Psychologe tröstet nicht?
Habe vorletzte Woche bei meiner Psychologin geweint. Es war kein Kein Heulanfall aber ich hab schon bisschen geweint. Sie saß allerdings nur da ganz entspannt wieder beruhigt haben und danach ganz normal weitergeredet als wäre nichts gewesen. Nicht getröstet oder sonst was, ist das normal?
16 Antworten
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Ein Psychologe ist nicht da um dein Freund zu sein oder dein Gesprächspartner der sich mit dir unterhaltet. Ein Psychologe hat natürlich Empathie aber er muss auch eine Distanz beibehalten die enorm wichtig ist für eine sinnvolle Therapie und ein sinnvolles Therapiegespräch, also ist diese Distanz auch wichtig für dich. Bei sehr vielen psychologischen Krankheitsbildern spielt der Umgang des Psychologen eine entscheidende Rolle und wenn er diese Distanz nicht einhält dann löst das zB. beim Patienten falsche Dinge aus die eine Therapie verhindern.
Die Gedanken die du dir über deinen Psychologen machst hinterlassen bei mir den Eindruck als ob du selber zu wenig Distanz zu ihm nimmst, Ich empfehle dir mit deinem Psychologen darüber direkt zu reden weil das bestimmt auch für die Therapie relevant ist.
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Psychologe tröstet nicht?
Natürlich nicht. Trost zu spenden ist ein Zeichen von persönlicher Anteilnahme. Es ist aber ganz und gar nicht die Aufgabe Deiner Psychologin, Dir gegenüber persönliche Anteilnahme zu zeigen. Im Gegenteil - um mit Dir erfolgreich arbeiten zu können, muss eine sachliche Distanz gewahrt bleiben.
Alex
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das ist Unsinn
Nein. Ein Psychologe zeigt eine kognitive Anteilnahme, nicht aber eine persönliche Anteilnahme.
Anteilnahme bedeutet, bei der Trauer, Verzweiflung da zu sein und nicht durch dumme Sprüche wegzulaufen
Das nennt man kognitive Anteilnahme. Das ist nicht zu verwechseln mit persönlicher Anteilnahme.
Persönliche Anteilnahme wäre Beileid oder Mitleid, das sich in Trost spendenden Worten oder Taten äußert.
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Nein. Ich bedanke mich für einen Psychotherapeuten, der eine kognitive Anteilnahme zeigt. Das mögen Chirurgen tun, aber sicher keine Psychotherapeuten. Trost bedeutet: einfach da sein. Und aushalten, wenn der andere weint, statt ihn mit billigem Pseudotrost von diesen Gefühlen wegzulotsen. Es bedeutet nicht, mt dem Patienten zu verschmelzen.
Ach so ja. ich sollte es wissen, da es mein Beruf ist. Ich bin approbierte Psychotherapeutin. Kognitive Anteilnahme-... schüttel.
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Es ist nicht die Aufgabe des Psychologen, den Patienten zu trösten, sondern mit ihm an den Ursachen seiner Probleme zu arbeiten. Das kann durchaus auch schonmal weh tun.
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was du von einem Therapeuten in dieser Situation hättest erwarten können, wäre das Reichen eines Taschentuches gewesen und eine Bemerkung wie "das berührt Sie/dich jetzt sehr" oder "das macht Sie/dich jetzt gerade sehr traurig, nicht wahr?"
maximal noch dazu ein mitfühlender Gesichtsausdruck, aber mehr an Trost und Anteilnahme wäre in dieser Situation unangemessen gewesen
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Dass die Psychologin - deiner Schilderung zufolge - nach der Pause einfach weitergemacht hat, ohne sich auf das Weinen zu beziehen, wundert mich schon etwas. Eine Bemerkung wie: "Ja, das scheint dir weh zu tun, wenn du jetzt ..." wäre durchaus vorstellbar gewesen.
"Trösten" wiederum kann einen in Gang gekommenen Prozess allerdings auch (kontraproduktiv) zum Versiegen bringen oder jemandem vermitteln, dass man ihm nicht genug Kraft zutraut, seine Gefühle auszuhalten.
Es kommt also (neben den Eigenarten der beteiligten Personen) sehr auf die Situation drauf an.
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Wenn man sich jz z.b SV wegen dem Thema würde der Psycholog einen trösten ?
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Wie ich schon geschrieben habe: es kommt da wirklich auf die konkrete Gesprächssituation drauf an!
Ein grundsätzliches Mitgefühl ist bei einem guten Therapeuten sicherlich vorhanden.
Was würdest du dir denn als Trost wünschen in einer Therapiesitzung?
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Eine Umarmung würde mir echt gut tun weil es ein sehr heikles Thema ist bei dem ich wirklich geprägt wurde
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Du kannst einen solchen Wunsch gerne äußern!
Ich denke, dass er auf Verständnis stoßen wird.
Das hängt halt auch von der Grundeinstellung des Therapeuten (/ der Therapeutin ab). - Ich vermute, dass die meisten heutzutage so etwas auch (mal) machen.
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Für mich wäre das durchaus eine Möglichkeit. Als Therapeut kann man allerdings (unter den üblichen Bedingungen, für die die Krankenkasse die Kosten zahlt) keine "Ersatzeltern-Rolle" (im Sinne eines 'Re-parenting') übernehmen; von daher darf man auch nicht (unbewusst) 'falsche Hoffnungen' wecken.
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das ist Unsinn. Aber persönliche Anteilnahme bedeutet nicht, billige Äußerungen wie: "Ach ja, das wird schon wieder" zu machen. Anteilnahme bedeutet, bei der Trauer, Verzweiflung da zu sein und nicht durch dumme Sprüche wegzulaufen.