Seit wann ist Duzen der Eltern absolut normal in Deutschland?

6 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Das hing früher auch vom Status der Familie ab. Auf dem Land wurde im Diakekt gesprochen bzw. in der dort üblichen lokalen Sprache. So gab es im Plattdeutsch kein "Sie". Es wurden eben alle geduzt und mit Vornamen angeredet in der Dorfgemeinschaft.

Im Bürgertum wurde es im Biedermeier üblich diese übertrieben höflichen Anreden zu nutzen. Man zeigte damit seinen Status, dass man sich dem Adel ebenbürtig fühlte. Beim Adel war meist französisch die Umgangssprache und dort wurde meines Wissen grundsätzlich früher nur das "vous" verwendet.

Mit dem Ende des Deutschen Kaiserreichs verschwand langsam dieses Phänomen wieder. Auffallend ist dabei, dass gerade osteuropäische Migranten, mit deutschen Wurzeln aus Osteuropa, es vereinzelt noch heute nutzen. Das erlebe ich bei der Arbeit und empfinde ich immer noch als gewöhnungsbedürftig, wenn die ihre Großeltern mit "Sie" anreden.


Neugier4711  03.09.2024, 16:29

Vielen lieben Dank für den Stern.

1

Das hingt vom Status ab. Auf dem Land war das Du früher verbreitet als in der Stadt und dort früher als bei den "oberen zehntausend".

Ich hab als Kind ein anderes Kind am Nordseestrand kennengelernt und wir haben einen Tag lang im Sand Burgen gebaut. Es hat mich gesiezt und seine Eltern - war so ca. 1985.

Von einer Nanny einer großen Frankfurter Bankiersfamilie hab ich im Studium (ca. 1995) erfahren, dass sie daheim auch so halten, dass alle sich siezen.

Bei meiner Oma zuhause wars schon üblich die Eltern zu duzen, in den 1920ern. Ihre Mutter (grboren 1900) hatte die Eltern noch siezen müssen.
Da gab es aber auch noch Familien wo die "Frau Mutter" und "Herr Vater" gesiezt wurden. Ich denke mal, das ist dann spätestens bis in die 1960er ausgestorben, je nach dem wie die Eltern drauf waren.


adabei  02.09.2024, 16:44

Schon sehr viel früher als 1960.

0
Achwasweissich  02.09.2024, 18:12
@adabei

Mitschüler meines vaters mussten teils noch siezen, in den 50ern. Das kann aber auch eine regionale Sache gewesen sein.

1

Das war doch nur bei Adeligen und Reichen so. Die sahen ihre Kinder sowieso kaum. Die Eltern waren wie Fremde. Auch King Charles soll seine Mutter nicht erkannt haben als sie mal von einer Reise zurückkam. Man kannte eher das Kindermädchen als die Eltern. Dann wurden sie in ein Schule mit Internat gesteckt oder bereits als kleines Kind in eine Militärakademie.

Von Experte vanOoijen bestätigt

In der Unter- und unteren Mittelschicht war das immer schon üblich. Nur in gehobenen bürgerlichen Kreisen und im Adel hielt sich das "Ihr" oder gar "Sie" bis ins 19. Jahrhundert.