Seit wann sind die Briefe des Paulus im biblischen Kanon?

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Der Prozess der Kanonbildung des Neuen Testamentes war erst im 4. Jahrhundert abgeschlossen. Der 39. Osterfestbrief des Athanasius (367 n. Chr.) erklärt die 27 Bücher, die wir heute kennen, als kanonisch. Die Synoden von Hippo Regius (393) und Karthago (397) bestätigen diese Festlegung, wobei der Hebräerbrief nicht zu den Paulusbriefen gezählt wird.


Bodesurry  09.06.2022, 15:07

Der Kanon, wo paulinische Briefe dazu gehörten, war jedoch schon viel früher.

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UW1969  09.06.2022, 15:19
@Bodesurry
Der Kanon, wo paulinische Briefe dazu gehörten, war jedoch schon viel früher.

Stimmt, so hat beispielsweise Marcion in der Mitte des 2. Jahrhunderts zehn Paulusbriefe anerkannt (die Pastoralbriefe hat er ausgeschlossen).

Der neutestamentliche Kanon, wie wir ihn heute haben, zeichnet sich schon am Ende des 2. Jahrhunderts ab, nämlich in den Schriften des Irenäus, Tertullian und Clemens von Alexandrien (vier Evangelien, Apostelgeschichte, 13 Paulusbriefe, 1. Petrusbrief, 1. Johannesbrief, Offenbarung des Johannes). Abgeschlossen war der Kanon aber noch nicht.

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UW1969  20.03.2023, 14:03

Vielen Dank für den Stern. :)

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Der Apostel Petrus hat dazu geschrieben:

  • "Und seht die Langmut unseres Herrn als [eure] Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben. Ihr aber, Geliebte, da ihr dies im Voraus wisst, so hütet euch, dass ihr nicht durch die Verführung der Frevler mit fortgerissen werdet und euren eigenen festen Stand verliert!" (2. Petrus 3,15-18).

Für den Kanon der Bibel brauchte es keine Kirchenkonzile, sondern klare Kriterien. Dr. Roger Liebi erklärt dies recht gut in seinem Buch "Die Bibel - absolut glaubwürdig" (hier kostenlos als PDF): Die-Bibel_absolut-glaubwürdig.pdf

Seit wann der Kanonisierungsprozess des NT als abgeschlossen gilt, hat UW1969 schon gut beschrieben. Allerdings kann man bereits im NT anzeichen dafür finden, dass die Paulusbriefe hoch angesehen, im Gottesdienst gelesen und gesammelt wurden.

Man kann daher gut ganz pauschal sagen: Die Paulusbriefe haben sich unter den Christen aufgrund ihrer Qualität etabliert.

Es ist wahrscheinlich, dass Sammlungen der Briefe des Apostels Paulus und erste Evangelientexte um 100 n.Chr. in der Kirche bereits weit verbreitet waren. Daneben befanden sich jedoch auch sogenannte apokryphe Schriften im Umlauf, die später nicht Teil des neutestamentlichen Kanons wurden:
So beziehen sich der 1. Clemensbrief (97 n.Chr.) und die Briefe des Ignatius und Polykarp (um 110 n.Chr.) ausführlich auf kanonische Briefe des Apostels Paulus und setzen deren Kenntnis voraus. Ignatius (um 110 n.Chr.) und die Didache (um 120 n.Chr.) kennen den Begriff Evangelium als Bezeichnung für eine im Besitz der Gemeinde befindliche Darstellung des Lebens und der Lehre Jesu.
https://lukas-gemeinde.de/archiv/fragen-antworten/warum-wurden-einige-buecher-in-das-neue-testament-aufgenommen-und-andere-nicht.html

UW1969 hat dir aus meiner Sicht schon eine hilfreiche Antwort geschrieben. Der Vers von Simon Petrus, den Chrisbyrd zitiert hat, bestätigt aus meiner Sicht die Richtigkeit der Lehre von Paulus.

Ich möchte an dieser Stelle noch zitieren, was Jesus in Apostelgeschichte 9:15 (also der Verfasser von Apostelgeschichte ist ja Lukas vom Lukasevangelium) über Paulus sagt:

Aber der Herr sprach zu ihm: Geh hin, denn dieser (womit Paulus gemeint ist) ist mir ein auserwähltes Werkzeug, um meinen Namen vor Heiden und Könige und vor die Kinder Israels zu tragen! Apostelgeschichte 9:15

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde