Sind Doktorspiele „normal“?

7 Antworten

  • Der Begriff Doktorspiele ist eigentlich auf kleine Kinder beschränkt, die wirklich spielen und nicht wissen, was das alles auf sich hat. Die sind einfach neugierig auf das andere Geschlecht und auf den Körper und erkunden das spielerisch.
  • Sobald Kinder so reif sind, dass sie bei der Interaktion sexuell erregt werden, sind es keine Doktorspiele mehr, sondern Petting. Beides sollte man klar unterscheiden!
  • Zu deiner Frage: Es ist normal, dass kleine Kinder harmlose Doktorspiele genießen und dabei auch Nacktheit und Anfassen vorkommt. Das ist gesund, richtig und problemlos. -- Sexuelle Handlungen mit entsprechender Erregung zwischen jüngeren Kindern (oberhalb des Kleinkindalters) sind nicht in Ordnung, sondern tendieren sehr schnell zu Missbrauch.
  • Pubertierende Jugendliche sind neugierig auf Nacktheit, Intimitäten, Sexualität. das ist normal im Sinne von "weit verbreitet und natürlich", sollte aber von Erziehungsberechtigten so gesteuert werden, dass die betroffenen Kinder geschützt sind. Insbesondere steht hier ähnliche Reife und freundschaftliche Zuneigung im Vordergrund, selbstverständlich auch Aufklärung und Erziehung im Allgemeinen.

Ich denke Du betrachtest Dein damaliges Handeln mit der gesellschaftlichen Haltung von heute. Das muss zwangsläufig scheitern. Heute ist die Gesellschaft trotz allgegenwärtigem Sex verhältnismäßig prüde.

Hinzu kommen Skandale in denen sich Geistliche, Trainer oder Heimerzieher an ihren Schützlingen vergangen haben. Die Haltung der Gesellschaft ist dadurch besonders strikt. All das lässt die beschriebenen Handlungen in keinem guten Licht erscheinen.

In der Praxis hat dies jedoch für Dich keinen Nährwert, da sich nichts mehr ändern lässt. Ich denke Du solltest die Ereignisse von damals mit den Augen von damals und sie nicht mit den Augen von heute sehen. Was Dir damals gefallen hat sollte auch heute nicht anders bewertet werden.

Mit den Augen von heute sollte man hingegen Deine Werte und Handlungen von heute betrachten, denn Du bist älter und hast Dich entwickelt. Auch haben heutige Handlungen andere Konsequenzen als damals als Du noch ein Kind warst.

Doktorspiele ist ein Phänomen des Kindergarten- und frühen Grundschulalters unter etwa gleichaltrigen Kindern. Stichwort: "Zeig mir deins, dann zeig ich dir meins."

Wenn die Kinder - wie bei dir - so unterschiedlich alt sind, dann besteht die große Gefahr eines Machtmissbrauchs. Du wusstest nicht, was du machst - er schon. Er hat deine Unwissenheit ausgenutzt, um mit dir Dinge zu tun, die du von dir aus in diesem Alter noch nicht tun würdest. Das ist sexueller Missbrauch.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sozialer Dienst (Jugendamt)

Damals fandest du es "spannend und lustig". Es hat dir also gefallen. Was führte zu dieser fulminanten Veränderung dieser Einschätzung? Ich glaube, in dieser veränderten Betrachtungsweise liegt der Großteil deines Problems. Nicht an diesem "Doktorspiel" selbst, das ich für erfreudlich und positiv halte - solange es nicht zu weit geht.


Nlnlnlnlnl 
Beitragsersteller
 31.10.2019, 17:18

Na ja, du erwartest ja nicht, dass ein kleiner Junge versteht was da abging. Ich hab das zu dem Zeitpunkt als Spiel wahrgenommen. So meinte ich das.
aber danke für dein Feedback:)

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cas65  31.10.2019, 17:20
@Nlnlnlnlnl

Was bringt dich auf den Gedanken, dass es das nicht war? Wenn es sich gut angefühlt hat in dem Moment, als es passierte - wie kann es sich schlecht anfühlen, wenn man es "versteht"? Kann es nicht vielmehr sein, dass du es viel zu negativ uminterpretierst - viel zu viel Böses hineininterpretierst, als in Wirklichkeit dabei war? Warum negierst du so sehr deine eigenen Empfindungen, die du dabei hattest? Das kann ich nicht nachvollziehen.

Nichts zu danken. Es ist ein interesantes Thema.

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Nlnlnlnlnl 
Beitragsersteller
 31.10.2019, 18:49
@cas65

Ja du hast recht, mit den Infos die ich hier preisgebe kann man das schon verstehen wie du es tust.
https://youtu.be/lMlZnkhlp6Y (start bei 30:05)

Hör dir den Fall mal an, der ist sehr ähnlich zu meinem, auch wenn es bei mir nicht phädophil ist, aber eine Tendenz von 3 - 4 Jahre jünger hab ich schon.
Um dir meine ganze Situation zu schildern, auch woher die Annahme genau kommt, müsste ich viel erzählen und das möchte und kann ich hier nicht.

Ich bin aber auch schon seit 3 Jahren in Behandlung ohne große Erfolge. Bei mir wurde neben der gängigen Diagnose „soziale Phobie“ auch eine schizoide Persönlichkeitsstörung diagnostiziert.
Dass meine Problematik (unter vielen anderen scheiß Ereignissen) von diesem Erlebnis kommt ist für meinen Therapeuten klar.

Nur ich denke mir immer, das ist nichts schlimmes, mein Kopf lässt bei diesem Thema sehr wenig zu, versucht das ständig zu verdrängen oder schön zu reden. Das war auch der Grund, wieso ich das auf GuteFrage frage, um andere Meinungen zu hören.

in anderen Worten, ich schleppe das schon sehr lange mit vielen Folgeproblemen vor mir her und kann damit einfach nicht abschließen. Weil ich mich tief in mir für ein abscheuliches Monster halte, obwohl ich mit meinem Bewusstsein eigentlich weiß, dass es so schlimm gar nicht ist.
Mist ist jetzt doch länger geworden als ich wollte :/

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cas65  31.10.2019, 19:26
@Nlnlnlnlnl

Was ist schlimm an 3-4 Jahre jünger? Ich hatte eine Freundin, die war 12 Jahre jünger. Das Alter spielt doch nicht in dem Maße eine Rolle, als dass man sich deshalb quälen müsste - sofern es denn halt nicht rechtliche Grenzen unterschreitet. Dass Therapeuten auf solche Geschichten "anspringen", verwundert mich nicht. Man kann auch von außen Dinge gewichten auf eine Weise, die der Realität einfach nicht gerecht wird.

Solche intimen Dinge gehören eigentlich nicht hier in diese Öffentlichkeit. Aber ich glaube, du hältst dich vollkommen zu Unrecht für irgendein Monster, noch dazu, wenn es bei dir, wie du ja sagst, nicht mal um Pädophilie geht.

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Nun, es ist schon normal, sich auszuprobieren, aber dass dein Freund so weit ging, das finde ich schon auffällig. Da ist er wohl schon recht früh mit Dingen in Berührung gekommen, die noch nicht sein sollten (Pornos zB.). Welcher Junge kommt sonst schon am Anfang der Pubertät darauf, Oral- oder Analsex zu haben?

Nun, dass du davon negativ geprägt wirst, halte ich für nachvollziehbar. Auf jeden Fall solltest du dir selbst vergeben für deine eigenen Taten und dir bewusst machen, dass du damals ein anderer Mensch warst, der unter schlechten Erlebnissen gelitten hat.

Solange man daraus lernt, ist alles gut.