Solipsismus - Wahrheit oder Lüge?

11 Antworten

Dazu gäbe es z.B. ein Argument von Hillary Putnam: Das Gedankenexperiment sei widersprüchlich, da ein Gehirn in einem Tank gar nicht die Art von Geschichte und Wechselwirkung mit der Welt hätte, die es ihm erlauben würden, über den Tank, in dem es ist, etwas zu denken oder zu sagen, so Putnam.

Das Problem dieser Argumentation: Wenn das schon für die Welt eines Gehirns im Tank(häufiges Beispiel für Solipsismus) gilt, dann muss es umso gelten für Menschen, die tatsächlich eine Welt wahrnehmen, die nicht allzu weit entfernt ist von der Realität.

Also für uns. Aber wir können darüber nachdenken, ein Gehirn im Tank zu sein; also scheint das Argument wohl verfehlt zu sein.

Betrand Russell argumentiere mit Ockhams Rasiermesser gegen den Solipsismus. Inwiefern die Situation eines Wesens, das das einzig Seiende ist und sich alles andere nur einbildet, komplexer sein soll als die eines Wesens, das in einer hochkomplexen Welt lebt, leuchtet allerdings ebenfalls nicht ein.

Der Solipsismus ist also wohl schlicht nicht zu widerlegen.

Logisch ist es ein leichtes, ihn zu widerlegen. Aber im Rahmen des Solipzismus wäre diese Widerlegung ja auch nur eingebildet, weshalb man "Überzeugungstätern" mit Argumenten nicht beikommen würde.


normalg22  04.11.2018, 21:54

Jean-Paul Sartre untersucht in L'être et le néant (Das Sein und das Nichts) das Phänomen des Blickes. Die Anwesenheit des Anderen im eigenen Bewusstsein wird erlebt. Das Subjekt (Für-sich-sein) wird sich der Objekthaftigkeit für ein anderes Für-sich-sein beim Erblicktwerden bewußt, z. B. indem dies Scham auslösen kann, die Scham vor anderen ist. Es wird damit von einem beobachtenden Subjekt zu einem beobachteten Objekt (An-sich-sein).

Insofern so etwas erlebt wird, ist in dieser Situation das Subjekt nicht fähig, die empfundene Anwesenheit des Anderen ernsthaft zu bezweifeln. Tatsächlich (real) einem anderen Bewußtsein gegenüberzustehen, folgt daraus aber nicht zwingend. Auch ein täuschender Anschein könnte vorliegen. Wie Erfahrung zeigt, ist ein Eindruck, wahrgenommen zu werden, irrtumsanfällig.

Was sagen Sie dazu? Es gibt doch keine Täuschung oder?????

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ne lässt sich nicht. und es macht auch keinen unterschied, ob alles einbildung oder alles realität ist. weil dadurch dass man selbst es wahrnimmt, hat es subjektiv gesehen realitätsanspruch. und das was man bevorzugt wahr-nimmt, hat einfluss auf die wahrnehmung der zukunft. deshalb ist es eigentlich egal was von beiden es ist weil man den unterschied nie feststellen kann und es für einen selbst holistisch gesehen überhaupt keinen unterschied macht.

Der Solipsismus behauptet (erkenntnistheoretisch und ontologisch), nur das eigene Ich sei real, alles andere (das, was als Außenwelt und Fremdphysisches - Personen/Subjekte/Träger eines Bewußtseins - bezeichnet wird) dagegen seien nur Bewußtseinsinhalte ohne eigene Existenz. Eine bewußtseinsunabhängige Außenwelt ist für den Solipsismus nicht nur grundsätzlich unerkennbar, sondern reine Vorstellung des subjektiven Bewußtseins, also objektiv nicht existent.

Wenn jemand aufrichtig diese Auffassung vertritt bzw. für möglicherweise zutreffend hält, lügt er nicht. Eine Lüge setzt eine Absicht zu einer unwahren Aussage voraus. Daher ist die Frage, ob die Auffassung des Solipsismus wahr oder falsch ist.

Frage der Bestätigung

Der Solipsismus kann nicht bewiesen werden.

Nach den Eindrücken der Wahrnehmung gibt es eine bewußtseinsunabhängige Realität, deren Beschaffenheit nicht beliebig durch Vorstellungen und Gedanken umgeformt werden kann, sondern Eigenständigkeit hat und sich entgegenstellen kann.

Durch Erfahrung (empirisch) kann Solipsismus nicht bestätigt werden, da sie eher dagegen spricht und ihre Inhalte nicht unabhängig von bestimmten näheren Annahmen seine Auffassung sehr nahelegen oder stützen. Für eine Bestätigung wäre es nötig, Erfahrungsinhalte gemäß der Auffassung des Solipsismus zu deuten, also schon eine Annahme seiner Richtigkeit zugrundzulegen. Dabei würde das zu Begründende bei der Begründung aber schon vorausgesetzt, was ein einen nicht als Beweis zulässigen Zirkelschluß darstellen würde.

Eine Bestätigung würde ein Kriterium erfordern, nach dem bewußtseinsabhängige Wirklichkeit von bewußtseinsunabhängiger Wirklichkeit unterschieden werden kann. Denn eine Bestätigung ist auf diese Weise nur erreichbar, wenn auch die dem Solipsismus entgegenstehende Auffassung das Ergebnis einer Untersuchung sein könnte. Wenn ein Vertreter des Solipsismus sich darauf einläßt, bietet er Handhabe zu seiner eigenen Widerlegung, da die Erfüllung des Kriteriums einer vom eigenen Bewußtsein unabhängigen Wirklichkeit in auch nur einem einzigen Fall den Standpunkt zum Zusammenbrechen bringen würde.

Mit reinem Denken kann der Solipsismus nicht bewiesen werden, da die Existenz einer bewußtseinsunabhängige Außenwelt und anderer Subjekte/mehrere Träger eines Bewußtseins nicht in ich widersprüchlich bzw. denkunmöglich ist.

2) Widerlegung

Eine zwingende Widerlegung ist kaum möglich. Ein hartnäckig vertretener Solipsismus enthält einen Immunisierungsversuch gegen Bemühungen, ihn zu widerlegen, indem er nichts akzeptiert, das Grundlage eines Gegenbeweises werden könnte.

Der Solipsismus kann aber mit Argumenten angefochten und als sehr unplausibel sowie als ernsthaft auf die Dauer praktizierbar/nicht sinnvoll praktizierbar aufgezeigt werden. Die Position des Solipsismus ist nämlich schwer durchzuhalten. Das Verhalten wirkt ähnlich wie das von einem Kind, das die Augen verschließt und dann meint, die Welt wäre nicht mehr da oder es könne nicht mehr von anderen wahrgenommen werden.

a) theoretischer Gesichtspunkt

Auf theoretischer Ebene kann der Solipsismus nicht mit zwingender Logik widerlegt werden, indem Vertreter durch die Kraft der Argumente auf jeden Fall genötigt werden, ihn aufzugeben. Er ist eine gegen Kritik an ihren Grundsätzen gleichsam abgeschottete extreme Weltsicht. Dadurch fehlen als gemeinsame Grundlagen akzeptierte Ansatzpunkte, um ihn mit streng durchgeführten Beweisen als mit Sicherheit falsch zu widerlegen. Auch wenn etwas noch so einleuchtend und offensichtlich wirken mag, kann eine Anrechnung als Nachwies gegen den Solipsismus verweigert werden, wenn jemand stur auf seiner grundsätzlich anderen Auffassung beharrt. Wenn die grundsätzlich Annahme, die der Solipsismus vertritt, nicht zwingend widerlegt werden kann, bedeutet dies aber noch längst nicht, seine Auffassung sei richtig.


pleasehelp915  28.05.2019, 21:59

Also ist es auch krank wenn ich quasi weiß dass der Solipsismus stimmt weil mir durch Nachdenken bewusst wurde es ist das Geheimnis des Universums?? Und ich jetzt quasi ganz sicher weiß dass es nur mich gibt? Während diesen Gedanken habe ich mich gefühlt als sei alles eins und als hätte sich mir die Wahrheit gezeigt

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Albrecht  26.11.2013, 05:43

Die Annahmen sind nicht in jeder Beziehung völlig unerschütterlich.

Sprachphilosophisch (Privatsprachenargument) hat Ludwig Wittgenstein die Position des Solipsismus durch Überführung ins Absurde aufzulösen versucht. Ein Solipsist benötigt Sprache, um seine solipsistischen Gedanken zu denken und zu behaupten. Die Proposition „Ich bin das einzige existierende Bewußtsein/der einzige existierende Geist“ ist nur sinnvoll, wenn sie in einer öffentlichen Sprache ausgedrückt wird, was die Existenz eines gesellschaftlichen Kontextes impliziert. Solipsistische Gedanken erfordern in einer Erörterung und als Mitteilung die Existenz einer geteilten intersubjektiven Welt. Der Solipsismus setzt dann voraus, was er zu bestreiten versucht.

Die Erinnerung an Vergangenheit ist vom Standpunkt des Solipsismus aus zweifelhaft, weil sie nicht ständig im Bewußtsein präsent ist. Es bleibt nur eine erinnerungslose Singularität (bloßes Bewußtsein, keine umfassendere Gesamtheit). Seine letzte Konsequenz ist daher anscheinend die Behauptung, nur die gegenwärtige Erfahrung habe Realität. Dies setzt eine Unterscheidung zwischen Erfahrung und Erfahrendem voraus, die im Solipsismus aber nicht wirklich getroffen werden darf. Der Satz „Es gibt nur meine Empfindungen“ enthält eine selbstwidersprüchliche Grammatik.

Auch in vagen Analogien, vom Solipsismus verwendeten ungefähren und verschwommenen Entsprechungen liegt ein Angriffspunkt. Ein fremdes Ich, von dessen Erlebnissen nichts bekannt ist, soll als bloße Vorstellung Inhalt des Bewußtseins einer Person sein. Dabei kann dem Solipsismus zumindest eine Inkohärenz nachgewiesen werden. Folgerichtig ist ein Zweifel eines Solipsisten auch an der Echtheit und Wirklichkeit seiner eigenen Gedächtnisinhalte.

Außerdem wäre zu begründen, warum er sich als ein existierendes Subjekt versteht. Dafür sind Kriterien nötig und diese müssen dann auch bei der Überprüfung, ob etwas anderes ebenfalls ein existierendes Subjekt ist, gelten.

In existentialistischen und phänomenologischen Ansatzen wird damit argumentiert, daß die Existenz des Anderen/Anderer in Bewußtseinsstrukturen bzw. im Personssein mit leiblich-affektiver Betroffenheit enthalten sei. Die ist nicht als zwingend theoretische Widerlegung gedacht, aber als Argument gegen die Plausibilität.

Die Möglichkeit, zu sterben, getötet zu werden oder sich selbst zu töten, bereitet beim Solipsismus besondere theoretische Schwierigkeiten. Innerhalb der Annahme des Solipsismus hätte sich das einzige Subjekt immer selbst umgebracht, da keine von ihm unabhängigen Einwirkungen oder Bedingungen existieren. Und danach wäre mit dem Aufhören des Bewußtseins die ganze Wirklichkeit ausgelöscht.

b) praktischer Gesichtspunkt

Die Annahme, die der Solipsismus vertritt, ist nahezu unmöglich praktisch durchzuhalten, im Grunde nur als Wahnsinn (wobei die Weiterexistenz dann stark von einer Betreuung durch andere abhängt). Wenn sein Standpunkt wahr ist, sollte es doch möglich sein, die Welt formen zu können, ohne damit auf sehr große Schwierigkeiten zu stoßen. Von Einbildungen, Vorstellungen, Gedanken des Verstandes wäre anzunehmen, die Realität uneingeschränkt in irgendeinen Zustand und in irgendwelche Entwicklungen bringen zu könne, irgendwelche Ereignisse ablaufen zu lassen und dies zeitlich nicht nur nach vorne, sondern auch zurück. Naturgesetzlichkeiten könnten, wie das Ich gedanklich gerade möchte, bestehen oder nicht bestehen bzw. geändert ein. Aber die wahrgenommene Welt der Erfahrung fügt sich solchen Versuchen nicht einfach widerstandslos. Dies ist ein Anzeichen für ihre vom subjektiven Bewußtsein unabhängige Existenz und Eigengesetzlichkeit. Wer dies bestreitet, müßte gegen eine Wand laufen oder von einem Hochhaus springen und Schäden, Verletzungen und Schmerzen, den eigenen Tod überzeugend für ein bloßes Konstrukt erklären.

Auch ein dauerhaftes und vollständiges Ignorieren aller anderen Menschen bzw. deren Behandlung, als ob sie nur Einbildungen seien, ist höchst schwierig.

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Wenn wir träumen, ist der Solipsismus in unserem Traum verwirklicht. Dann gibt es nur die subjektive Wahrheit für das ich. Dagegen gibt es im Wachzustand eine objektive Wahrheit, von der das ich unausweichlich beeinflusst wird. Deshalb können wir sowohl im Traum wissen, dass wir träumen, als auch im Wachzustand wissen, dass wir nicht träumen.

Im Traum können wir die physikalischen Gesetzmäßigkeiten nach unserem Willen gestalten. Wir können z.B. manchmal fliegen oder unter Wasser atmen u.s.w. In der objektiven Wirklichkeit können wir dagegen die physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht beeinflussen. Und es gibt etwas, was nur in der objektiven Wirklichkeit geschehen kann, aber nicht im Traum oder Solipsismus. Das ist der Vorgang des narkotisiert werdens. Wir können nicht träumen - uns nicht vorstellen - dass unser Bewusstsein völlig ausgeschaltet wird, denn wer sollte sich dann im Traum etwas vorstellen? Ebenso wenig können wir im Traum aus einer Narkose aufwachen.

Da es in der objektiven Wirklichkeit Vorgänge gibt, die in einer solipsistischen Wirklichkeit unmöglich sind, kann die objektive Wirklichkeit nicht zugleich eine solipsistische Wirklichkeit sein.


justanormalg181  01.10.2018, 22:06

Und wenn der Solipsist behauptet, er habe die physikalischen Gesetzmäßigkeizen so geschaffen und kann sie jetzt nicht mehr ändern? Dann hat er trotzdem Unrecht. Das hat er sich doch nur so zurechtgelegt, damit man nicht dagegen argumentieren kann oder?

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