Schreitet das Jugendamt ein wenn man sein Kind zu gut behandelt?
Die Frage ist absichtlich etwas provokant gestellt 🙂
Folgende Situation: Eine Mutter und ein fast 10jähriges Kind haben auf den ersten Blick ein tolles Verhältnis. Der Junge sagt ständig wie sehr er seine Mama liebt, die beiden unternehmen auch viel zusammen und es fehlt ihm an nichts - bezogen auf Zuneigung, Essen, Kleidung und Spielsachen...
Jedoch ist die Mutter etwas zu fürsorglich. Sie bindet dem Jungen die Schuhe, schneidet im das immer Essen, und solche Sachen... Dies führt dazu, dass das Kind immer noch keine Schuhe binden kann und auch nicht weiß wie man mit Messer und Gabel ist. Es schaufelt das von der Mutter in Mini-Häppchen geschnittene Essen bestenfalls mit dem Löffel in den Mund, meistens jedoch einfach mit den Händen. Der Junge kann auch nicht alleine duschen, er geht zwar alleine in die Duschkabine aber die Mutter muss für ihn vorher die richtige Temperatur einstellen. Wenn er sich alleine umziehen soll, dann steht er überfordert vor dem Kleiderschrank und fängt an zu weinen bis Mama kommt und ihm Sachen gibt.
Laut meinen Infos war das Kind aufgrund von Entwicklungsstörungen vor ein paar Jahren daher in einer Ergotherapie und auch beim Logopäden (der Kindergarten hatte das damals veranlasst), beides würde aber irgendwann eingestellt als die jeweiligen Therapeuten der Meinung waren dass der Junge Fortschritte macht und die Mutter nun alleine zurecht kommt.
Überraschenderweise ist der Junge (bald in der 3. Klasse) in der Schule sehr gut, ich würde ihn sogar als intelligent bezeichnen - nur sein Deutsch ist nicht perfekt da die Familie einen Migrationshintergrund hat und im Haushalt wenig deutsch gesprochen wird.
Ich möchte das alles jetzt nicht schön reden, aber zur Verteidigung der Mutter will ich hinzufügen, dass sie das alles nicht mit Absicht macht und auch ansonsten kein grundsätzlich schlechter Mensch ist aber der Junge ist ein Scheidungskind und laut meiner "Analyse" versucht die Mutter ihn von sich abhängig zu machen und zu binden, zum einen um ihm nicht auch zu verlieren und zum anderen um ihre Schuldgefühle durch die Scheidung ihm gegenüber zu kompensieren.
Jetzt zu meiner Frage:
Wie kann ich dem Kind als Außenstehender, der viele Sachen nur vom hören sagen weiß, helfen? Mir tut das Kind leid und ich würde gerne etwas tun... Aber wird das Jugendamt oder wer auch immer dafür zuständig ist in dieser Sache überhaupt etwas unternehmen? Der Junge wird ja nicht vernachlässigt, im Gegenteil, er bekommt viel zu viel Fürsorge und wird behandelt wie ein König... Zudem befindet sich die Familie auch nicht im meinem direkten Freundes-, Bekannten- oder Familienkreis, daher fraglich ob das Jugendamt meinen Hinweisen überhaupt nachgeht 🤔
Der Junge ist grundsätzlich "funktional" und hat gelernt seine Entwicklungsstörungen zu verstecken - so sagt er bei der Mittagsbetreuung immer keinen Hunger zu haben wenn es Essen gibt das man schneiden muss, er pflegt auch keinen Kontakt zu anderen Jungs in seinem Alter und so weiter...
Weitere Frage: Soll ich überhaupt etwas machen oder geht mich das nichts an? Es tut mir weh sowas zu sehen und ich habe Mitleid, mir fällt es schwer da einfach tatenlos zuzusehen...
4 Antworten
Ja auch bei so etwas kann man das Jugendamt informieren. Da auch das der Entwicklung schadet. Selbstständigkeit dem Alter entsprechend ist wichtig.
Ansonsten wird irgendwann der Punkt kommen an welchem der Junge gegen die Überfürsorge der Mutter rebelliert...hoffentlich.
So wie ich das aus der Ferne beurteilen kann liebt der Junge seine Mutter über alles... Aber ist ja irgendwie auch klar, er wird ja behandelt wie ein König 🤷🏻♂️
Vielleicht Frage ich erstmal anonym beim JA an und lasse mich beraten. Wenn die dann entscheiden dass das alles so ok ist dann muss ich wenigstens kein schlechtes Gewissen haben (der Junge tut mir leid).
Hallo, das ist meiner Meinung nach keine Kindeswohlgefährdung, bei der das Jugendamt einschreiten würde. Pädagogen sollten mit den Eltern sprechen und gemeinsam mit ihnen erarbeiten, wie eine bessere Förderung des Kindes stattfinden kann. Denn natürlich ist es kontraproduktiv, wenn die Mutter sich so verhält.
Du kannst nicht helfen.
Um es kurz zu machen, es ehrt dich, dass du dir Gedanken machst, aber das ist absolut nicht deine Baustelle! Halt dich aus der Sache bitte raus!
Wie du sagst, sie vernachlässigt ihn nicht, er ist in der Lage selber aufs Klo zu gehen, sich zu duschen und Nahrung aufzunehmen, alles andere wird er auch noch lernen, da bin ich sicher.
Wenn du zum Jugendamt gehst, wird man dir zuhören, aber unternehmen werden sie mit Sicherheit erstmal nichts, solange die Schule sich nicht negativ zu dem Sachverhalt äußert.
Dafür müssten die Pädagogen erstmal den Entwicklungsstand des Jungen kennen. Die Frage ist, wie man darauf aufmerksam machen kann oder ob ich mich da raushalten soll.