Sind Vollblutaraber wirklich durchgeknallt und wenn nicht, wie sind sie dann?

10 Antworten

Huhu,

nein, sie sind nicht mehr und nicht weniger "durchgeknallt", als Pferde anderer Rassen.

Pferde mit viel Blutanteil sind oft etwas sensibler als ihre Kollegen. Das merkt man daran, dass auf ein Verhalten meist direkt und zum Teil auch wirklich deutlich eine Reaktion kommt. Wo ein Warmblut vielleicht eher drüber hinweg sieht, zeigt einem ein Vollblüter eher, dass man was falsch gemacht hat. Auch neigen die, die ich kenne, dazu sich, wenn sie sich mal aufregen, mehr da rein zu steigern als Warmblüter.

Sonst sind aber auch Araber ganz tolle Pferde, die genauso ruhig sind, wenn sie richtig gehalten und gearbeitet werden, wie ein Warmblüter.

Liebe Grüße


Dahika  13.11.2016, 18:28

"Auch neigen die, die ich kenne, dazu sich, wenn sie sich mal aufregen, mehr da rein zu steigern als Warmblüter."

Nein, das Gegenteil ist der Fall, finde ich. Wenn man es schafft, die Pferde loszulassen. Meine Stute ist schreckhaft, d.h. sie war es. Jetzt mit 17 ist sie weitgehend scheufrei. Aber ihr Scheuen ist wie eine Stichflamme. Das Pferd ist ruhig, dann schießt das Feuer hoch im Bruchteil einer Sekunde wie eine Stichflamme, um genauso schnell wegzugehen.
Ich bin in den ersten Jahre hin und wieder von ihr runtergekommen. Sie geht tiefenentspannt vor sich hin, man denkt selbst an nichts Böses, döst etwas  und dann WUMM...Weg bin ich. Und mein Pferd steht wieder völlig entspannt vor mir, guckt freundlich auf mich runter und fragt: "Was hast du denn?"  Ein Warmblüter und andere Rassen mit nicht so viel Blut bauen sich langsamer auf, warnen also vor. Das macht der Araber, geb ich zu, eher weniger. Das muss man wissen.

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WinniePou23  13.11.2016, 18:17

Schnell sind Vollblüter in der Regel übrigens alle ;)

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Sie sind sensibel und haben einen grosen Bewegungsdrang. Diesem muss man täglich genügend Raum geben, dann hat man ein nervenstarkes und zuverlässiges Tier.

Vollblutaraber wurden mehr als tausend Jahre darauf gezüchtet, mit ihrem Besitzer in einem Zelt zu leben, sich nicht klauen zu lassen, drum nahm man die auch mit ins Zelt;-) und auch im Kampf gehorsam zu bleiben. 

So ähnlich stehts in der Rassebeschreibung in einem Buch.

Die Pferde einer Rasse sind niemals alle gleich. Also "der Vollblutaraber" heißt dann auch immer nur "viele Pferde dieser Rasse".

Fakt ist, dass diese Pferde tatsächlich sehr menschenbezogen sind. Man könnte auch böse sagen "Kleber". Sie brauchen eine oder wenige Bezugsperson/en.  Aber das war auch bei meine Shetty sehr ausgeprägt.

Wenn ein Araber seinem Menschen vertraut, ist er auch nicht mehr pingelig. Araber sind dann kaum schreckhaft, verzeihen gelegentliche Fehler und sind auch körperlich sehr hart im Nehmen. Aber eben nur, wenn sie einem grundsätzlich Vertrauen.

Dann sind sie auch vor allem sehr GEHORSAM. Während manche Ponys oft einen starken Eigenwillen haben, und manche Dinge immer wieder mal geklärt werden müssen, ist das bei einem Araber nicht nötig. Meine Araber haben zum Beispiel noch nie gebockt, weil es nicht nach ihrem Willen ging. Die machen für "ihren" Menschen (fast) alles. Sie sind vielleicht wirklich etwas mehr "guckig", aber das ist kein Problem, wenn sie aus Gehorsam nicht weiter darauf reagieren. Ein Pferd, auf das man sich in jeder Lebenslage blind verlassen kann und das wirklich jeden Sch... begeistert mitmacht;-)

Sie sind unheimlich leistungsbereit, reagieren aber tatsächlich etwas sensibler darauf, wenn der Reiter unter Druck verspannt. Dann fahren sie nicht zur Hochform auf. Blöd bei Turnieren oder wenn man sich von blöden Stallkollegen unter Druck setzen lässt. Da ist das Durchschnitts-WB vielleicht nicht so sensibel. Aber das liegt dann am Reiter, und verspannt wird's halt keine vordere Platzierung.

Wenn man sie auf einer großen Weide (im Winter Offenstall mit großem Paddock) hinterm Haus hat, wo kleine Kinder in der Weide rumrennen, oder die größeren darin auch mal Fussball spielen, wenn man nachts reiten gehen will, und sich jeden Tag mit ihm beschäftigt (hinterm Haus kein Problem) - dann wird man mit einem Araber glücklich werden.

Wenn man aber das Pferd in einer Box einstellt, es nur selten auf die Weide kommt, man lästernde Kollegen hat und große Turniererfolge haben will, ist es evtl. nicht die ideale Wahl...

Mein Junior (4) ox ist so cool, der hat vor nix Angst. Noch sehr kindisch und verspielt, der hat noch ein Jahr Zeit, bis er richtig arbeiten muss. Wir gehen Gassi, er geht als Handpferd mit und ab und zu führe ich Kinder auf ihm rum. Dabei ist er sehr gehorsam, aber es darf nicht zu lange dauern, dann wird ihm langweilig. Leider geht er noch nicht bei Fuß, er folgt mir zwar, aber mit zuviel Abstand (zuviel heißt: genug für einen Snack aus Nachbars Blumenbeet oder um mal eben einen Hund zu jagen).

Mein Reitpferd (7) ox ist ein gehorsames, braves und sanftes Pferd. Immer zuverlässig, kinderlieb, würde nie beißen, tritt nicht, bockt nicht. Läuft ohne Halfter bei Fuß. Habe ihn selbst angeritten, geht mit sehr feinen Hilfen, kann ihn auch mit Stimm-Kommandos lenken. Dadurch kann ich auch gut kleine Kinder auf ihm reiten lassen. 

Also wenn man mich fragt, wie viel Araberblut ein Pferd haben sollte: 

nur 100%

Quatsch. Ich habe selbst eine Vollblutaraberin und sie ist nicht durchgeknallt. Und ihr Vorgänger war es auch nicht. ABER, man muss mit ihnen umgehen können. Wenn man wie ein Holzhacker reitet, geht das schief. Darum behaupte ich mal, dass ca 90% aller Berufsreiter mit ihnen nicht umgehen können. Sie wollen es allerdings auch nicht.

Ein Züchter von Warmblutpferden hat mal zynisch gesagt: "Unsere Pferde sind gezüchtet, damit man sie trotzdem reiten kann."  Und das kann man die Araber nicht. Es sind ungeheuer kluge und sensible Pferde, und wenn man sie mit harter Hand reitet, dann geht das schief.

Als ich vor vielen Jahren auf der Suche nach einem Pferd war und es natürlich ein AV sein sollte, sagte mir eine bekannte Hippologin: "Sie wissen, dass der Araber hierzulande als unreitbare Rasse gilt?" Dann fügte sie nachdenklich hinzu: "anderswo sind es freilich hervorragende Pferde."

Man muss kein Spitzenreiter sein, um mit ihnen zurechtzukommen. Ein Herr Gal oder Herr Kittel würden mit diesen Pferden Schiffbruch erleiden, Gott sei Dank, wollen sie sie auch nicht reiten.

Man kann als Normalreiter wunderbar mit ihnen zurechtkommen, wenn man es schafft, ihr Vertrauen zu bekommen und sich mit ihnen anzufreunden. Rollkurreiter aber auch Dominanzschwafler und Join Upper sollten sich mit diesen Pferden nicht abgeben. Sie sind keine Pferde für totalen Gehorsam/Unterwerfung. Am besten kommt man mit ihnen klar, wenn man sich mit ihnen einigt. Sie sind die Pferde des Gentleman´s Agreement.

Und man muss sich trauen, sie sehr loslassend zu reiten. Reiter, die im Augenblick der möglichen Gefahr das Kreuz rannehmen, die Beine zumachen und die Zügel anknallen, machen diese Pferde verrückt. Und da leider hierzulande oft das "Kreuz ran, Beine zu" gelehrt wird, haben halt die Pferde den Ruf weg, "durchgeknallt" zu sein.

Der Vorgänger meiner Stute hatte mich den richtigen Umgang mit diesen Pferden gelehrt. Im Krisenfall gehe ich in den leichten Sitz, Beine weg, und Zügel weitgehend weg. Ich mache also das Gegenteil von Zwang. Und das hilft praktisch immer.  Loslassen, Loslassen, Loslassen ist die Devise.

Übrigens mögen auch Pferde anderer Rassen - vom Kalti bis zum Haflinger, Tinker, etc.. - die loslassende Reitweise gerne. Wenn ich ein fremdes Pferd reite, reite ich es wie meine Araberin. Und die Pferde finden das alle erfreulich.

Ach so; wie sie sind? Es sind mehr Hunde als Pferde, und wenn sie könnten, würden sie mit auf die Couch kommen.



Horseheartluck  20.11.2016, 09:47

Join Upper? Das hat doch nichts mit Unterwerfung zutun! (Zumindest wenn mans richtig macht) 

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Das sind die absoluten Sportwagen unter den Pferden ^^

Sie als "durchgeknallt" zu bezeichnen, wird ihnen absolut nicht gerecht!

Sie sind anders, sensibler, empfindlicher, beweglicher, selbstbewußter und eigensinniger, als andere Rassen.

Ich habe Menschen auf Arabern gesehen, die samt Pferd in der Katastophe gelandet sind.

Ich kenne Menschen, die wunderbar mit diesen Tieren harmonieren.

So wie du auf der Straße einen Supersportwagen sehr sensibel mit dem Gaspedal ansprichst, so mußt du auch das Pferd ansprechen.

Leicht reiten, ohne einzuengen, ohne einzuklemmen, dann ist das eine wunderbare Liäson. Es versteht sich von selbst, daß diese Rasse für Anfänger und Fortgeschrittene nichts ist.

Es braucht viel Einfühlungsvermögen und eine große Portion Vertrauen, damit solch ein Pferd Freude macht.


bergwolf2017  14.02.2017, 22:55

Marit123456, alle Pferde werden, ohne einzuengen, ohne einzuklemmen geritten, oder sollten?

Warum versteht es sich von selber dass diese Pferde nichts für Anfänger oder Fortgeschrittene sind?

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SinaMilly  13.11.2016, 18:56

Wieso ist die rasse nichts für fortgeschrittene? ich selbst würde mich auch nicht als profi bezeichnen und habe noch viel zu lernen, habe aber ein englisches vb und reite regelmässig den vb araber meiner trainerin und wir kommen super miteinander klar und er geht auch gut

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