Seid Ihr s e h r stolz?

10 Antworten

Eigentlich nicht, ich weigere mich sogar, es zu sein, weil ich es nicht einsehe und weil ich nicht der Meinung bin, stolz sein zu müssen. Den Begriff empfinde ich aufgrund dessen Gebrauchs in meiner Heimat sowieso als negativ konnotiert - und von meiner Heimat distanziere ich mich eindeutig, weil das menschlich ein bigotter, aggressiver Abgrund ist, den dieses Lied ("tote Stadt" von Alexander Köberlein) treffend beschreibt.

https://www.youtube.com/watch?v=lm_g6Zz_ZtA

In letzter Zeit wurde mir immer wieder gesagt, ich könne und solle doch "stolz" sein auf meine Biographie, wo ich es vom Ausländerkind, das schon im Kindergarten Steine in den Weg gelegt bekam aufgrund Herkunft und Familie usw. und mit dem es selten einer gut gemeint hat, in eine hohe, angesehene und sicherlich nicht ganz schlecht dotierte berufliche Stellung und in reputierliche gesellschaftliche Kreise (Medien, Politik, Justiz, Polizei, Industrielle, hohe Verwaltung) geschafft habe und mich aus eigener Kraft und weitestgehend ohne Steigbügelhalter dort etablierte.

Ich weigere mich aber, weil ich nicht besser bin als andere - mit Sicherheit auch nicht schlechter, aber auch nicht besser. Ich weiß, was ich bin und kenne meine Stärken, ich weiß auch, dass ich beruflich in gewisser Weise unentbehrlich bin und stehe dazu auch, selbst wenn's andere arrogant finden können, aber es ist halt mal so und ich sehe keinen Grund, "stolz" zu sein ... diese Vita hätte auch jeder andere gepackt, wenn er an sich geglaubt und mal irgendwann doch Glück gehabt hat und die Gunst der Stunde nutzte. Das muss man ganz klar sagen.

Mir wurde übrigens in der Vergangenheit auch schon von gewisser Seite aus auf sehr schroffe Art vorgeworfen, ich hätte "keinen Stolz" und würde mich ergeben und die Dinge zu locker nehmen, weil ich oft die Gefahr des geringsten Widerstands gehe - aber ich lebe damit viel gesünder als irgendeiner, der immer durchdreht und sich selber im Gegenzug sagt, er habe "Stolz", weil er der harte, barsche Arbeitsmann ist, der ja noch ein echter Mann ist und bestimmt, was gemacht wird und gemein zu seiner Frau ist und seine Kiddies unterdrückt, damit sie ihn nicht "blamieren" ... alles klar. Das waren die Gleichen, die mir sagten, ich sei nicht "schweigsam" genug und man dürfe als Mann weder humorvoll noch nahbar sein noch freundlich auf andere zugehen ... das war alles noch in der "toten Stadt".

Ich mag mich und die Leute, die mir wichtig sind mögen mich auch und das ist alles sehr ehrlich und positiv - aber ich muss nicht von Stolz reden, zumal ich in der "toten Stadt" Negativbeispiele noch und nöcher in der Hinsicht erlebt habe. Sicher habe ich die heute um Längen geschlagen, aber ich reite nicht drauf rum und mache einfach so weiter. Ehrlich und "nicht stolz".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin wohl en gros weder stolz noch sehr stolz...schon das Wort liegt mir nicht!

"Stolz" ist bei mir eher negativ besetzt, deshalb habe ich für meine eigenen "stolzeswerte Leistungen" auch eine andere Bezeichnung gefunden.

"Prima, haste gut gemacht!"...denke ich dabei nur in mich hinein, und Das ist für mich ausreichend...und eben auch weit weg von "Angeberei". Und Das ist wiederum auch gut so! 😉

Es gibt bei mir beide Seiten. In gewissen Dingen bin ich sehr stolz auf mich, bei anderen habe ich Minderwertigkeitskomplexe und kriegs nicht auf einen grünen Zweig. Ich habe viele wirklich schlimme Dinge erlebt, von Kindesbeinen an, bis heute und bin stolz darauf, alles was mir das Leben hässliches hingeworfen hat bewältigt zu haben. Am allermeisten bin ich stolz darauf, meine 3 Kinder komplett alleine grossgezogen zu haben und dass wir als Familie alles überlebt und gemeistert haben, was uns zugestossen ist und dass alle Kinder wohlgeraten und sozial sind. Also bei gewissen Themen bin ich sehr stolz, hausiere damit aber nicht. Bei anderen bin ich es nicht, weil ich es nicht sein kann, weil ich dort nichts erreicht habe. Zu stolz ist man meiner Meinung nur, wenn man es jedem auf die Nase bindet und damit hausieren geht, oder bei Themen, auf die man gar kein Recht hat stolz zu sein.

Ja ich bin schon stolz auf das was ich erreicht habe aber ich erwähne das eher selten. Nur wenn es gerade mal zum Thema gemacht wird.. Zum Beispiel schwer traumatisiert und die Fortschritte habe ich alleine geschafft. Ich war in Therapien und Psychologin die schmücken sich mit fremden Federn als hätte ich das diesen Leuten zu verdanken, dabei brachten sie nur scheiße. Ich habe privat viel gemacht und recherchiert, ausprobiert und alles und machte deshalb Fortschritte. Bin auch der einzige aus der damaligen Zeit der heute stabil ist und in einer eigenen Wohnung lebt, nicht mehr in Einrichtungen. Meine mit Patienten befinden sich heute noch auf Krise, weit entfernt von stabil weil sie diesen Leuten nach 30 Jahren immer noch vertrauen. Weg von Alkohol und Drogen auch alleine geschafft aber einfach war das wirklich nicht mit dem Entzug. Das war so heftig, daß ich das nie wieder angerührt habe. Man ist klarer im Kopf und selbstbewusster wenn man sowas erreicht hat. Ich finde darauf darf man auch stolz sein.


Chili663  17.08.2024, 13:14

oh ja! Du kannst zu recht sehr stolz auf dich sein! Irgendwie rührt mich deine Geschichte gerade sehr! Es wäre schade, wenn du nicht stolz auf dich sein könntest, denn dann würdest du deine Leistung vor dir selbst nicht anerkennen. Super!👏🏻

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Manchmal schon.

Zum Beispiel habe ich mir für dieses (Schul-) Jahr vorgenommen, Schule durchzuziehen, heißt: ich strenge mich an, damit ich diesmal einsen bekomme. Die letzten Jahre hatte ich nur zweien und dreien... Seut zwei Wochen Schule und bisher habe ich es geschafft, durchzuziehen. Darauf bin ich zum Beispiel stolz.

Aber stolzw auf sich selber zu sein, fühlt sich auf eine gewisse Weise narzistisch an...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Kenne mich da aus :D

TimeosciIlator 
Beitragsersteller
 17.08.2024, 12:56

Ich sehe, Du versuchst auf dem Teppich zu bleiben.

Und viel Erfolg bei Deinem Einserprojekt!

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