Sollte man das Aufladen von E-Autos verbieten, damit es nicht zu einem Black-Out kommt?

15 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Heiiiii ... das finde ich endlich mal eine tolle Idee. Man sollte gleich damit in Baden-Württemberg anfangen:

https://www.welt.de/wirtschaft/article242547971/Vor-dem-Blackout-Baden-Wuerttemberger-sollen-ab-14-Uhr-Stromverbrauch-senken.html

... und wer auch immer behauptet, dass keine Gefahr für einen Blackout in der BRD besteht, hat leider absolut und keine Ahnung von der Realität dort draussen.

Übrigens wurden Blackouts und zielgerichtete Stromabschaltungen für Januar und Februar ganz offiziell vom Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe angekündigt - auch wenn er dann seine Aussage wieder zurück gezogen hat. Wahrscheinlich hat er massive Schimpfe aus Berlin dafür bekommen ;-)

Es gibt viele Sachen wo wir gerade Strom sparen könnten und niemanden weh tun. Ich denke an Schaufenster und Reklamenbeleuchtungen von Geschäften, und an die Denkmäler, wo die ganze Nacht Licht verbrauchen. Man sollte dort anfangen zu sparen als allererstes. Dann kann man Strom sparen in öffentlichen Gebäuden, Hallenbäder, Eisbahnen, usw.

Haben wir viel zuwenig Strom, dann sehe ich es folgendermassen. Es darf nicht sein, dass ein Spital, eine Feuerwehrwache, ein Wasserwerk,eine Kläranlage, ein AKW, ein Gemeindehaus, Notfalltrefpunkte, usw kein Strom mehr zur Verfügung haben. Für mich selber geht die Kritische Infrastruktur immer vor den Privaten Verbraucher usw. Da geht es am Ende oft um Menschenleben usw.

Zunächst mal ist es extrem unwahrscheinlich dass es in Deutschland zu einem Blackout kommt. Die Gefahr besteht zur Zeit überhaupt nicht.

Blackouts gibt es zur Zeit ausschließlich in der Ukraine, und da wird seit Wochen und Monaten massiv die Energie Infrastruktur angegriffen.

In Deutschland ist die zum Glück intakt und es gibt Regelmechanismen, die selbst Brownouts relativ zuverlässig verhindern. Als Brownouts bezeichnet man eine Überlastung des Netzes und ein damit verbundenes erhebliches absinken der Spannung im Netz.

Regelleistung wird in unserem Netz auf sehr verschiedene Weise zur Verfügung gestellt.

Zum einen gibt es z.B. Gaskraftwerke die kurzfristig, wenn nötig, mehr Energie liefern können, also gut regelbar sind. Außerdem wird z.B. für einzelne Straßenzüge in den Letzten Jahren eine Regelung durch Batteriespeicher ausgebaut. Batteriespeicher in Solaranlagen für einzelne Haushalte sind letztlich auch solche Regelleistung.

Auf der Anderen Seite steht für Notfälle Regelleistung durch abschalten von Verbrauchern zur Verfügung. Das sind erst in letzter Instanz einzelne Stadtteile, davor würden Energiehungrige Industriebetriebe kurzzeitig vom Netz genommen werden um den vorübergehenden Strommangel auszugleichen.

Ist zu viel Strom im Netz, und das kommt bei uns ziemlich häufig vor, werden kurzfristig die o.G. Gaskraftwerke heruntergefahren. Da z.B. Kohlekraftwerke sehr schlecht regelbar sind, werden aber z.B. auch Windräder abgestellt.

Bisher spielt das Laden von Elektroautos bei uns im Netz eine sehr untergeordnete Rolle bei der entstehung von Lastspitzen. Dazu gibt es noch lange nicht genug Fahrzeuge auf der Straße.

Bei der Förderung der Privaten Ladeinfrastruktur wurde aber bereits an die Zukunft gedacht. Die Geförderten Wallboxen mussten rein technisch die Möglichkeit einer Fern- Drosselung bzw. Fernabschaltung haben. Außerdem werden zur Zeit überall im Land die alten Ferraris Stromzähler durch digitale, zum Teil fern abfragbare intelligente Stromzähler, ausgetauscht. In dieser Kombination lässt sich in Zukunft, auch durch das vorübergehende drosseln der Ladeleistung bei Elektroautos Regelleistung generieren.

In den Kinderschuhen steckt leider noch eine andere Technik, die eigentlich schon länger bekannt ist, nämlich das Bidirektionale Laden. V2G (Vehicle to Grid) steht dafür, das die am Netz angeschlossenen E-Autos auch Regelleistung für das Netz zur Verfügung stellen können. Diese Technik wird aber wohl in den nächsten Jahren endlich kommen.

Das darf man sich dann nicht so vorstellen, dass plump Akkus von einigen Autos wieder entleert werden, sondern es würde wohl reichen, wenn z.B. 3-4 Prozent der Akkukapazität aller Fahrzeuge die zu mehr als 70% geladen sind, zur Verfügung stehen würden.

Die Akkukapazität eines normalen E-Autos kann einen durchschnittlichen 4 Personen Haushalts nämlich rund eine Woche mit Strom Versorgen. Das ist übrigens kein Beweis für den enormen Stromhunger von E-Autos, sondern viel mehr ein Beweis für eine Völlig übertriebene Reichweitenangst. Die Akkus sind schon heute im Schnitt eher zu groß.

Ein Verbot des Aufladens von E-Autos wäre zur Zeit also weder Notwendig, noch würde es im Ernstfall etwas bringen, weil es mit der derzeitigen Infrastruktur gar nicht durchsetzbar wäre und es würde, falls durchsetzbar in der jetzigen Konstellation nichts bringen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe den PKW Fuhrpark meiner Firma auf BEV umgestellt.

nobodyathome  16.02.2023, 08:39

Danke für den fundierten Bericht

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Wenn es tatsächlich zu Engpässen kommen sollte werde die Stromerzeuger bzw die Netzagentur bestimmte auch industrieelle Bereiche eh Punktuell kurzzeitig Abschalten . Dazu kommt das viele die eine Wall -Box am Haus haben diese mit der eigenen Votovoltaikanlage versorgen die auf dem Dach des jeweiligen Hauses montiert ist .

Grund dafür ist das sich der E Fahrzeugnutzung anderst, also mit Netzstrom nicht rechnet sondern eher sehr teuer ist .klar gibt es auch aber Vergleichsweise wenig,.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 40 Jahren als Schrauber unterwegs . Meisterbrief

Tacheles88  07.12.2022, 13:53

Wie viel gibt denn die Photovoltaikanlage im Winter, wenn Black-Out-Gefahr besteht, noch her?

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Das wäre totaler Quatsch, denn E-Autos werden zu 80% nachts geladen wenn überschüssiger Windstrom an der Strombörse praktisch verschenkt werden muss weil er nicht gebraucht wird (wobei die Windparkbetreiber die volle Einspeisevergütung bekommen!!!)

Stromspitzen gibt es Mittags und am frühen Abend, wenn in den Wohnungen das Licht und und die Sportschau eingeschaltet werden.