Sollte es mehr Creator geben, die über ihre Behinderung aufklären bzw. sollte es in Deutschland Fernsehmoderatoren mit Behinderung geben?

13 Antworten

Guten Tag,

grenzwertig wird so etwas, wenn jemand nur aufgrund seiner Behinderung für irgendeine Sache eingesetzt wird, ohne die nötige Qualifikation zu haben - das geht in Richtung eines "Quoten-Behinderten" und ist als Geste objektiv eher eine Beleidigung bzw. Herabsetzung der Person als dass man ihr was Gutes damit tut.

Außerdem würde man solche Leute der Lächerlichkeit preisgeben - ich kenne einige, die z.B. über Monika Lierhaus' Sprechweise lachen oder sich darüber lustig machen, dass der frühere Polizeiruf-110-Darsteller Jaecki Schwarz nach schweren Erkrankungen (die man ihm auch ansieht; er ist auf einem Auge fast blind) immer noch kleine Rollen als Schauspieler übernimmt und das sind keine im eigentlichen Sinne "behinderten" Menschen etwa auf der Ebene eines Gelähmten oder Mehrfachbehinderten.

Es wäre falsch verstandene Nächstenliebe und man muss es nicht allen recht machen, nur damit es politisch korrekt ist und Ruh' und Frieden herrscht. Es wird aber mit zweierlei Maß gemessen: Man sägt im Zuge des Jugendwahns ältere Moderatoren ab, will dann aber Behinderte bringen? Das passt nicht zusammen - wenn man schon "tolerant" ist, dann bitte konsequent.

Was ich allerdings sehr gut fand und gern gesehen habe, war die Talkshow "Guildo und seine Gäste", in der Guildo Horn geistig Behinderte eingeladen hat und sie einfach reden ließ. Das war ein nicht nur preisgekröntes, sondern auch sehr wertschätzendes und niveauvolles Format - so was könnte ich mir nach wie vor als Neuauflage vorstellen und Guildo Horn, so oft man auch über ihn und seine Nussecken sowie seine zum Teil peinlichen Schlagertitel gelacht hat, war dafür der beste Gastgeber. Hier ist er mit einem Medley.

https://www.youtube.com/watch?v=lvInVwF6sqI

TJDettweiler  14.03.2024, 21:11

Weshalb geht bei Quote eigentlich immer jemand davon aus dass jemand ohne erforderliche Qualifikation genommen werden soll?

das ist doch Unsinn.

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rotesand  14.03.2024, 21:24
@TJDettweiler

Ich sage es mal so - ich habe das jahrelang im Berufsleben, aber auch im Ehrenamtsbereich und in der Kommunalpolitik miterlebt. Sobald jemand mitmischte, der vorrangig aufgrund seiner nationalen Herkunft, seines Geschlechtes oder aufgrund anderer Faktoren zu Ehren kam, gab es fachliche Probleme.

Auf die meisten Stellenangebote, etwa im öffentlichen Dienst, hat sich nie ein Rollstuhlfahrer oder Amputierter oder jemand mit Restschäden nach Kinderlähmung oder Taubheit oder psychischer Erkrankung usw. beworben - denn obwohl überall hoch und heilig versichert wird, dass bei gleicher fachlicher Eignung ein Schwerbehinderter bevorzugt wird, trifft genau das nicht zu. Das ist eine furchtbar scheinheilige Doppelmoral.

Eine Freundin von mir, 32 Jahre, beidseitig oberschenkelamputiert und dauerhaft im Rollstuhl (Prothesen gehen nicht) mit sehr guter Mittlerer Reife (an der normalen Realschule), hat jahrelang nur Absagen kassiert, egal ob Ausbildung oder Arbeit; die Ausbildung bekam sie durch meine Kontakte (bin nicht stolz drauf bzw. will mich nicht rühmen, ich will nur die Situation aufzeigen, wie sie ist) und auch eine Arbeitsstelle bekam sie nur, weil einer meiner Freunde sich selbstständig machte und sie einstellte - wo sie Top-Arbeit macht seit fast zehn Jahren schon.

Die Erlebnisse dorthin waren für beide sehr entmutigend und entwürdigend. Es ging ihr richtig dreckig. Wir sind seit der Kindheit miteinander befreundet und es wäre mal fast zu einer Beziehung gekommen - es "lief auch mal was" - und wir haben uns dagegen entschieden, eine Beziehung einzugehen, um unsere tiefe Freundschaft nicht zu gefährden für den Fall, dass es doch nicht klappen würde.

Ich habe es andererseits mal erlebt, dass jemand in den Gemeinderat sollte, um als "junge hübsche Frau" das angestaubte Image der örtlichen CDU meiner Heimatstadt aufzufrischen. Die Person rückte dann als Ersatzbewerberin ins Gremium nach, war aber als Gemeinderätin absolut unbrauchbar und ihr wurde nach dieser einen Periode nahe gelegt, bitte nicht mehr zu kandidieren. Ich wurde auch mal als "Quotenausländer" auserkoren, bin den Leuten dann aber zu Kopf gestiegen, weil ich ihnen zu ehrlich war und fachlich zu gut - die hatten mich total unterschätzt, aber waren dann doch alle böse, als ich aufgehört habe.

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TJDettweiler  14.03.2024, 22:14
@rotesand

Dann wirst du auch miterlebt haben dass Bußgelder fällig werden wenn man die Behindertenquote nicht erfüllt. Erst 2023 hat man diese Bußgelder erhöht. Jetzt sind es monatlich 730 Euro Bußgeld pro Arbeitsplatz denn man von Gesetzes wegen mit einem Menschen mit einer Behinderung besetzen muss.
Weils eben mit dem einstellen nicht funktioniert

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rotesand  14.03.2024, 22:15
@TJDettweiler

Ist mir bekannt, ja. Ich habe schon Verantwortliche erlebt, die lieber zahlen als "so jemanden" einzustellen und das auch nicht nur hinter vorgehaltener Hand sagen. Da fehlen einem echt die Worte :-/

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Guten morgen,

ich bin selbst ein Rollstuhlfahrer und finde dass es durchaus mehr Menschen auch im Fernsehen, als Moderatoren geben sollte. Mehr Sichtbarkeit. Damit die Mehrheit der Menschen sich an Menschen mit Behinderungen mehr gewöhnen und Menschen mit Behinderungen mehr Teil der gesellschaftlichen Mitte werden.

Nicht nur Menschen die man vorher als Moderatoren oder Menschen ohne Einschränkungen kannte und danach mit. Wie zb Monika Lierhaus, Gaby Köster oder Niky Lauda.

Sondern eben Menschen die eine Sichtbare Behinderung von Karriere Anbeginn haben.

Aber um über Behinderungen aufzuklären das finde ich dann wieder Quatsch. Denn das kann man nicht. Behinderungen sind ja sehr individuell, in wie sie sich äußert und auch verläuft und auch wie Betroffene mit ihrer Behinderung (Diagnose) umgehen ist auch sehr individuell.

Auch gibt es bei Diagnosen dann auch wieder verschiedene Varianten die Unterschiede ausweisen von denen man selbst mit seiner Diagnose aber oft gar nichts weiß.

Das bedeutet, jeder ist ein Experte was seine Behinderung/Diagnose angeht, aber das gilt dann trotzdem nicht unbedingt für andere Leute mit der selben Diagnose.

Weil es eben unzählige Varianten und Spektren von Behinderungen gibt. Ich gebe oft gerne das Beispiel dass man Behinderungen in Körperbehinderungen, Geistige Behinderungen, akustisch Behinderungen, Sehbehinderungen, Sprachbehinderungen und Seelische Behinderungen (also psychische Erkrankungen die einen Behindertenstatus darstellen) unterteilt und in diesen Unterteilungen gibt es noch unzählige verschiedene Behinderungen die sehr verschieden sind.

Deshalb bin ich nicht der Meinung dass man Menschen über Behinderungen aufklären kann. Dafür gibt es einfach zu verschiedene.

Aber Sichtbarbeit von Behinderten Menschen ist wichtig. Das größte Problem von Behinderten Menschen sind die Hemmungen mit ihnen in Berührung zu kommen.

Momentan ist es noch so dass der Großteil, nicht alle aber der Großteil an Menschen mit Behinderungen von klein auf in extra Kindergärten, extra Schulen und extra Ausbildungseinrichtungen tut, danach kommen die Menschen in Werkstätten für Behinderte Menschen. Sie leben oft in Wohngruppen oder Wohnheimen. Selbstbestimmt klar aber dadurch haben viele „Nicht-Behinderte- Menschen“ kaum Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderungen.

Es ist so ne Art Inselleben mitten in der Gesellschaft abgeschirmt. Der Hauptgrund sind einfach die fehlenden Berührungspunkte. Aber wenn man Menschen mit Behinderungen mehr auch im Fernsehen sehen würde, würde sich das ändern.

Es gibt Moderatoren bei denen hat keiner ein Problem wenn er ein gebrochenes Bein hat auf Krücken moderiert also was für einen Grund gäbe es wenn der selbe Job jemand macht der zb dauerhaft auf Krücken angewiesen ist?
Ich bin nicht der Meinung dass man die Sender mit Menschen mit ner Behinderung zu ballern muss. Aber ich schaue gerne mal Fernsehprogramm und ich kenne wirklich keinen Sender der nen Moderator oder Moderatorin mit ner Sichtbaren Behinderung hat. Wie gesagt, Monika Lierhaus die meiner Meinung nach moderiert weil man sie vor ihrer Behinderung schon als Moderatorin kannte.

Leute die nicht typisch deutsch aussehen oder Leute die homosexuell sind oder ältere Damen bzw fast ältere Damen und Herren, Transmenschen, Leute die kein astreines Deutsch sprechen die Arbeiten in dem Bereich und es ist auch toll dass diese Bevölkerungsgruppen durch diese Leute alle Sichtbarkeit im Fernsehen bekommen aber mir fehlt einfach mehr Sichtbarkeit für Menschen mit ner sichtbaren Behinderung in Form von Moderatoren.

Das finde ich schade.

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 - (Leben, Gesellschaft, Fernsehen)

Nur wenn sie auch die notwendigen Qualifikationen haben. Einige Jobs wie zB das Wetter hab ich kein Problem mir von einer körperlich oder geistig eingeschränkten Person vortragen zu lassen. Außerdem würde das die Akzeptanz unserer Bevölkerung erhöhen (hoffentlich)

Ja das sollte es ! Ich habe jetzt letztens mal eine Rollstuhlfahrerin gesehen die auch jetzt eine Sendung moderiert. Und ich sehe darin kein Problem ! Solange es die Person will und alles gut läuft 👍

Gerade in diesen Zeiten könnte man mehr mit diesen Menschen zusammenarbeiten und sie auch "integrieren". Das schadet nicht und man kann weitere Berufe im Jobleben gut abdecken :)

L.g. Jan

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich weiß fast alles über GF, gerne teile ich mein Wissen 🤓

Bei Creator denke ich in erster Linie an LEGO. Und da reicht es mir, was es auf dem Markt gibt. Es sollte wieder mehr Piraten und Ritter geben.