Rückwirkende Anerkennung der Behinderung (Schwerbehinderung)?
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich leide an einer genetische Erkrankung (Familiäres Mittelmeerfieber). Bedingt durch diese Krankheit konnte ich die vergangenen Jahre auch nicht durchgehend arbeiten, da ich immer wieder krank wurde. Schon in der Schule und auch während des Studiums hatte ich mit dieser Krankheit zu kämpfen.
Jahrelang habe ich ein Medikament eingenommen, was mir aber nur mäßg geholfen hat. Erst seit diesem Jahr habe ich eine neue Injektionstherapie erhalten. Diese hilft mir super!
Das Problem ist, dass diese Erkrankung mich viel Lebenszeit und vor allem viel Lebensleid gekostet hat. Ich habe jetzt wieder angefangen, Bewerbungen zu schreiben, allerdings kriege ich eine Absage nach der anderen. Liegt bestimmt auch daran, dass ich in den vergangenen 5 Jahren insgesamt nur 1 Jahr dauerhaft beschäftigt war.
Meine Arbeitsvermittlerin vom Jobcenter teilte mir mit, dass ich doch versuchen soll, einen Schwerbehindertenausweis zu erhalten, weil meine Erkrankung eine ernstzunehmende Autoimmunerkrankung ist. Zudem könnte der Ausweis auch plausibilisieren, warum ich die vergangenen Jahre kaum arbeiten konnte. Auch habe ich einen Rentenbescheid vor Kurzem erhalten (bin aktuell 32), dass ich sage und schreibe 1,87 € an Rente erhalten würde aktuell.
Nun habe ich den Antrag für die Schwerbehinderung ausgefüllt und gleichzeitig auch eine rückwirkende Anerkennung der Behinderung geltend gemacht. Heute erhielt ich auch gleich eine Rückmeldung. Hier steht : "Sie haben mit Ihrem Antrag gleichzeitig die rückwirkende Anerkennung der Behinderung geltend gemacht. Leiden haben sie diesen Antrag nicht ausreichend begründet. Eine rückwirkende Feststellung des Grades der Behinderun (GdB) und/oder von Merkzeichen kann grundsätzlich nur getroffen werden, sofern vom behinderten Menschen ein besonderes Interesse glaubhaft gemacht wird. Ein besonderes Interesse liegt dann vor, wenn die rückwirkende Feststellung zu konkreten Vorteilen führen kann, z.B. im Steuerrecht oder im Rentenrecht".
Die Frage ist nun, wie und was ich da reinschreiben soll. Das muss ja sicherlich professionell gemacht werden. Ich weiß nicht mal, welche Unterlagen ich da beilegen soll, um mein Interesse glaubhaft zu machen.
Es wäre nett, wenn man mir bei der Begründung etwas unter die Arme greifen könnte.
1 Antwort
Auf dem Schreiben steht ein Sachbearbeiter. Den mal anrufen! Und steuerlich ist das durchaus auch für dich relevant! Gibt ja Geld zurück für dich! Auch rententeschnisch ist es relevant: Für mich bist du ein Kandidat für Erwerbsminderungsrente! Also schreib das doch!
Übrigens wirst du mit GdB garantiert keine besseren Chancen auf einen Job haben. Böse gesagt: Niemand möchte einen minderwertigen Mitarbeiter einstellen. Und das bist du dann leider: Kriegst mehr Urlaub, bist öfter krank, weniger belastbar.
Und komm mir nicht mit Vorteilen für Arbeitgeber wenn sie Schwerbehinderte einstellen. Die Abgabe ist ein Witz!
Bin selbst sb mit GdB50 und würde das niemals in einer Bewerbung erwähnen!
Frage aus Interesse: Warum hast du den GdB nicht schon viel früher beantragt? Du hast ja einiges durchgemacht! Der Staat hätte dir vielleicht unter die Arme gegriffen! Zumindest mit Steuererleichterungen, vielleicht sogar mit Erwerbsminderungsrente!
Es ist toll, dass du voll arbeiten willst! Hut ab! Aber du merkst ja selbst, dass du keine Chancen hast. Ich bin kein Experte für Erwerbsminderungsrente. Brauche selbst keine. Aber meine Freundin (ebenfalls Epileptikerin) bekommt welche, da sie nicht voll belastbar ist. Sollte sie sich umentscheiden, dürfte sie natürlich jederzeit wieder voll arbeiten. Dann gibts halt keine Rente mehr. Also an deiner Stelle würde ich das mal probieren zur Überbrückung.
Was der zukünftige Arbeitgeber sagen kann, weiß ich nicht. Allerdings geht es mir seit der neuen Medikation (täglich einmalige Injektionssprize) super. Die Therapie ging im Februar los und bis Anfang September stand ich unter ärztlicher Beobachtung, aber alles gut soweit! Nur ist es so, dass ich gegenwärtig arbeitslos bin und mich permanent bewerbe, allerdings mit keinem Erfolg. Auf Inseraten lese ich aber immer wieder sinngemäß "Schwerbehinderte werden bevorzugt behandelt" (oder ähnlich). Deshalb erhoffe ich mir schon durch den Ausweis Vorteile. Vor allem: ich habe zwar die Krankheit, aber sie ist ziemlich gut unter Kontrolle.
Der Satz mit den „Schwerbehinderten sind willkommen“ ist schlichtweg gelogen. Die wollen, dass du das gleich angibst, damit sie dich gleich aussortieren können…
Dass es dir jetzt besser geht wirst du niemanden erklären können, weil dich keiner einlädt. :-( Sorry für die harte Wahrheit!
Weil ich damals komischerweise nicht darauf gekommen bin. Ich habe Familiäres Mittelmeerfieber, eine sehr, sehr seltene rheumatische Erkrankung. Allerdings wurde diese Erkrankung mit erst 18 bei mir diagnostiziert. Kein Arzt, niemand hat mir je mitgeteilt, dass ich einen Schwerbehindertenausweis dafür stellen kann. Ich wusste irgendwie schon über die Schwere/Lästigkeit der Erkrankung, aber dachte immer, dass man mir "wegen dieser Erkrankung" sicher keinen Schwerbehindertenausweis geben wird, da ich mich nicht als "schwerbehindert" (sorry, nicht böse gemeint) gesehen habe.
Ist kein Vorwurf! Ich habe mich auch lange geweigert den GdB zu beantragen. Ähnlich wie bei dir habe ich mich nicht wie ein SB gefühlt trotz Epilepsie. Heute bereue ich, dass ich es nicht eher versucht habe!
Nur eine kurze Frage zur Erwerbsminderungsrente: Also, es ist schon so, dass ich arbeiten kann, ich will auch arbeiten und glaube auch, dass ich 40 Stunden/Woche arbeiten kann. Bedeutet es, dass wenn ich eine Erwerbsminderunsrente erhalte, dass ich per se nicht mehr 40-Stunden arbeiten darf?