sind Klassentreffen "Alter Schule" auch nicht mehr das, was sie mal waren?

7 Antworten

Meine Großeltern - inzwischen alle über 90 oder bereits verstorben - haben noch regelmäßig Klassentreffen gemacht, ja. Damals war es aber auch absolut üblich, dass man sein komplettes Leben lang mehr oder weniger am gleichen Wohnort blieb.

Bereits bei meinen Eltern - Jahrgang 1957 - gab es nur ein Klassentreffen zum 20jährigen Abitur meines Vaters. Meine Mutter hatte jetzt eines mit ihren Kommilitonen aus dem Studium, jetzt, wo sie und viele der anderen in Rente gegangen sind. Und das war echt schwer zu organisieren, weil diese Menschen wirklich überall auf dem Erdball verstreut ihr Leben aufgebaut und gelebt haben.

Bei meiner Schwester und mir war es damals in der Schule, wo wir beide Abi gemacht haben, recht üblich, dass man sich in den ersten Jahren nach dem Abi jedes Jahr zu Weihnachten auf dem Weihnachtsmarkt traf. Eben dann, wenn man zu Weihnachten eh zur Familie fuhr. Somit wurde das aber auch mit jedem Jahr weniger - weil bereits die meisten von uns in anderen Städten studiert haben (obwohl es sich bei der Stadt selbst um eine bekannte Uni-Stadt handelte) und dann mit dem Ende des Studiums, dem Berufsbeginn und bei einigen mit der Familiengründung auch immer weniger zu ihren Eltern über Weihnachten fuhren. Und auch, weil das Interesse aneinander immer weniger wurde (mit Ausnahme der paar Menschen, mit denen man sich wirklich eng verbunden fühlte - mit einer Freundin habe ich immer noch Kontakt, 20 Jahre nach Abi).

Ich würde nicht zu dem Klassentreffen gehen. Das Abitur liegt ja auch schon 50 Jahre zurück.

Das 25jährige habe ich in schlimmer Erinnerung. Es war ein offizielles Treffen, bei dem auch den neuen Abiturienten/innen die Zeugnisse überreicht wurde. Aus meiner Klasse hielt der größte Streber eine Rede und behauptete, das Jahr 1968 hätte bei uns keine Rolle gespielt. Ich hätte rauslaufen können.

Die informellen Treffen sind noch schlimmer. Da sind tote Klassenkameraden, aber auch solche mit Scheidungen usw. Viele zeigen gerne, wie weit sie "gebracht" haben. Notfalls verweisen sie auf ihre erfolgreichen Kinder. Schönen Dank!

Heutzutage sind die Leute tendenziell viel stärker verstreut, was die Sache schwieriger macht, selbst wenn man sie ohne zunächst Kontaktdaten zu haben auf FB etc. findet.

In der Realschule war der Klassenzusammenhalt in den 6 Jahren so schlecht, dass es auch nach Jahrzehnten nie ein Klassentreffen gab (außerdem hatten die wenigsten eine E-Mail-Adresse, die bei Provider-Wechsel nicht verloren ging, war damals halt so übl.). FB & Co. gab's noch nicht.

War dann 3 Jahre auf dem berufl. Gymnasium um Abi zu machen und wir treffen uns jedes Jahr.

notting

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Es gibt und gab schon immer Klassen/Jahrgänge, die sich nicht viel zu sagen haben. Und es gab schon immer welche, die sich freuen, sich wieder zu sehen und einen prima Abend verquatschen. Lehrer freuen sich natürlich in der Regel, wenn sie dazu eingeladen werden, sofern sie noch leben...

Unser Abijahrgang trifft sich jedes Jahr.

Ich hatte letztes Jahr Klassentreffen - war überraschend gelungen und kein Rumprotzen mit Titeln, Visitenkarten und fetten Autos usw., auch ein Lehrer ist gekommen und war sogar der Erste, der von allen Eingeladenen überhaupt zugesagt hat. Wir sind Jahrgang 1990/91, der Lehrer ist Jahrgang 1948. Der Lehrer freute sich und moderierte den Abend auch wie eine Schulstunde, das hatte Charme.

Aber viele "jüngere" haben an so was tatsächlich kein großes Interesse mehr, das stimmt schon. Unsere Parallelklasse von damals (Abschluss 2007) hatte sich wenige Monate eher getroffen und nur acht von 30 Leuten waren gekommen - bei uns waren 19 von 25 da, zwei sind sowieso schon gestorben, also waren es fast alle.

Mit den monatlichen Treffen im Gasthaus verbinde ich tatsächlich sehr betagte Leute, die heute weit über 80 sind und in der Regel ihr Leben lang im selben kleinen Ort zubrachten, wo sie sich immer begegneten, wo immer getratscht wird und es nicht nur um das Klassentreffen geht, sondern mehr ums Rumtratschen und Zeittotschlagen. Mein Großonkel (Jahrgang 1932) hatte so eine Runde, zum Schluss waren es immer weniger und von den Männern, die gestorben waren kamen dann nur noch stellvertretend die Witwen; mein Großonkel war dann der einzige Mann, der noch lebte und kam dann nicht mehr, weil er sagte, das sei kein Klassentreffen mehr, sondern ein Altdamenklatsch.

Oft ist es heute so, dass diese Verhältnisse nicht mehr bestehen: Man studiert, zieht weg, findet eventuell einen Partner übers Internet oder nimmt woanders einen guten Job an, den man in der Heimat nicht finden würde. Bei uns war es so, dass einige gar nicht mehr in der Heimatstadt wohnten und auch ich zunächst nciht auffindbar war, bis eine Mitschülerin mich über die Homepage meines Arbeitgebers fand und kontaktierte. War mir anfangs sehr unangenehm, aber man macht halt was mit. Zwei Leute fand man gar nicht mehr bzw. mit denen habe ich noch Kontakt, aber die wollen mit der Klasse nix mehr zu tun haben und ich bin der einzige, der noch Kontakte hat, was ich aber den Organisatoren nicht gesagt habe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung