Religionsunterricht-werte und normen

6 Antworten

Ein anderes Wort für "Normen" ist "Regeln". Z.B. Du wirst nicht morden (wörtliche Übersetzung des 3. Gebots). Ein anderes Wort für "Werte" sind "Tugenden". Z.B. Friedfertigkeit.


Paguangare  20.09.2012, 18:10

Für mich sind die Begriffe "Werte" und "Tugenden" nicht ganz synonym, da Tugenden immer Eigenschaften sind, die bestimmten Personen zugeschrieben werden.

Wenn jemand die Gültigkeit eines Wertes einsieht, muss er noch nicht die Tugendhaftigkeit besitzen, sich auch in seinem tatsächlichen Handeln danach zu richten, denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

strandparty  20.09.2012, 19:37
@Paguangare

Ja, stimmt schon, wird aber jetzt ziemlich kompliziert. Ich betrachte z.B. die Friedfertigkeit als Idee gemäß Plato. Du betrachtest dagegen die Friedfertigkeit als konkrete Handlung. Ist wohl beides möglich.

Paguangare  21.09.2012, 17:27
@strandparty

"Friedfertigkeit" ist eine Bezeichnung, die sich sowohl auf einen Wert als auch auf eine Tugend anwenden lässt.

Auch einige der anderen Begriffe, die ich in meiner Hauptantwort genannt hatte, sind sowohl Werte, als auch Tugenden, auf jeden Fall Ehrlichkeit, Respekt, Zuverlässigkeit.

Von diesen Substantiven lässt sich immer ein Adjektiv ableiten, das einen tugendhaften Menschen beschreibt:

friedfertig, ehrlich, respektvoll, zuverlässig.

Beim Wert Menschenwürde dagegen ist das Adjektiv "menschenwürdig" nicht die Beschreibung einer Tugend. Deswegen ist die Menschenwürde keine Tugend, sondern etwas, das dem betroffenen Menschen von jemand anderem zuteil werden sollte. Die Tugend würde "menschenwürdeachtende Einstellung" heißen.

Ist das jetzt sprachliche Haarspalterei?

strandparty  21.09.2012, 18:57
@Paguangare

Ist das jetzt sprachliche Haarspalterei?

Nö, das war prima erklärt. Ich bin ja auch Naturwissenschaftler und kein Theologe oder Philosoph, ich muss das alles gar nicht so genau wissen.

Normen sind Regeln. Es gibt sie in Form von staatlichen Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien, in Form von Normen durch Institute (z.B Deutsches Institut für Normung) und andere Institutionen, in Form von religiösen Normen (Geboten) und in Form von gesellschaftlichen Konventionen (Übereinkünften).

Eine Norm sagt aus, was man in bestimmten Situationen tun oder lassen soll/muss oder wie etwas beschaffen sein soll/muss.

Beispiele: Strafgesetzbuch, Straßenverkerhsordnung, die 10 Gebote, die Norm für DIN A 4-Papier.

Werte besagen, was man in einer Gesellschaft für gut und richtig hält, und woran sich ein Mensch in seinem Verhalten orientieren sollte, ohne sich auf einen bestimmten Tatbestand zu beziehen. Beispiele:

  • Menschenwürde
  • Toleranz
  • Ehrlichkeit
  • Respekt
  • Zuverlässigkeit
  • Freiheit
  • Gleichberechtigung
  • Solidarität

Werte können zu Normen führen. Beispiel:

Der Wert Respekt führt zum Gebot: "Du sollst Vater und Mutter ehren."

Der Wert Menschenwürde führt zu einigen Artikeln des Grundgesetzes, allen voran Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."

Werte fragen nach dem guten Wollen (... das kann man fördern, daran appellieren - aber man kann es nicht einfordern oder event. sanktionieren ...)

Normen fragen (ethisch) nach den Grenzen des Erlaubten (... das kann dann auch eingefordert werden oder Nichteinhaltung sanktioniert werden ...).

Ein klassisches Beispiel dafür, dass beides hübsch durcheinander geht, sind "Verhaltensregeln" für Schulklassen. Beispiel:

"Wir gehen immer nett miteinander um!" (Das ist ein Wert und ein ehrenwertes Ansinnen, kann aber nie eine "Norm" sein - das kann man nicht einfordern, oder ist Herummuffeln schon einen Verweis wert?). Das Gleiche kann aber auch eine Norm sein: Von einer Angestellten an einer Hotelrezeption kann man durchaus freundliches Verhalten einfordern - wenn nicht, gibts eben Konsequenzen, weil sie damit dem Ruf des Hauses schadet.

Wieder zur Schule: Eine Norm wäre "Kaugummis in der Schule sind verboten" Das ist klipp und klar, wenn sich welche nicht dran halten, kann das Folgen haben (oder sollte es auch). In der Begründung (falls es eine gibt) stehen dann oft wieder Werte wie "... weil wir und gemeinsam um eine angenehme Lernatmosphäre bemühen wollen".

werte sind objektiv also für eine größere gruppe an menschen und werte sin subjektiv aslo ich bezogen und aus den werten macht mann für sich selbst eine norm

z.b wert: hilfsbereitschaft und du machst daraus deine norm also z.b. ich helfe nur alten menschen

In jeder Gesellschaft gibt es Normen, Werte, Tabus, über die ein Konsens besteht, d. h. sie werden von der überwiegenden Zahl der Mitglieder dieser Gesellschaft als allgemeingültig anerkannt und befolgt. Werte können sich auch immer wieder wandeln, je nachdem wie sich eine Gesellschaft entwickelt. Am Anfang des vorherigen Jahrhunderts waren in der Erziehung noch Werte wie Bildung, Gehorsam, Ehrgeiz, Pflichtbewußtsein, Höflichkeit, Ehrlichkeit ganz hoch angesiedelt, heute sind es eher Selbstständigkeit, Cleverness, Ellbogendenken usw. Früher hierzulande eher unbekannte Werte wie Familienehre, Blutrache, Jungfräulichkeit sind erst durch unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund in unsere Gesellschaft eingeflossen. Homosexualität war früher ein Tabu, ist heute selbstverständlich.