Rheinische Aussprache und Schreibung?
An die Kenner des kölschen Dialektes: Es gibt ja einige deutsche Dialekte, in denen das "ch" zu "sch" wird: In Köln/Bonn/Rhein-Sieg/Aachen/Eifel ist das so, in großen Teilen des Sächsischen auch, und interessanterweise nicht selten unter Menschen noch in zweiter Generation, die aus anderen Sprachräumen, zum Beispiel dem türkischen, eingewandert sind.
Wenn man versucht, sächsisch zu schreiben, schreibt man fast immer die "sch"-Laute als "sch". Wenn Leute hingegen versuchen, kölsche Phonetik zu schreiben, schreiben sie zwar "jot jejange" und so was, aber sie schreiben meist: "ich" und "richtig", nicht "isch" und "rischtisch". Meine Frage: Wenn Kölner schon ihrem Dialekt zu schriftlichem Ausdruck verhelfen wollen, warum verzichten sie dann meist auf das so ziemlich markanteste Merkmal ihrer Aussprache? Hat dafür jemand eine Erklärung
5 Antworten
Meine Großeltern sprachen Kölsch.
Der rheinische Konsonant in Bösch [bøɕ] (Busch) entspricht weder exakt dem "sch" in Busch noch dem "ch" in Buch noch dem "ch" in ich. Eine ganz exakte Entsprechung in der Schreibweise des Hochdeutschen gibt es nicht, daher müsste man im Grunde Lautschrift (IPA) anwenden, also ɕ schreiben (statt ch oder sch, wobei ch nicht mal im Hochdeutschen eindeutig ist, siehe ich und ach).
Aber das macht kaum jemand. Eine Schreibung eines Dialektes ist ohne Lautschrift immer nur eine Annäherung, die exakte Aussprache erschließt sich einem erst beim Hören.
Die Schreibung "mem Möllemer Böötche fahre mer su gähn" passt auch nur ungefähr, das g in "gähn" (gerne) sollte aber wie ein j ("jähn") gesprochen werden. Ebenso wie Gold und Gaade (Garten), eigentlich "Jolt" und "Jaade". Den Ersatz des g- durch ein j- könnte man aber noch in "normaler" Schreibweise realisieren:
Schöner ist daher meiner Ansicht nach so eine Transkription:
"Nohjemaate Krützblom jenau esu jroß wie bovve op denne Domtürm, 9.50 m huh, 4.60 m breit."
Ähnliche Probleme habe ich auch, wenn ich versuche, Moselfränkisch zu schreiben. Nur Luxemburgisch ist standardisiert, die deutschen Varianten des Dialektraums nicht. Ich muss ein langes, offenes o markieren (ich nehme òò), einen betonten Schwa-Laut (luxemburgisches ë) und das luxemburgische éi. Phoneme wie "ää" oder "ou" bereiten keine Probleme.
lòò = dort
Hëlzbich = "Holzbach" (Ortsname)
mëll = weich gekocht (frz. molle)
héich = hoch
weils falsch wäre.
dialekt zu schreiben heisst nicht in Lautschrift zu schreiben. Den fehler machen aber viele.
viel wichtiger wäre die besonderheiten in der Grammatik sowie den ursprünglichen wortschatz zu verwenden. Für die aussprache ist der leser verantwortlich, nicht der schreiber
ch wird zu sch, das weiss der kölner leser und wird es so sprechen.
wieviel franzosen kennst du die Bordeaux nicht automatisch bordo lesen?
Liebe grüsse von einem bairischschreiber
Ich würde mich zunächst von der Vorstellung "Dialekt" lösen. In den wenigsten Regionen wird noch wirklich Dialekt gesprochen. Häufig sind es nur noch lokale Akzente (die man eben an einzelnen Lauten erkennt).
Aber zu deiner Frage:
Dialekte sind normalerweise nicht normiert/kodifiziert, das heißt, es gibt einfach keine Regeln zur Schreibung. Buchstaben stehen auch nicht immer nur für einen Laut. Es wäre also nicht per se unlogisch richtig zu schreiben, es aber wie ein Kölner auszusprechen.
Ich kenne lustige Artikel in den kölschen Zeitungen, die in Kölsch geschrieben sind.
"es ess nor immer jot jejange" ist ja etwas anderes als das normale Ich als isch zu schreiben. Das Ich bleibt ja als Wort bestehen, während, wenn man es genau nimmt, andere Worte eben dann auch quasi andere Worte sind.
Es gibt drei verschiedene " g " im Köl'schen :
Fluchzeuschträjer
Ich habe nicht den Eindruck , dass sich das schriftlich niederschlagen sollte.....😅😇👋