also Kosten um die 9000 Euro pro Nase pro Monat.

Wärst du bereit, für diese Gehälter höhere Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge zu bezahlen? Sprich, wärst du immer noch für eine Gehaltserhöhung dieser Berufsgruppen, wenn dein eigenes Einkommen dadurch sinken würde?

Mehr Gehalt für Berufsgruppe X fordert sich leicht. Aber irgendjemand muss am Ende die Musik halt auch bezahlen. Und da ist die Bereitschaft dann bei vielen ja doch wieder sehr schnell Geschichte, oder?

Zudem ist ohnehin das Gehalt nur ein Teil des Themas Wertschätzung im Job. Sogar einer, der recht schnell gar nicht mehr als solcher wahrgenommen wird, sondern zu einem sogenannten Hygienefaktor wird.

Kennt man doch auch von sich selbst! Entscheidend dafür, wie zufrieden man in seinem Job ist, sind oft ganz andere Aspekte als die Summe, die am Monatsende auf dem Konto eingeht. Klar, die sollte schon irgendwie passen. Aber wie schnell fühlt sich dieser Betrag eher wie Schmerzensgeld an, wenn die Arbeitsatmosphäre mies ist, wenn man nur doofe Kollegen hat, wenn irgendwo ein mieser, nerviger Vorgesetzter lauert oder wenn man sich ständig von Kunden oder anderen Menschen blöd anmachen lassen muss?


Renguees 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 14:46

Kein Problem. Wie mein Vorredner schon sagt. Für solche Menschen zahle ich gerne Steuern. Hauptsache Sie werden dafür würdig entlohnt. Warum würdest du das nicht machen? Wie mein Vorredner schon sagt, diese Menschen sind die wichtigste Säule in unserer Gesellschaft. Und lieber zahle ich für diese Menschen mehr Geld, bevor das Geld für andere Sachen verbrannt wird.

HappyMe1984  15.08.2024, 14:48
@Renguees

Wie viel kannst du denn von deinem derzeitigen Gehalt noch erübrigen? Wie viel weniger darf's denn sein? Und arbeitest du selbst in diesem Bereich? Wenn nicht, wieso eigentlich nicht?

StefanKlKu  15.08.2024, 15:27
@HappyMe1984

Die Frage ist nicht was wir und noch leisten könnes es abzugeben, sondern vielmehr was wir uns NICHT leisten können. Und wir können es uns nicht leisten, wenn das Hilfs- Rettungs und Sozialsystem zusammenbricht. Dann nützen uns auch 50 100 oder 200 Euro im Monat mehr absolut gar nichts.

HappyMe1984  15.08.2024, 15:28
@StefanKlKu

Wir können es uns aber auch nicht erlauben, die Mittelschicht immer weiter ausbluten zu lassen. Siehe mein Kommentar oben...

StefanKlKu  15.08.2024, 15:32
@HappyMe1984

Das habe ich auch nicht gefordert. Es geht um Prioritäten, die falsch gesetzt sind, Geld, dass unnütz ausgegeben wird.

HappyMe1984  15.08.2024, 15:33
@StefanKlKu

Ich überlege gerade, ob ich dir jetzt die Frage stellen und mich auf die Diskussion einlassen möchte, welche Ausgaben genau deiner Ansicht nach "unnütz" sind...

StefanKlKu  15.08.2024, 14:35

Ja, das kostet Geld, viel Geld... aber es ist gut investiertes Geld.

Die geannten Personen sind die, die uns jeden einzelnen Tag den ARSCH retten, die den Laden (also unseren Staat und unser Sozialsystem) am Laufen halten.

Das Ganze mit harter körperlicher Arbeit und hohem Risiko für eigene Gesundheit und das eigene Leben.

Wenn uns die Pflegekräfte, Feuerwehrleute, Polizisten etc wegbrechen weil sie fürs gleiche wenige Geld immer mehr leisten müssen und ständig angepöbelt und angegriffen werden, dann stehen wir mehr als nur knietief in der Sch...

Dann kannst du künftig nur noch teilzeit arbeiten, weil du deine Verwandten wieder alleine zu Hause pflegen kannst, gibt ja keine Pfleger mehr.

Mit deinem Herzinfarkt wartest du dann 60 Minuten auf einen RTW (Ok dann bist du tot, aber hast die Jahre vorher Geld gespart) und deinen Zimmerbrand löscht die Feuerwehr dann vielleicht nächste Woche mal, wenn es passt.

Cool aber wir haben Geld gespart.

Leistung muss entlohnt werden und das gilt nicht nur für die Management Etage, die noch nichtmal weiss wie schwer alleine die Persönliche Schutzausrüstung eines Feuerwehmitglieds ist.

HappyMe1984  15.08.2024, 14:47
@StefanKlKu

Du, ich erlebe das ganze Problem mit demografischem Wandel, Fachkräftemangel und allem, was damit einhergeht, gerade so dermaßen am eigenen Leib. Bin nämlich gerade dabei, für meine Oma ganz akut einen Pflegeheimplatz zu organisieren. Danke, Problematik ist mir bestens bekannt!

Ebenfalls habe ich mich selbst auch sehr bewusst gegen einen Job in der freien Wirtschaft mit rund 50% mehr Gehalt entschieden und arbeite im gemeinnützigen Sektor, weil es auch mir wichtig ist, einen sinnvolleren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten als irgendeinem Unternehmer die Taschen noch ein bisschen voller zu machen.

Aber bei Forderungen nach mehr Gehalt für irgendeine Berufsgruppe muss man nun mal eben auch immer die Finanzierung dieses Gehalts mitdenken. Sicher, es wäre top, wenn man dieses Geld generieren würde, indem man Einkommen aus Vermögen mindestens genau so hoch besteuert und mit Sozialversicherungsabgaben belastet wie Einkommen aus Arbeit. Vermögensteuer, Erbschaftsteuer, Finanztransaktionssteuer - wären super Instrumente dafür!

Auch wäre es ganz wunderbar, wenn wir nicht mehr Dividenden von Aktionären aus unseren Sozialabgaben finanzieren müssten, sondern der ganze medizinische und pflegende Sektor komplett Non Profit / staatlich wäre.

Aber was zeigt uns denn die Erfahrung? Richtig, dass genau das eben nicht passiert. Dass stattdessen eben wieder mehr Abgaben für die kleinen und mittleren Einkommen anfallen. Dass die solide Mittelschicht immer kleiner wird. Und dass somit all die, die jeden Tag ihren Hintern hochkriegen, zur Arbeit gehen und darüber einen Beitrag welcher Art auch immer leisten, am Ende die Zeche zahlen müssen.

Und eben auch, dass wir uns keine zusätzlichen Menschen im arbeitsfähigen Alter aus den Rippen schneiden können. Sie fehlen einfach, demografischer Wandel. Aber auch beim Thema Einwanderung ist bei extrem vielen ja ganz schnell der Ofen aus, wenn diese Menschen eine etwas dunklere Hautfarbe als Kreide haben...

StefanKlKu  15.08.2024, 14:55
@HappyMe1984

sorry ich wollte dir nicht persönlich zu nahe treten, aber im Prinzip bestätigst du genau meinen Beitrag.

Wie können wir denn mehr von den verbleibenden jungen Leuten, also Berufsanfänger in die genannten systemkritischen Berufe locken?

Indem wir ihnen als Gesellschaft den nötigen Respekt und die Anerkennung zollen, den sie verdienen und indem wir sie vernünftig bezahlen.

Dann gibt es halt n paar Kaufleute, Versicherungsmenschen, etc weniger, aber dafür ausreichend Personal in den genannten Bereichen.

Ich bin übrigens auch in dem Bereich tätig, zwar nur ehrenamtlich, aber erfahre halt die Punkte um den mangelnden Respekt sehr deutlich.

Wir können es uns als Gesellschaft einfach nicht leisten, genau dort auszubluten.

HappyMe1984  15.08.2024, 15:12
@StefanKlKu

In erster Linie brauchen wir vor allem sehr viel mehr Menschen im arbeitsfähigen Alter. Und das eben nicht erst "selbstgezeugt" in frühestens 20 Jahren, sondern JETZT. Das Thema Migration ist einfach eins, wo wir unbedingt umdenken müssen! Nicht "Was bringen uns die Menschen, die zu uns kommen?", sondern "Was können wir Menschen anbieten, damit sie zu uns kommen?".

Somit auch nicht "Aber nur Fachkräfte dürfen rein!", sondern "Jeder, der hier zu einer Fachkraft werden möchte, wobei wir tatkräftig unterstützen, darf rein!". Auch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse muss unbedingt sehr viel großzügiger und unbürokratischer laufen. Naja, und gesellschaftlich müssen wir unbedingt Rassismus und Xenophobie ablegen.

Abschreckend an diesen Berufen wirken auf junge Menschen doch vor allem die dort herrschenden Rahmenbedingungen. Und die wiederum haben halt auch sehr viel damit zu tun, dass es schlichtweg an Menschen dort fehlt.

Übrigens, ich als Wirtschaftsfachwirtin und somit Verwaltungsuschi würde es exrrem begrüßen, wenn es weniger von meiner Sorte bräuchte und gäbe! Aber ich erlebe in meinem beruflichen Alltag jeden Tag wieder, dass es uns halt doch aktuell noch sehr braucht. Ich versuche zum Beispiel in meinem eigenen Arbeitsbereich immer, Prozesse so zu digitalisieren, zu automatisieren und zu vereinfachen, dass sie im Idealfall ein dressiertes Äffchen hinbekommen würde ;). Aber jedes Mal, wenn mir das an einem Punkt gelungen ist, kommt aus irgendeiner Ecke ein neues oder altes Gesetz, ein Gerichtsurteil oder ein neuer Verwaltungsakt daher, der mir das unmöglich macht und doch wieder so Absurditäten wie das Ausdrucken, Unterschreiben und Versenden per Post von online auszufüllenden Formularen verlangt - und somit eben doch mich statt des Äffchens braucht...

Ja, aber ich denke, dass die Bezahlung sich nicht alleinig danach richten sollte, ob jemand anders das fair findet, sondern danach, ob genügend Personal vorhanden ist und ob angemessen auf Angebot und Nachfrage reagiert wird. Rettungskräfte werden schon selber wissen, ob ihr Gehalt gut genug ist, um zu entscheiden, ihr Leben dafür zu riskieren und Verantwortung zu übernehmen.

Ja, das kostet Geld, viel Geld... aber es ist gut investiertes Geld.

Die geannten Personen sind die, die uns jeden einzelnen Tag den ARSCH retten, die den Laden (also unseren Staat und unser Sozialsystem) am Laufen halten.

Das Ganze mit harter körperlicher Arbeit und hohem Risiko für eigene Gesundheit und das eigene Leben.

Wenn uns die Pflegekräfte, Feuerwehrleute, Polizisten etc wegbrechen weil sie fürs gleiche wenige Geld immer mehr leisten müssen und ständig angepöbelt und angegriffen werden, dann stehen wir mehr als nur knietief in der Sch...

Leistung muss entlohnt werden und das gilt nicht nur für die Management Etage, die noch nichtmal weiss wie schwer alleine die Persönliche Schutzausrüstung eines Feuerwehmitglieds ist.

Man sollte eher die Berufsgruppen besser bezahlen, die die ebenfalls wichtige, aber viel weniger angesehene Berufe ausüben.

Die Arbeit im Rettungsdienst ist gar nicht so anstrengend, wenn man sie z. B. mit Gleisbauarbeitern vergleicht.

Außerdem ist diese Arbeit sehr befriedigend und auch sehr angesehen. Folgerichtig mangelt es im Rettungsdienst und bei der Feuerwehr auch nicht wirklich an Personal. -Oft werden diese Berufe sogar ehrenamtlich ausgeführt.

Meiner Meinung nach liegt der Fokus in puncto "bessere Bezahlung" viel zu stark auf den den "Helden" in prächtiger Uniform und schnellen Autos. Dabei gibt es noch ganz andere Berufgruppen, die unseren Alltag am Laufen halten und die niemand beachtet.

Zumindest sollten die Gehälter ähnlich sein. Bei Polizisten Berufsfeuerwehrleuten etc. ist es das ja durch den Beamtenstatus so, zumindest sind die Gehälter sehr ähnlich.

Vorallem bei Rettungsdiensten sehe ich da Verbesserungspotenzial. Ich verdiene in meiner Region finde ich ganz gut. Dafür das ich erst seit 2 Jahren im Dienst bin finde ich meine ca. 4000 Euro Brutto okay, mit der Zeit steigt das Gehalt auch noch. Anderenorts verdienen die Einsatzkräfte teilweise deutlich weniger und das finde ich geht nicht.


Renguees 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 14:43

Danke dir für deine Antwort. Bist du den beim Rettungsdienst angestellt? Oder was genau arbeitest du?

Leony2000  15.08.2024, 15:33
@Renguees

Ja, hauptberuflich arbeite ich im Rettungsdienst und ehrenamtlich engagiere ich mich bei der Freiwilligen Feuerwehr, einer Rettungshundestaffel und im Katastrophenschutz.

Tomonging  15.08.2024, 14:36

Ein A14 Kapitän ist leider kein Polizist sondern ein Lehrer der täglich seinen Mittagsschlaf halten kann.