Solipsismus - Grübeln

11 Antworten

Diese These des Solipsismus widerlegt sich selbst.

Selbst wenn jedes andere Bewusstsein Teil deiner Fantasie ist, sammelst du mit diesen kreierten Leuten dennoch Erfahrungen, entwickelst anhand ihrer Handlungen Emotionen und lässt dich von ihnen Beeinflussen.

Der Solipsismus war schon immer ein philosophisches Konstrukt, keine Weltanschauung.

Wenn der Schizophrene die Stimme hört - denjenigen sieht der Spricht - und dabei etwas fühlt - Ist das dann nicht echt?

Was ist deine Realität, was ist seine?

Tatsächlich hat jeder Mensch seine eigene Realität, schon wenn dir etwas schmeckt, was jemand anderem nicht schmeckt, stellt sich die Frage: Was ist denn echt?

So wie für den Schizophrenen die Stimme echt ist, sind auch deine Sinneseindrücke, deine Gefühle und deine Erinnerungen echt. Unabhängig davon, ob all das deiner Fantasie entspringt.

Entschuldige das unstrukturierte, verwirrende blabla... Ist früh.


Eine einfache Antwort auf Deine Frage, ob nicht doch alles Einbildung ist, lautet: Alle Deine gedanklichen Spiegelungen auch einer objektiven Wirklichkeit spielen sich in Deinem Kopf ab (wird inzwischen wissenschaftlich auch hinterfragt, weil Bewusstsein nicht nur mehr als reine Kopf- und Gedankenarbeit betrachtet wird). ABER: Deine gedanklichen Spiegelungen SIND nicht die objektive Wirklichkeit. Was bedeutet das?

Bleibst Du dabei – das ist eine Entscheidungssache, Glaube, Metaphysik – dass nur Du der Nabel der Welt bist, dann machst Du Dich für alle Probleme verantwortlich und kochst Dich sozusagen selbst ab. Du mauerst die Tür zur Außenwelt zu und schließt Dich in Dir selbst und Deinen Gedanken als vermeintlicher Identität mit einer Außenwelt ab. Das macht handlungsunfähig und krank.

Kannst Du eine objektiv existente Außenwelt als Input für Deine Gedanken und als Resonanz Deines Handelns (z.B. die Reaktionen anderer Menschen) akzeptieren, Deine Gedanken als Spiegelung einer objektiven Außenwelt und ihrer Bewertungen durch Dich getrennt davon sehen, dann gibt Dir das die Möglichkeit, Probleme, die unweigerlich in jedem Leben auftauchen, zu lösen statt sie in Dir selbst zu verkapseln. Dann nämlich kannst Du Probleme als Kommunikationsproblem zwischen Deiner Gedankenrepräsentation und einem darauf gründenden Handeln und einer objektiven Außenwelt einordnen und nach Lösungen suchen, die nicht nur in Dir liegen. Der nächste Schritt ist, dass Du dann anerkennen kannst, dass die Gedanken und Bewertungen anderer Personen unabhängig von Dir sind und Du Dich damit durch Gedankenaustausch als Kontrolle zur eigenen Repräsentanz auseinandersetzen kannst (oder musst!).

Der Solipsist verweigert die Auseinandersetzung mit einer objektiven Außenwelt, indem er sie als Eigenkonstrukt postuliert, kocht alles nur noch in sich selbst ab und ist eigentlich die philosophische Maske für eine emotionale Krankheit, deren Urgrund die Angst ist, die Angst sich nach außen zu öffnen und Auseinandersetzungen anzunehmen. Der Solipsist führt platonische Scheindialoge, die immer nach seinen Wünschen ausgehen aber anders als bei Platon kein literarisches Produkt sind. Sie biegen Wirklichkeit um, ohne Probleme mit der Wirklichkeit, die zunehmend größer werden, in Auseinandersetzung mit einer objektiven Wirklichkeit zu lösen.

Erkenntnistheoretisch kann sich der Solipsist auf einen grundlegenden Fehler vieler Philosophen stützen, die davon ausgehen, Erkenntnis und Bewusstsein im Kopf eines heutigen Menschen zu erklären, der quasi fertig vom Himmel gefallen ist: Keine evolutionäre Entwicklung (nicht mal in Form von Erziehung, der Mensch ist gleich Erwachsener) und kein Einzelbewusstsein als Teil einer gemeinschaftlichen Entwicklung. Sprache und damit auch begriffliche Gedanken sind keine Einzelleistung sondern kommunikativ entstanden und Kommunikation als gemeinsame Überlebensstrategie ist ihr Hauptzweck und nicht kulturelle Überformung durch Phantasiegebilde. Ein Solipsist in der Steinzeit hatte keine lange Überlebenschance.


justanormalg181  08.10.2018, 18:05

Hi, also ist das auch ein Hirngespinst:

In diesem Komplex, den wir Universum nennen, bestände die Möglichkeit, dass allein eine einzige Person "existiert". Diese Person (bezeichnet als "Ich"), wäre dann völlig allein und alle um sie herum wären nichts weiter als Schlüsselfiguren. Der Mensch kann sich nicht an seine Geburt erinnern. Vielleicht wird der Mensch auch nicht geboren. Er ist einfach vorhanden und die Figuren, die sich ihm als Eltern offenbaren sind nichts weiter als Programme. 

Eine erschreckende Vorstellung, aber das schlimmste ist, dass dir keiner das Gegenteil beweisen könnte, da alle anderen ja von ihrem Programm gesteuert werden, de facto also gefaked sind.

Das macht mir SO angst!! v. A. Weil ich dachte ich würde mich dran erinnern, wie ich alles geschaffen habe.... Diese Erinnerung ist doch falsch. Kann ich meinen Sinnen vertrauen? Weil die könnten doch manipulatiert sein.. Oder ist das mit Gehirn im Tank und Descartes' Dämon auch Schwachsinn? Also in der Praxis?

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berkersheim  08.10.2018, 18:46
@justanormalg181

Bei diesem Thema sollte man so wenig wie möglich werten. Wenn jemand die Existenz einer objektiven Welt außerhalb seiner Vorstellung ablehnt, nur als sein Gedankenprodukt behauptet, dann kann man das Gegenteil nicht beweisen. Denn unsere Beweise sind selbst wieder Gedanken, die begriffliche Repräsentationen objektiver Welt benutzen. Wenn diese Repräsentation gekappt wird, kreist das alles in sich selbst, wird der Begriff für das Ding genommen. Entweder etwas ist offensichtlich oder nicht. Aber, und darauf kommt es doch bei jeder Repräsentation an, sie ist hilfreich, gut zu überleben oder sie schickt einen in ein emotionales Karussell. Es ist für das eigene Überleben und Wohlbefinden nicht egal, wie man die Welt spiegelt. Wer sich gedanklich in sich selbst einschließt, macht erst mal vor allem sich selbst Probleme. Reibungen innerhalb einer Gesellschaft, die die Welt als objektiv interpretiert sind vorprogrammiert. Im Prinzip ist es die totale Überschätzung der eigenen Potenz, der eigenen Wirkmächtigkeit. Das Gegenteil davon sind Leute, die sich ganz klein machen, die sich nur noch als Rädchen eines großen Getriebes empfinden. Beides sind Extreme. Die komplizierte Wahrheit liegt dazwischen.

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justanormalg181  08.10.2018, 18:55
@berkersheim

Ich danke Ihnen. Das mit Matrix ist doch auch schwachsinnig oder? Also jetzt mal ernsthaft.. Warum gehen so viele davon aus..

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justanormalg181  08.10.2018, 18:56
@berkersheim

Also ist diese Erinnerung, dass ich alles geschaffen hätte nur Einbildung oder? Habe halt Angst, weil Physiker oder Philosophen immer meinen, es sei nicht unmöglich, alleine zu existieren also eben, dass der Solipsismus stimmt und das wäre ja dann ich..

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berkersheim  08.10.2018, 19:07
@justanormalg181

Also ernsthafte Philosophen sind mir da nicht bekannt. Das mit der Matrix beißt sich in den Schwanz. Denn die muss ja auch mal erst von jemandem "erfunden" werden. Und was ist dessen Realität? Die Vorstellung der Matrix ist ein gewisser Größenwahn. Die menschliche Geschichte ist voller Versagen und da glauben welche an eine fehlerfreie Konstruktion? Ich nicht. Die Vorstellung von der Matrix ist eine seltsame Konstruktion: Einmal sehr überheblich, größenwahnsinnig, als ob es ein Bewusstsein gäbe, das sich darin erschöpft, andere zu manipulieren und es ist voller Angst aus der Erfahrung heraus, dass wir nicht "unabhängig" sind sondern integrierter Teil von Natur und Gesellschaft. Ja, es gibt eine Spannung zwischen der Realität, dass wir nur Teil sind von Natur und Gesellschaft und zwischen der Realität, dass wir durchaus eine mehr oder weniger große Wirkmächtigkeit haben. Wir gestalten und werden gleichzeitig gestaltet. Das ist ein Hin- und Her, eine Oszillation. Es kommt auch auf den Charakter an, ob wir eher zu den Gestaltern gehören oder zu den Gestalten-lassern. Dazu lehrte Epikur als Weg die Gelassenheit, weil Überhitzung zu Fehlschlüssen führt und Erfahrungen des Verlusts zu Gefühlen der Abhängigkeit. Immer schön cool bleiben.

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justanormalg181  08.10.2018, 19:10
@berkersheim

Ich bewundere sie, dass sie sich so mit Philosophie beschäftigen, ohne verrückt zu werden. Wie machen Sie das nur? Ich drehe bei Metaphysik total am Rad.

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berkersheim  08.10.2018, 19:59
@justanormalg181

Ja, es hat etwas von Größenwahn. Es hat aber auch ein heftiges Geschmäckle von Angst, sich einer objektiven Welt auszusetzen. Es hat etwas damit zu tun, sich von störenden äußeren Einflüssen abzugrenzen, indem man sie in sich hineinzieht, alles als selbst geschaffen behauptet. Doch wehe, wenn die unleugbaren Probleme größer werden. Dann hat man ein Problem mit sich selbst.

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justanormalg181  08.10.2018, 20:10
@berkersheim

Das stimmt. Was ich mir einfach Angst macht: manche Philosophen haben die Quantenphysik so interpretiert, dass sie dem Solipsismus entspricht.. Also dass Bewusstsein was damit zutun hat..

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justanormalg181  08.10.2018, 22:21
@berkersheim

Und dass sies mir nur nicht sagen weil ichs ja rausgefunden habe... Sie wollen ja nicht dass es aufgedeckt wird.. Oh man genau als ob.

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berkersheim  09.10.2018, 10:59
@justanormalg181

Vergiss den Descartes. Der hat mit bewundernswerter Anstrengung versucht, von den falschen Weltvorstellungen der Scholastik loszukommen. Das ist ihm nur zum Teil gelungen, denn er ist Gefangener des Dualismus, der Trennung von Leib und Seele, von Materie und Geist geblieben. Dass wir die Realität mit unseren Sinnen wahrnehmen, als Inputs einer real existierenden Außenwelt, wussten schon Parmenides, Heraklit und später Epikur. Das ist aber schon bei den Tieren so. Auch die nehmen die Welt über die Sinne wahr. Auch die Tiere nutzen bereits ihr Gehirn, um die diversen Sinneseindrücke mit einander in Übereinstimmung zu bringen. Den Menschen unterscheidet, dass wir in unserem Weltbild nicht mehr an das direkte Erleben gebunden sind, sondern dass wir uns über Zeichen und Sprache eine von den Realitäten losgelöste Repräsentation der Wirklichkeit schaffen können. 

Wir leben in einer ständigen Simulation der Wirklichkeit und über Jahrmillionen hat sich diese Simulation immer an der Wirklichkeit korrigiert. Wir sind selbst-lernende Wesen. Aber, diese Simulation ist funktional an die Wirklichkeit gekoppelt und nicht die Wirklichkeit. Und der Lernprozess, die Simulation der Wirklichkeit immer mehr anzugleichen ist ein Prozess über Jahrtausende und nicht von einem Wunderding in die Welt gesetzt. Das Wunderding sind alle Generationen vor uns. Diese Simulation nennen wir Kultur und der Mensch unterscheidet sich von Tieren, dass er auf die natürliche Evolution eine kulturelle Evolution gesetzt hat. Die kulturelle Evlolution des Menschen ist eine Art Simulation in Annäherung an die Wirklichkeit, die wir allerdings über Generationen hervorgebracht haben mit vielen Rückschlägen, wenn die Simulation mit der Wirklichkeit nicht übereingestimmt hat, wie z.B. die künstliche dualistische Trennung von Materie und Geist. 

Der Solipsismus tut so, als ob die über Jahrtausende entwickelte Kultur der Einfall eines einzigen Menschen gleich im jetzt wäre. Nur so ist auch die Abkoppelung möglich, die Simulation als Lernprozess zu sehen mit allen Risiken. Da kommt die Angst ins Spiel, dass man noch längst nicht alles weiß. Also bildet man sich das ein und geht sich selbst in die Falle. Ich nehme an, Dir ist nicht aufgefallen, dass Deine Sprache am Ende Deines Beitrags immer zerfahrener wird, weil wohl Deine Gedanken mit Dir durchgehen. Was Du da zusammenschreibst ist kein philosophischer Solipsismus mehr. Das sind Vorstellungen, die sich wie Wahnideen anhören. Man merkt im Verlauf Deiner Ausführungen schon an der Deiner Kontrolle entgleitenden Sprache, dass Du besser professionelle Hilfe aufsuchen solltest. Du steigerst Dich in Wahnvorstellungen. Das kann Dein Leben zerstören. Deswegen mein Rat: Suche bitte professionelle Hilfe auf.

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justanormalg181  11.10.2018, 12:53
@berkersheim

Hab halt so angst, weil ein Physiker, der sich auch mit Philosophie auskennt, meinte, es sei wahrscheinlicher, dass eine Außenwelt besteht, aber dass der Solipsismus nicht unmöglich sei.. 

Und dass es so ist und ich dann nie sterben kann und immer da bin halt weils eh ne Illusion ist

Das Wort Illusion solipsismus Seele etc haben sich doch andere ausgedacht und weil ich dachte ich hätte mich selbst geschaffen und es keine Bilder von meiner Geburt gibt sei ich jetz für immer verdammt und kanns nie beenden

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normalg22  04.11.2018, 20:17
@berkersheim

Danke!!! Und nur weil man in den Kopf anderer nicht schauen kann ist das kein Beweis dass die nur Projektionen seien. Oder dass ich das einzige simulierte Bewusstsein sei.... Weil ich an depersonalisation Leide und mich manchmal wie ein Roboter fühle.. Ich habe also nicht die Wahrheit erkannt oder? Alles ist real und kommt von der Natur? Aber wieso rechnet unser Gehirn? Warum Ist das Universum ein mathematisches Problem? Und ja habe so angst. Ich nehme das ganze zu ernst oder??

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Marini100  14.09.2020, 14:57
@justanormalg181

Stell dir vor, du würdest dir einen Fuß absägen, dann würdest du verbluten und sterben aber dann würde sich das Programm durch ein vorprogrammiertes geschehen selbst zerstören xd :)

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Akzeptiere das Unvermeidliche, wir muessen das alle frueher oder spaeter erkennen. Es schmerzt natuerlich, dass wir das nicht gesagt bekommen und die Illusion ist so gut gemacht, dass wir traurig waeren, wenn es nicht so waere. Aber letztlich ist es wie in einem Traum, spaetens wenn man das Zeitliche gesegnet hat (in Analogie zum Traum) wird man erkennen, dass das nur ein Spiel war, um bestimmte Erfahrungen zu machen. Man hat so getan, als wenn man das alles nicht wuesste, aber dann weiss man es und vergisst wieder bis zum naechsten Mal. Die Illusion macht ja auch begrenzt Spass, wenn man Erdbeertorte essen kann und liebe Menschen treffen, aber letztlich soll uns alles nur wieder auf unsere wahre Natur hinweisen, die wir vergessen haben, weil wir so sehr in die materielle Welt verstrickt sind. Du musst es nicht glauben, denn was zaehlt, ist nur deine Erfahrung, das ist dein Wegweiser, und wenn du das nicht bestaetigen kannst, so lege es beiseite und sehe was dein Leben dir so bietet. Viel Erfolg!

Dein Problem geht letztlich auf die Frage zurück, wer dieses „Ich“ ist, das so viel denkt. Bist du ein Gedanke, ein Gefühl, ist da eine feste Substanz, die all dem zugrunde liegt? Und was passiert, wenn du nicht denkst – bist du dann trotzdem noch da? Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten, schließlich haben sich die Menschen Jahrtausende lang den Kopf darüber zerbrochen. Wenn du unter diesen Fragen leidest, solltest du allerdings versuchen, dich nicht zu sehr davon in Anspruch nehmen zu lassen. Versuche, deinen Alltag aufrechtzuerhalten, deinen Hobbys nachzugehen, Freunde zu treffen, etc … Letztlich ist alles, was du wahrnimmst, Teil deiner Welt – egal, wo die herkommt. 

Wenn die ganze Welt rund um mich nur aus meinen Gedanken entspringt, macht mich das selbst zum Erschaffer dieser Welt. Das wiederum heißt ich könnte mir doch auch eine Welt mit unzähligen Möglichkeiten für mich selbst schaffen (was doch gar nicht so schlecht klingt)? Wenn man aber die Komplexität unserer Realität betrachtet, traue ich mir das ehrlich gesagt nicht zu, Keine Ahnung wie du das siehst ;)

Wie im Buddhismus wäre die Antwort gegen alles Leiden in so einer Realität "Bedingungslose Liebe" - nämlich für dich selbst, den was wäre eine Realität ohne Liebe.

Tatsache ist jedoch, dass der Solipsismus ein Gedankenexperiment ist, wodurch man Klarheit erlangen kann, dass alles was du wahrnimmst inklusive der Menschen in deiner Umgebung, lediglich das Bild ist, dass dir dein Gehirn von der Realität zusammenschraubt (Bsp: Schmetterlinge haben doppelt so viele Farbrezeptoren im Auge als Menschen und können sogar im ultravioletten Bereich sehen ) und genauso existiert du für deine Freunde nur durch den Spiegel ihrer Wahrnehmung.

Geh raus und mach dir selbst und ein Bild und du wirst dir Welt bald wieder anders sehen.