Sollte man bei MTB auf Carbon setzen anstatt Alu?
Bei Marathon / Cross County Mountainbikes. Sollte man auf Carbon anstatt Alu setzen wegen Gewicht?
6 Stimmen
4 Antworten
Es kommt darauf an...
Wenn das Bike um jeden Preis so leicht wie möglich sein soll, kommst du um Carbon nicht herum. Nicht nur beim Rahmen, sondern auch beim Lenker, bei den Felgen... Dann bist du aber über 5000 €.
Wenn du ein begrenztes Budget von meinetwegen 2000 € hast und dir überlegst, wie du dafür das leichteste Bike bekommst, kann es sinnvoller sein einen etwas schwereren, dafür aber deutlich günstigeren Alurahmen zu verwenden und dafür teurere und leichtere Komponenten zu wählen. Müsste man sich auf einer Excel-Tabelle zusammenrechnen.
Dann ist die Frage, wie sorgfältig du damit umgehen willst. Bist du jemand, der nach dem Motto "ach, was soll schon passieren" das Fahrrad einfach irgendwie in einen Montageständer oder Fahrradträger einspannst, ist ein Carbonrahmen nichts für dich. Denn früher oder später wirst du versehentlich und ggf. unbemerkt einen Delaminationsschaden verursachen, der den Rahmen instabil werden lässt. Bei Alu sieht man, wenn es verbeult ist.
Das Fahrgefühl ist anders. Alurahmen können bocksteif sein, Carbonrahmen aber auch. Ist zwar beim Antritt super, aber auf Dauer unkomfortabel. Man kann Carbonrahmen aber eben auch so konstruieren, dass sie z.B. seitlich steif und vertikal flexibel sind, als eine Art Blattfeder im Hinterbau. Das erfordert eine sorgfältige Wahl der Fasern und des Lagenaufbaus und ist dementsprechend teurer - trifft womöglich nicht auf den günstigsten Carbonrahmen zu, den eine Fahrradmarke zu bieten hat.
Allein wegen des Carbonrahmens oder Alurahmens zu sagen, ein Rad sei besser oder schlechter, greift zu kurz.
Alle Materialien haben Vor- und Nachteile. Diese gilt es, in Bezug auf die eigenen Vorlieben abzuwägen. Erst dann kann man entscheiden.
Oft ist es auch so, dass einem die Entscheidung abgenommen wird, weil andere Randbedingungen mehr ins Gewicht fallen.
War bei mir so. Ich habe kein Carbonrad gesucht. Aber ich möchte mit einem Handicap antrainieren, ohne auf Indoor-Bedingungen angewiesen zu sein, weil die Überlastung bei unserer Topologie draußen zu sitzen wahrscheinlich ist. Deshalb fahre ich ein Rennrad mit Pedelec-Antrieb. So lange Handicap und Topologie zusammen passen, trainiere ich einfach im Freien vor mich hin. Komme ich in den Überlastungsbereich, wo weiter machen für mich einen deutlichen Rückschritt bringen würde (kann, wenn es blöd läuft, zum Rollstuhl führen), schalte ich den Antrieb zu.
So, nun habe ich probegefahren.
Kriterium 1: trotz Pedelec muss es sich nach Rennrad anfühlen. Da fielen alle mit dem Mahle Nabenantrieb raus.
Kriterium 2: der Rahmen muss mir wirklich passen. Kein fauler Kompromiss, wo man mit Bike Fitting was retten kann, aber keine 100 % erreicht. Lieber ein Rahmen, wo der Bike Fitter mit steigender Fitness eine etwas sportlichere Abstimmung hin bringt.
Schon waren nur noch Carbonräder übrig.
Anhand meiner anderen Kriterien wurde dann für ein Modell und eine Ausstattung unter diesen entschieden.
Wenn du viel Geld hast und Wert auf Geschwindigkeit legst (bspw. weil du Rennen fahren willst), ist Carbon sicherlich die richtige Wahl.
Für den Anfang (und auch für ein effektives Training, bevor man eine Carbon-Rennmaschine voll zur Entfaltung bringen will) tut es aber Alu. Ist zwar ein wenig mühsamer, aber das ist später echt nützlich.
Eigentlich egal. Du solltest nur schauen, dass du weißt was du tust. Carbon Rahmen sind bissel empfindlich beim Sturz