Selbstverteidigung Christentum?

8 Antworten

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Nein, ist es nicht!

Jesus hat zwar etwas vom Hinhalten der anderen Backe gesagt, aber...

Behauptung: Diese Aussage von Jesus ist genial und wird in taktischen Selbstverteidigungsseminaren als beste Taktik überhaupt gelehrt!

Das hört sich erst einmal komisch an, aber die genannte Stelle wird häufig falsch verstanden und noch falscher ausgelegt.

Denn: Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.

Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.

Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.

In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt.

An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.


chrisbyrd  31.07.2024, 22:43

Ich zitiere mal ein paar interessante Aussagen des bekannten reformierten Pfarrer Dr. Peter Vogelsanger, der zum Thema "Christentum und Selbstverteidigung/ Notwehr" interviewt wurde:

"In Römer 13, also im Römerbrief des Paulus, finden sich die ganzen Ausführungen über die Schwertgewalt des Staates. Da wird gesagt: Der Staat ist die Ordinatio Dei - die Ordnung Gottes -, die eingesetzt ist auf dieser Welt zur Eindämmung des jederzeit lauernden und Macht an sich reißenden Bösen: "Sie trägt das Schwert nicht umsonst," (die Obrigkeit) "... sondern zur Bestrafung der Bösen und zur Belohnung der Guten." Das heißt, es ist die primäre Aufgabe des Staates, dem Bösen in dieser Welt Widerstand zu leisten, und Paulus sagt in diesem Zusammenhang: Es ist Pflicht des Christen, den Staat in dieser Funktion zu unterstützen...

..."Du sollst nicht töten" im Alten Testament heißt ganz eindeutig: "Du sollst nicht MORDEN". Also nicht einfach ein absolutes Tötungsverbot, so daß man keine Fliege und kein Kaninchen töten dürfte. Es ist damit auch kein absolutes Tötungsverbot in Bezug auf das menschliche Leben gemeint. Das kennt nämlich das Alte Testament nicht. Das Alte Testament kennt ja auch die Todesstrafe, und so weiter, und damit ist sicher auch die Notwehr inbegriffen. Wenn aus diesem alttestamentlichen Gebot eine Verneinung der Notwehr abgeleitet würde, wäre das nicht textgernäß...

... "Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen", und dem Zitat wegen der Ohrfeige (Bergpredigt). Ich glaube aber, daß Jesus dort gar keinen Angriff auf das Leben im Auge hat. Er hat die Feindesliebe im Auge. Das heißt, meine Liebe soll so stark sein, daß sie auch den Feind einschließt und durch das Gute zu überwinden und zu gewinnen versucht, statt durch Gewalt. Damit ist aber nicht so sehr der Feind gemeint, der mein Leben bedroht, als einfach der Feind, der mich beleidigt. Das geht ja aus der Stelle mit der Ohrfeige hervor: Es ist der Beleidiger, dem ich nicht mit der selben Waffe heimzahlen soll.Es geht um den Beleidiger. Den soll ich entwaffnen durch die stärkere Kraft meiner Liebesfähigkeit. Daß die Vertreter der Gewaltlosigkeit sich auf diese Stelle in der Bergpredigt berufen, halte ich zwar nicht für einen Irrtum, aber für eine viel zu weitgehende Folgerung aus dem, was Jesus dort meint: den persönlichen Feind, der mir Schaden zufügen will und der mich haßt. Deshalb ist diese Aufforderung nicht übertragbar auf das Problem der Notwehr...

...Liebe heiß im eigentlichen Sinne des Neuen Testaments, unter Absehung von allen sentimentalen Mißverständnissen: Schutz und Bewahrung allen Lebens, soweit dies in meinem Verantwortungsbereich liegt. Man könnte als Christ vielleicht sagen: Ich will lieber leiden, will lieber den Angriff erdulden, als daß ich Gewalt ausübe, als daß ich den Gegner vernichte, Ich könnte die Bergpredigt so auffassen. Also: Ich dulde den Angriff und nehme halt unter Umständen das Martyrium oder den Tod auf mich und habe mir damit reine Hände bewahrt...

... Ich verteidige ja nicht nur mein eigenes Leben, sondern auch das Leben meiner Nächsten. Man kann noch weitergehen und sagen: Indem ich mich wehre gegenüber dem eindeutig bösartigen Angreifer, tue ich zweierlei: Erstens verteidige ich mein eigenes Leben deshalb, weil dieses Leben ja nicht nur mir gehört, so daß ich es wegwerfen könnte, wenn ich angegriffen werde. Zum Beispiel als Pfarrer gehöre ich ja nicht nur mir selber, ich gehöre auch der Gemeinde, die mir zur Seelsorge anvertraut ist. Als Arzt gehöre ich meinen Patienten, als Lehrer meinen Schülern; ich bin nicht nur Individualperson, sondern ich bin immer irgendwie Mensch in der Gemeinschaft, und indem ich mein eigenes Leben verteidige, bewahre ich auch ein Leben vor der Vernichtung, das einen Schutz und einen Wert für andere darstellt...

...Das Zweite ist ein Gedanke, den Luther stark betont hat. Luther hat sich meines Wissens mit dem Problem der Notwehr mehrfach auseinandergesetzt. Und er hat gesagt, natürlich, in einer extremen Haltung kann man sich sagen: Ich will lieber Unrecht leiden und dabei untergehen, als anderen Gewalt zuzufügen. Aber das ist völlig falsch gedacht. Ich handle in dem Moment, da ich mich gegen den bösartigen Angreifer wehre, als Vertreter der Staatsgewalt, die ja in dem Moment nicht da ist, indem ich dem räuberischen Chaos entgegentrete. Es ist die Aufgabe der Staatsgewalt, das räuberische Chaos zu verhindern, sonst wird ja das ganze Leben zur Beute des Starken, und der Schwache geht dabei unter. Indem ich dem Anspruch des Gewalttätigen, des skrupellosen Kriminellen, entgegentrete, verteidige ich eine ganz bestimmte göttliche Ordnung dieses Lebens. Ich bin der Repräsentant dieser göttlichen Ordnung...

...Wenn ich nun die Konsequenz aus alledem ziehe, muß ich sagen: Jawohl, Notwehr ist dem Christen nicht nur erlaubt, auf Grund einer Lex naturae, sondern die Notwehr ist dem Christen sogar geboten, weil er bei Verzicht darauf die ganze Ordnung des menschlichen Zusammenlebens in Frage stellt..."

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chrisbyrd  02.08.2024, 13:25
@chrisbyrd

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

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chrisbyrd  02.08.2024, 13:29
@chrisbyrd

Vielleicht eine Anmerkung bzw. ein Tipp noch zur Frage:

Für manche Christen ist im Bereich von Kampfsport und Selbstverteidigung die Frage, Systeme auszusuchen, die auf fernöstliche Esoterik (also Elemente fernöstlicher Religionen wie Do-Lehre, Yin-Yang, Ki-Energie usw.) verzichten.

Empfehlenswert sind z. B. Systeme wie Krav Maga (aus Israel) oder Urban Combatives im Bereich Selbstverteidigung oder Boxen, Kickboxen, Savate oder Ringen im Bereich Kampfsport.

Falls du Selbstverteidigung/Kampfsport trainieren möchtest, wünsche ich dir schon einmal viel Spaß dabei!

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Nein, ist es nicht. Jesus gibt sogar etwas echt Wertvolles weiter, was auch in der Selbstverteidigung die wichtigste Lektion ist:

Deeskalation

Es ist gut, wenn du dich auch selbst verteidigen kannst, du betätigst dich sportlich und kann bedrohliche Situationen leichter auflösen. Es ist auf jeden Fall keine Sünde🙋🏻‍♀️

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Königskind ❤🔥✝️

Ja, statt Gewalt solltest du Liebe und Hilfe lernen.


Stxxley 
Beitragsersteller
 31.07.2024, 12:33

Selbstverteidigung ≠ Gewalt. Ich würde es machen weil es mir Spaß macht und nicht weil ich irgendwen verprügeln will

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Goldlaub  31.07.2024, 12:27

Und wenn du zuvor getötet wurdest, weil du dich nicht verteidigen darfst ?

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Biene192211  31.07.2024, 12:28
@Goldlaub

Dann bin ich bei Gott, so wie er es wollte.

Denkst du, wenn Gott dich bei sich haben will, kannst du das verhindern?

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CaietanaCecilia  31.07.2024, 12:30
@Biene192211

Also dürfte ich mich, als Frau, auch nicht gegen einen sexuell motivierten Übergriff eines Mannes wehren, weil Gott das so will?

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falter1  31.07.2024, 15:35
@Biene192211

Also hat er den 7.Oktober nicht verhindert, den Holocaust, den Ukrainekrieg, die Atombomben ... auch nicht.

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Nein, aber es ist eine Sünde, seinen eingenen Verstand, den man doch ANGEBLICH von Gott bekommen hat, nicht einzuschalten, sondern sich lieber von anderen, wildfremden Menschen Vorschriften machen zu lassen!


elija1893  01.08.2024, 01:30

diese aussage ist unwahr. bitte um quellen.

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CarlosMerida  01.08.2024, 13:04
@elija1893

Dass Du für Deine Bildung selbst verantwortlich bist und ich nicht Dein Hund bin, der nach jedem Stöckchen rennt, das Du hier wirfst.

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Nein,

bei dieser Glaubensgruppe nicht (Lk.6,46; Offb.17,1-14).

Jesu meinte das anders (Lk.6,29).

Woher ich das weiß:Recherche