Was hat Düsseldorf für einen Dialekt?
Mir ist aufgefallen dass sich Kölsch und Ruhrpott-Deutsch deutlich anders anhören. Wenn ich nach Duisburg fahre, höre ich deutlich den Ruhrpotter Akzent, in Köln dagegen das typische Kölsch wie der Achim aus Chorweiler es spricht. Aber irgendwie kann ich den Düsseldorfer Akzent nicht ganz einordnen, es hört sich einfach wie beides an. Liegt Düsseldorf im Übergangsgebiet zwischen Kölsch und Ruhrpottisch?
1 Antwort
Es existieren zwei unterschiedliche Sprachvarianten, die unterschieden werden müssen: Dialekt und Regiolekt.
Der Düsseldorfer Regiolekt heißt Rheinisch (übrigens auch in Köln gesprochen, neben Kölsch). Der Düsseldorfer Dialekt hingegen ist das Düsseldorfer Platt.
Es muss auch angemerkt werden, dass Ruhrdeutsch im Ruhrgebiet lediglich auch nur ein Regiolekt ist und kein Dialekt.^^ Der Dialekt wäre hier der Name des Ortes, wie beispielsweise Essener Platt, Duisburger Platt, Mülheimer Platt (oder im Dialekt: Essensch Platt, Düsbergsch Platt, Mölmsch Platt). Ein Regiolekt stellt eine Mischung aus Dialekt und Standardsprache dar. Man spricht also keinen reinen Dialekt, aber auch nicht wirklich Standarddeutsch. :D
Das Düsseldorfer Platt gehört zur Dialektgruppe Niederfränkisch, während Kölsch Mittelfränkisch ist. Dialekte können weiter unterteilt werden, da es auch innerhalb einer Dialektgruppe Unterschiede gibt. (Zum Beispiel Kölsch als Ripuarisch, dann noch weiter als Zentralrepuarisch) In Düsseldorf sagt man beispielsweise "ech" für "ich", während in Köln "ich" oder "isch" verwendet wird. Im Ruhrgebiet im westfälischen sagt man hingegen "ik" oder "ek". Düsseldorf liegt dazwischen, ja. Auf dem Weg nach Köln fährt man oft durch Düsseldorf.
In den meisten Fällen wird man eher einen Regiolekt hören, da Dialekte immer seltener gesprochen werden (aber auch Regiolekte werden weniger).
Dialekte gibt es hier aber natürlich auch noch.
Du wirst also in Duisburg nicht den Duisburger Platt gehört haben (Der soll heute übrigens ausgestorben sein, auch wenn man das nicht immer ganz genau sagen kann) In Duisburger Platt würde man für heute zum Beispiel vandach sagen. Das sagt man im Ruhrdeutschen aber nicht.
Die Dialekte sterben halt hier leider aus. Ich hätte Essensch Platt gesprochen, aber leider ist es komplett weg. Es gibt aber vereinzelte, die noch Dialekt können. Sind aber leider echt wenige. :c
Ich glaube, würden wir im Rheinland und Ruhrgebiet echt noch Dialekt sprechen, würdest du uns kaum verstehen. :P
Regiolekte sind oft so ein fließender Übergang. Es ist schwer zu sagen, wo ein Regiolekt anfängt und wo aufhört. Das hat man auch viel weniger erforscht als bei den Dialekten. Deshalb ist das echt schwer zu beantworten. Man nennt oft einfach grob das Gebiet, man kann aber nicht sagen, es hört sofort dann an der Grenze auf.
Ruhrdeutsche Städte an der Grenze zum Rheinland, können zum Beispiel auch was Rheinisches haben, weil wir halt Nachbarn sind.
Eigentlich hat jede Region auch einen Regiolekt. Zum Beispiel gäbe es noch Sauerländisch (so nennt man aber auch oft den Dialekt). Die sagen zum Beispiel für "nicht wahr?" sowas wie "woll?", was im Ruhrgebiet auch vorkommt, zum Beispiel in Dortmund. (In Essen sagt man das nicht, wie sagen ne?/nä?)
Es ist aber echt schwer zu sagen wie viele Regiolekte es hier gibt.^^
Bei den Dialekten gab es damals so Sprachwissenschaftler wie George Wenker, der an jedem Ort ein Fragebogen hinschickte, um zu erfahren, wie man an jedem Ort einen Satz sagt. (Hier sind übrigens ein paar Wenkersätze aus Essen und Nachbarstädte https://platt-in-essen.de/inhaltsverzeichnis/, dann siehst du, dass es wirklich anders als Ruhrdeutsch ist) Bei Regiolekten gab es sowas nicht.
Es gibt aber aktuell eine App namens PALAVA, die herausfinden möchte, wie NRW spricht. :) Da kann jeder aus NRW seinen Ort angeben und bestimmte Fragen beantworten, wie er das sagt.^^
Leider werden aber gerne Regiolekte trotzdem als Dialekte bezeichnet, weil viele wohl die Bezeichnung Regiolekt nicht kennen oder halt den Unterschied nicht erkennen. (Kommt mir auf jeden Fall so vor)
Auch außerhalb von NRW, wo man denkt die in Hamburg, Hannover oder Bremen sprechen gerade Dialekt. Die haben aber auch einen Regiolekt.
Ich hoffe, ich konnte dir deine Fragen etwas beantworten, auch wenn es echt schwierig ist.^^
Und danke schön für den Stern. :)
Das heißt also, um ein süddeutsches Beispiel zu nennen: „Schwäbisch" ist der Dialekt und „Allgäuer Schwäbisch", „Donauschwäbisch" oder „Stuttgarter Schwäbisch" ist dann jeweils davon ein Regiolekt?
Sorry für die späte Antwort. (Und sorry, dass meine Texte immer so lang sind, aber so ist es immer besser zu erklären :c)
Ich kenne mich mit dem schwäbischen Dialekt noch nicht so gut aus. (Die Beschäftigung damit kommt noch^^)
Aber ich würde hier eher nein sagen.
Man kann Dialekträume immer weiter verkleinern. Je weiter entfernt ein Ort ist, desto größer sind ja die Unterschiede.
Nehmen wir Niederdeutsch als Beispiel, weil ich mich da besser auskenne. Alle Dialekte werden als "Niederdeutsch" bezeichnet (eigentlich sogar als eigene Sprache), die kann man aber wieder in kleinere Dialekträume aufteilen, wie zum Beispiel "Westfälisch", "Ostfälisch", "Nordniederdeutsch" und "Ostniederdeutsch". Diese können weiter unterteilt werden, beispielsweise Westfälisch kann man aufteilen in "Südwestfälisch" und "Ostwestfälisch".
Das "kleinste" ist dann der Name des Ortes. Zum Beispiel gibt es im Bereich des südwestfälischen Dialekts in meiner Stadt Essen den Dialekt "Borbecksch Platt" aus Essen Borbeck und den Dialekt "Essensch Platt" aus der Essener Innenstadt.
Ich hoffe, du hast das verstanden. xd
Nehmen wir mal keinen Dialekt, sondern eine Sprache. Man spricht allgemein von "Englisch", das sich aber auch in britisches Englisch, amerikanisches Englisch, australisches Englisch usw. aufteilen lässt. Alles ist die gleiche Sprache, aber mit Unterschieden. Man unterteilt es, um die genaue Region zu bestimmen.
Das Gleiche gilt dann auch für Schwäbisch. Der übergeordnete Begriff ist "Oberdeutsch", welcher sich in "Schwäbisch", "Bairisch", "Alemannisch" usw. aufteilen lässt. Auch diese Dialekte können weiter untergliedert werden. "Stuttgarter Schwäbisch" wäre für mich also einfach der schwäbische Dialekt, der in Stuttgart gesprochen wird.
Regiolekte werden ja häufig in Städten gesprochen, wo Dialekte ausgestorben oder nahezu ausgestorben sind. In einer Großstadt wie Stuttgart könnte es einen Regiolekt geben, weil dort vielleicht nicht jeder 100% Schwäbisch spricht, aber wie gesagt kenne ich mich mit Schwäbisch noch nicht so gut aus und könnte die Unterschiede nicht erkennen ob es der Dialekt ist oder es sich schon um einen Regiolekt handelt.
Ein Regiolekt ist ja wie gesagt eine Mischung aus Dialekt und Standarddeutsch.
Hier ein Beispiel aus meiner Stadt Essen:
Dialekt (Essensch Platt): Du hes vandage genauch
Regiolekt (Ruhrdeutsch): Du has heut genuch
Standarddeutsch: Du hast heute genug
Man sieht, dass Ruhrdeutsch "hochdeutscher" ist, aber noch Elemente des Dialekts enthält. Im Dialekt sagt man "hes", was zu "has" wurde, wobei das "t" weiterhin weggelassen wird. "Vandage" ist ganz verschwunden und "genauch" wurde zu "genuch", wo das "g" weiterhin als Ach-Laut ausgesprochen wird.
Oder ein Regiolektwort, was eigentlich jeder schon mal gehört hat: Man sagt im Dialekt Dach, im Regiolekt aber Tach.
Godden Dach -> Guten Tach! :)
Es ist ja auch so, Dialekte können sich von Stadt zu Stadt sehr stark unterscheiden und manchmal sogar innerhalb einer Stadt (Essen Stadtkern sagt vandage, Essen Werden aber vandach), Regiolekte aber nicht. Daher der Name Regiolekt, denn das spricht man in einer Region.
Es gibt bei Regiolekte auch mal vereinzelte Unterschiede, wo dann Essen Stutenkerl sagt und Mülheim Puhmann, aber du wirst kaum erkennen ob jemand Essener, Duisburger, Mülheimer ect. ist, denn fast alle sprechen gleich.
Dann war das was ich meinte wohl Regiolekt und kein Dialekt. Ich glaube richtig starken Dialekt hab ich in NRW echt selten gehört.
Welche Regiolekte gibt es denn alles in NRW und wo liegen ihre Grenzen? Und gibt es auch Übergangsgebiete bei Regiolekten?