Selbstversorger Pferdestall?

15 Antworten

Rechne einfach damit, dass du sehr viel Zeit mit Arbeiten und im Vergleich sehr wenig Zeit auf dem Pferd bzw. - nennen wir es Qualitytime - mit deinem Pferd verbringst. So ein kleiner Selbstversorger hat auch meist keine Maschinen (Traktor, Hoflader,..) welche einem die Arbeit erleichtern. Es sind dann zwar "nur" 3 Pferde, aber das ist für eine Person, welche diese täglich komplett versorgen muss, inkl. Weidepflege und Instandhaltung sehr viel Arbeit. Du verbringst dort täglich Stunden. Viele. Oft musst du vllt sogar mehrmals am Tag kommen, zB im Winter um zu kontrollieren ob das Wasser nicht einfriert, oder mehrmals am Tag streuen, vllt muss auch täglich morgens extra gefüttert werden oder irgendeine Weide aufgemacht, whatever...

Braucht viel Enthusiasmus und immer einen Plan B, gerade wenn man auch mal krank oder verletzt ist, oder verletztes Pferd welches dann mehrmals/Tag kontrolliert oder versorgt werden muss... man ist halt wahnsinnig angehängt. Bleibt nicht mehr viel Zeit und Kraft für anderes, vor allem wenn man dazu noch Vollzeit arbeiten geht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

damiro31  29.09.2023, 15:25

Wahre Worte. War jahrelang Selbstversorger und habe noch die Pferde meiner Schwester mit versorgt. Nach den Job im Winter war kaum noch an ausreiten zu denken. Bis die Stallarbeit erledigt war. Hatte der große Planet am Himmel das Licht ausgeknips. Wenn du dein Pferd im Winter eindeckst damit du dir das Putzen sparst um so Zeit zum ausreiten zu haben, dass sagt alles..

Auch Urlaub - weg gehen wurde schon zur Mammut Aufgabe. Bin jetzt im Alter in dem ich für mein Pferd Vollpension habe. Das bin ich mir Wert.

Du brauchst mindestens eine, besser zwei Personen, die dich zuverlässig unterstützen und auch ersetzen, wenn du mal länger ausfallen solltest. Auch, wenn man es jung und kräftig voller Tatendrang nicht glauben mag: auch Deine Kräfte sind begrenzt, auch du wirst mal andere Verpflichtungen haben die dich hindern, und vor allem hast auch Du kein Recht auf körperliche Unversehrtheit und Gesundheit gepachtet. Da braucht dich „bloß“ mal für 3 Tage hohes Fieber ans Bett zu fesseln, geschweige denn ein Beinbruch. Und vielleicht allen noch (oder wieder) gegenwärtig: Corona mit Spätfolgen als völlig unvorhersehbares Beispiel.

Ich habe einen kleinen Offenstall und ich sage es dir von tiefsten Herzen: Nimm Vollpension oder lass es sein.

Mein Leben dreht sich 24/7 um die Tiere, habe sogar ein Notfall-WLAN, damit ich im Aktutfall vom Stall aus "Home Office" machen kann, immer in Absprache mit meinem Chef, der selbst auf einem Bauernhof groß geworden ist.

Ich stehe um 4.30 auf, damit ich bis Dienstbeginn gemistet und gefüttert habe, dann geht es arbeiten und abends geht es wieder an den Stall, misten und kontrollieren, sowie Heu auffüllen.

Anfallende Reparaturen bleiben auch bei mir hängen und müssen organisiert werden und das ist auch völlig unabhängig vom Wetter, egal ob wie diesen Sommer 38 Grad, oder wie im letzten Winter -22 Grad.

Wenn, nach der Erledigung aller Arbeiten, noch Zeit und Energie da ist, könnte ich in der Theorie reiten gehen, aber die Pferde müssen ja auch muskuliert und gymnastiziert werden, also steht meist mehrfach die Woche Bodenarbeit an, damit wir die Muskulatur erhalten können, bzw. aufbauen. Als ich noch Einsteller war, hab ich ab und an mal ne Schubkarre Mist mitgenommen und fertig, hatte alle Zeit des Abends für meine Pferde und konnte tun und lassen, was ich will.

Heute weiß ich, es ist egal ob ich Krank oder Müde bin, ob es Regnet, Schneit oder die Sonne runter brennt, wenn ich ausfalle, haben die Tiere niemanden mehr.

Es gibt keinen Urlaub mehr.
Es gibt keine Ausreden.

Für mich klingt das Angebot deiner Freundin nach einem billigen Tausch. Stell dein Pferd hin, zahl was und mach alle Arbeiten, das klingt, als wäre was gewaltig faul.

Meint ihr, dass ich das unterschätze?

Und wie !!!!!! Ich und drei andere Einstellerinnen hatten nach dem plötzlichen Tod unseres SB für ein Jahr den Stall übernommen, und es war sehr viel Arbeit. Dabei hatten wir alle teils 30 j Pferdeerfahrung und Selbstversorgererfahrung, was Füttern und Misten angeht. Aber einen Stall selbst zu führen bedeutet mehr als Pferdepflege und Misten. Viel mehr.

Wir mussten uns z.B. um all die Gesetze rund um den Stall kümmern, die die Untere Wasserbehörde uns auferlegte. Wo wird der Mist gelagert, wo wird er entsorgt und so weiter. Unser früherer SB war da etwas larifari - et iss noch immer jot jejangen - aber wir konnten uns das nicht leisten. Die Behörden sind da verdammt pingelig. Wo bekommen wir Heu her, wo lagern wir es. Wie gehen wir mit der Kostenumlage um, denn wir durften ja keine Gewinne machen, wer mäht den Wegesrand, der am Stall vorbeiführt....und und und...

Stell dir das nicht so einfach vor. Keiner von uns war daher ganz unglücklich, als der große Nachbarstall uns nach einem Jahr dann schluckte. Wir sind zwar dann alle nicht in diesem Stall geblieben, aber das ist dann ein anderes Thema.

Ehrlich gesagt, einen (guten) Stallbesitzer zu haben, der sich um alles kümmert, ist gar nicht so übel.

Kommt auf den Stall an:

Ein moderner Stall der auf minimalen Personaleinsatz ausgelegt wurde, kann man mit 5 bis 8 Minuten je Stellplatz betreiben. Sprich also um die 20 bis 30 Minuten.

Einen gut organisierten modernen Offenställen, mit guter Ausrüstung kommt mit etwa 60 bis 90 Min am Tag hin.

Durchschnitt werden wohl 90 Min am Tag sein, bei brauchbarer Ausstattung.

Klassische ich mach mir die Welt Ställe werden wohl eher bei 120 bis 180 Min je Tag liegen.

Hängt alles von den Rahmenbedingungen ab!

Gibt es fließend Wasser, sind die Tränken selbst reinigend, beheizt?

Was für einen Boden hat man, wie gut ist die Zaunanlage, wie kann man Futter bereitstellen.

Nachbar hat sich für seinen alten Stall, Pferde angeschafft, der nutzt unsere Futterkammer für die Vorratshaltung. Fehlt Heu, Stroh, was auch immer bringen wir ihm das rüber.